Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
Spuren für die Anwesenheit – vor ihrem Tod – von Andrew Victor und Ricardo Torres und jeder anderen armen Seele, die Cal dem Hasser in letzter Zeit vielleicht über den Weg gelaufen war. Denn die menschlichen Überreste an Bord waren relativ frisch gewesen, was hieß, dass er vermutlich noch ein anderes Opfer mitgenommen, ermordet, verstümmelt und beseitigt hatte. Und es konnte auch noch nicht lange her sein, da der Killer mit seiner Putzarbeit – mit Druckreiniger und Clorox, Coopers alter Lieblingsmarke, die man an Bord gefunden hatte – nicht fertig geworden war.
Keine Spur von Andy Victors rotem Fahrrad oder iPod oder seinem Handy. Oder Besitztümern irgendwelcher anderen Opfer.
Keine neue Leiche war bislang irgendwo angespült worden.
Kein neues Herz lag in einem Spielzeug-Dingi oder irgendwo sonst.
Noch kein Beweis dafür, dass Richard Bianchi die Aggie je betreten hatte – auch wenn Sam unbedingt einen klaren Nachweis dafür wollte, dass Ricardo Torres an Bord gewesen war. Diese Verbindung könnte helfen, Bianchi zumindest zu einem Verdächtigen eines Mordkomplotts zu machen.
Aber nichts war so einfach.
Nach und nach sickerten ein paar handfestere Informationen zu ihnen durch.
Das Anatomie-Lehrbuch enthielt Illustrationen zu Herzentnahmen vor einer Transplantation, und ein Stapel heruntergeladener und ausgedruckter Unterlagen schien dasselbe Thema zu behandeln. Allerdings war an Bord des Hausboots kein Computer gefunden worden, und anhand der Ausdrucke selbst ließ sich unmöglich sagen, von welchem oder wessen Computer sie vielleicht heruntergeladen worden waren.
Noch war nicht abzusehen, ob und, falls überhaupt, wann sie einen Durchsuchungsbefehl für irgendwelche Computer bekommen würden, die Richard Bianchi besessen oder benutzt hatte.
Und ganz nebenbei hatten sie schließlich die Bestätigung von Elliot Sanders’ Büro bekommen, dass das erste gefundene Herz – das, das in zwei Tupperware-Behältern in dem Kinder-Dingi vor dem Zuhause der Beckets gesteckt hatte – zu Andrew Victor gehört hatte.
Jede Menge Brauchbares für Sam Becket, den Ermittler.
Nichts davon genug für Sam, den Ehemann.
Der Mann der Stunde – der Mittelpunkt des geballten Medieninteresses, das sich auf das Kommen und Gehen in Dinner Key konzentrierte – wurde noch immer im Gefängnistrakt des Jackson Memorial festgehalten. Erst sechs Tage, seit sie an Bord der Aggie gegangen waren, und schon jetzt war Sam schmerzlich bewusst, wie seine Wutpegel immer höher stiegen. Und er glaubte sich sicher zu sein, sie unter Kontrolle halten zu können, hatte im Laufe der Jahre gelernt, mit Abschaum und Frustration umzugehen. Aber dennoch war das hier – wie er vor sich selbst und nur vor sich selbst allmählich zugab – ein Fall, von dem er vielleicht doch besser zurücktreten sollte.
Aber Cooper hatte den Fall zu seiner persönlichen Angelegenheit gemacht, hatte wiederholt seine Familie in Gefahr gebracht – und Sam versuchte alles, um den Angriff gegen sich selbst mit der Spritze zu verdrängen. Aber inzwischen war er sich verdammt sicher, dass Cooper auch für all das Schlimme verantwortlich war, das Grace in diesem Augenblick durchmachen musste.
Und das hieß, zu Recht oder Unrecht, dass von allen Fällen von Gewaltverbrechen, in denen derzeit im ganzen Bundesstaat Florida ermittelt wurde, dieser hier der letzte Fall war, von dem er je zurücktreten würde.
Mike Alvarez rief Sam und Martinez am Mittwochvormittag in sein Büro und bat sie, Platz zu nehmen.
»Ich weiß, wie sehr euch das alles bereits zugesetzt hat«, sagte er. »Und wir alle wissen, dass es noch schlimmer werden wird.«
Es war klug vom Lieutenant, sie beide anzusprechen, in dem Bewusstsein, dass das, was einen von ihnen schmerzte, auch dem anderen schwer zu schaffen machte.
»Das ist es wert«, erwiderte Sam, »wenn wir Cooper für seine ganzen Verbrechen festnageln können.«
Alvarez nickte. »Einige dieser Verbrechen wurden gegen dich, Sam, und deine Familie verübt. Und genau deshalb muss ich dir – euch beiden – noch einmal einschärfen, bei diesem Verdächtigen verdammt gut aufzupassen! Sorgt dafür, dass alle Durchsuchungsbefehle abgedeckt sind, und belehrt ihn noch einmal über seine Rechte, bei jeder Vernehmung, selbst wenn ihr es nicht müsst.«
»Keine Frage«, sagte Sam.
»Das gilt auch für dich«, wandte sich der Lieutenant an dessen Partner.
Der nickte. »Natürlich.«
»Das Letzte, was ich will, ist, dich vom Fall
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