Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)
Mit weichen Knien stand sie auf, nahm Hut und Handtasche, tat ein paar Schritte und blieb dann stehen. Ängstlich sah sie sich um, aber niemand nahm Notiz von ihr; die anderen beiden Frauen schäkerten weiter mit dem Herrn, die Frau in Orange genoss ein Glas Champagner, und die in Gelb ließ sich gerade mit einer Mischung aus Koketterie und Hochmut von dem Mann an ihrem Tisch umwerben. Der Kellner hatte sein Schwätzchen unterbrochen, um den Tisch abzuräumen und das Geld einzustecken; offenbar war ein großzügiges Trinkgeld mit inbegriffen gewesen, denn er summte vergnügt vor sich hin, während er im Vorübergehen bei der Dame in Gelb und ihrer Bekanntschaft die Bestellung aufnahm. Floortje wünschte, sie hätte das zweite, noch unberührte Glas Whiskey leergetrunken, bevor es der Kellner mitgenommen hatte. Sie wandte sich wieder der geöffneten Flügeltür zu, durch die der Mann verschwunden war. Am liebsten hätte sie sich auf der Stelle umgedreht und wäre davongelaufen.
Fünfzig Florin.
Ihre Augen wanderten durch das dämmrige Hotelzimmer. Die Fenster waren geöffnet, trotzdem war es stickig und roch leicht modrig. Durch die Schlitze der Fensterläden fiel Licht auf das Bett, dessen Bezüge abgenutzt, aber sauber waren; das Moskitonetz war an den Pfosten mit einfachen Schnüren zusammengerafft. Daneben stand ein Nachttisch mit einer Lampe und einem Aschenbecher; links der Tür befanden sich ein klapprig wirkender Schrank und rechts neben Floortje ein Waschtisch mit einem angeschlagenen Spiegel und davor ein Rattanstuhl.
»Mach’s dir bequem«, sagte der Fremde, ging zum Fenster und schloss die beiden Flügel. Er schlüpfte aus seinem Jackett, das er im Vorbeigehen über die Stuhllehne warf, bevor er sich dann auf der Matratze niederließ, um sich die Schuhe auszuziehen und sein Hemd aufzuknöpfen.
Floortje war unbehaglich zumute, aber sie weigerte sich, Angst zu empfinden, und noch mehr, welche zu zeigen. »Das Geld. Ich will es sehen. Legen Sie es dort auf den Nachttisch.«
Verblüfft sah er sie an, dann grinste er. »Ihr Wunsch ist mir Befehl, gnädiges Fräulein.« Er griff in seine Hosentasche und zählte Scheine aus dem Bündel ab. »… dreißig, vierzig, fünfzig. Hier – siehst du?« Er hielt das Geld hoch und deponierte es gut sichtbar auf den Nachttisch. »Da liegt es.« Ungeduldig winkte er sie zu sich heran. »Und jetzt komm her.«
Floortje legte ihren Hut auf den Waschtisch, stellte ihre Tasche daneben ab und schlüpfte aus ihren Schuhen. Mit zitternden Fingern löste sie die Häkchen an der Vorderseite ihres Kleides; sie schien eine Ewigkeit dafür zu brauchen, aber endlich schälte sie sich aus dem Stoff und legte ihn halbwegs sorgsam über die Armlehne des Stuhls. Mit den Häkchen des Korsetts tat sie sich leichter und ließ es einfach fallen, bevor sie das Band um die Taille ihres Unterrocks aufzog, ihn herabgleiten ließ und herausstieg. Sie griff in ihr Haar und holte die Nadeln heraus, legte sie auf dem Waschtisch ab und schüttelte in einem Aufflackern von Selbstbewusstsein heftig den Kopf; sie wusste, sie hatte schönes Haar, das vor allem dann verlockend wirkte, wenn es um sie herumwogte. Dann ging sie zu ihm.
Grinsend fasste er sie an der Rückseite ihrer Oberschenkel und zog sie rittlings auf seinen Schoß. Wie ein Kunde an einem Obststand, der die Reife der Früchte feststellen will, grub er seine Finger in ihre Pobacken.
»Du bist ein wirklich süßes Mädel«, murmelte er und betrachtete sie eingehend, während er die Hände über ihren Rücken wandern ließ und durch ihr Haar strich. Schließlich umfasste er ihren Nacken und zog ihren Kopf zu seinem Gesicht herab. Floortje stemmte die Fäuste gegen seine Brust und wollte sich ihm entwinden, aber er hielt sie unnachgiebig fest.
»He, ich hab für dich bezahlt«, raunte er freundlich und drückte seinen Mund auf ihren, schob seine Zunge hinein und tastete sich weiter vor. Er schmeckte harzig, und Floortje spürte ein Würgen im Hals; dennoch versuchte sie ihm halbherzig mit ihrer Zunge entgegenzukommen, aber nachdem er nicht darauf einging, beließ sie es dabei, dass er in ihrer Mundhöhle herumrührte wie ein Quirl in der Sahne, und als er von ihr abließ, unterdrückte sie das Bedürfnis, sich die gesamte untere Gesichtshälfte abzuwischen.
Sein Mund zog eine feuchte Spur über ihren Hals und vergrub sich im Dekolleté ihres Hemdchens; seine Hände packten sie an den Hüften und zogen sie näher zu sich, halb auf die
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