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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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mehr schadet als nützt. Oder du besorgst dir diese Dinger aus Gummi, aber da kannst du’s auch gleich sein lassen, die will sich kein Kerl überziehen. Halt eben die Augen offen. Schau dir den Burschen mitsamt seinem Lümmel genau an, und wenn dir was komisch vorkommt, schickst ihn weg. Sagst, du hättest gerade zu bluten angefangen, da ergreift so gut wie jeder die Flucht. Und lass vor allem die Finger von denen in Uniform! Die haben’s nämlich fast alle, weil die’s besonders bunt treiben. Vor allem die mit der Franzosenkrankheit! Manche macht die nämlich besonders spitz, und dann wollen die alles besteigen, was ihnen über den Weg läuft.« Sie zwinkerte Floortje zu. »Auch wenn’s noch so verführerisch ist, so einen mitzunehmen, das sind ja doch immer ganz fesche Burschen.« Bettys Miene bekam etwas Versonnenes, und ihre Augen wanderten in die Ferne. »Früher kam oft einer hierher, ein besonders stattliches Mannsbild. Barbarossa haben wir zu ihm gesagt. Ungestüm wie eine Naturgewalt. Huuh«, sie zog genießerisch den Atem durch die Zähne, »dem hätt’ ich’s auch für umsonst gemacht. Alles, was er gewollt hätte. Aber dem war ich zu drall und wohl auch zu blond. Im Nachhinein war’s besser so, angeblich hat er’s nämlich gehabt.« Sie schwieg einen Moment und fügte dann leiser, beinahe sehnsüchtig hinzu: »Keine Ahnung, was aus ihm geworden ist, hab ihn schon lang nicht mehr gesehen.« Ihr Blick richtete sich wieder auf Floortje, und sie hob drohend den Zeigefinger. »Und geh ja nie mit einem von diesen dreckigen Chinesen mit! Egal, was er dir zahlt! Wenn dich einer der anderen Männer dabei sieht und das weitererzählt, gibt keiner mehr auch nur einen einzigen kümmerlichen Florin für dich aus!«
    Floortje lächelte. »Ich werd’s mir merken.« Offen sah sie Betty an. »Danke.«
    Die Blondine machte eine abwiegelnde Geste. »Schon gut, Herzchen.« Sie beäugte Floortjes fast leeres Glas. »Allerdings fänd ich’s nett von dir, wenn du mir dafür einen Schluck von dem da spendieren würdest.«
    »Mach ich gern«, erwiderte Floortje und sah dann zu Bettys Freundinnen hinüber. Eine ganze Flasche kostete nicht die Welt, gerade mal fünfzehn Florin, wenn das auch fast schon ein Wucherpreis war in Anbetracht der Tatsache, dass die Spirituosenhändler den Moët in der Zeitung für acht Florin fünfzig bewarben. »Meinst du, die anderen beiden würden mit uns anstoßen? So als …« Eine leichte Röte färbte ihre Wangen, und gleich darauf glomm ein schalkhafter Funke in ihren Augen auf. »… als Friedensangebot?«
    »Darauf kannst du wetten!« Betty wandte sich halb um und winkte ihre Freundinnen heran. »Mädels, hierher! Gibt Schampus!«

28
    »Ida will Lo-laaa!«, brüllte das kleine Mädchen aus Leibeskräften, hochrot im Gesicht und mit stocksteifen Armen die Finger zu Fäusten geballt. Melatis Hand, die sich beruhigend auf ihre Schulter legen wollte, schlug sie wütend beiseite und stampfte kräftig auf. »Lo-laa!«
    »Das geht jetzt aber nicht, Mäuschen«, erwiderte Margaretha de Jong schon leicht ungeduldig, während sie am Kragen von Jeroens Hemd herumzupfte, der sich ihr immer wieder zu entwinden suchte. »Wir haben keine Zeit mehr, deine Lola zu suchen, wir müssen los.«
    Frau de Jong und ihre Kinder waren im Aufbruch begriffen, um den Nachmittag bei Johanna Beyerinck, der Frau des Contrôleurs , zu verbringen. Als Verwalter der gesamten Gegend um Ketimbang mit all den Dörfchen und Marktflecken und seinerseits dem Residenten in Teluk Betung untergeordnet, verfügte Beyerinck nicht nur über ein Amtsgebäude am Rande des Städtchens, sondern auch über ein hübsches, aus Stein und Stuck gebautes Haus auf einer Anhöhe daneben, von dessen Veranda aus man eine herrliche Aussicht über die Sundastraße mit den vorüberziehenden Schiffen genoss, wie Margaretha de Jong begeistert erzählt hatte.
    Die Beyerincks hatten drei Kinder, ein Mädchen in Jeroens Alter und einen Jungen, der ein bisschen älter war als Ida, sowie noch einen zweiten Sohn, der gerade ein Jahr alt geworden war. Zwei oder drei Mal war Frau Beyerinck auch schon mit ihren Kindern bei den de Jongs gewesen, einmal davon in Begleitung ihres Gatten, einem schmalen, hinter seiner freundlichen Höflichkeit immer ein wenig unsicher wirkenden Mann. Jacobina war das Herz aufgegangen, wenn sie zugesehen hatte, wie die beiden Jungen auf der Veranda mit Jeroens Eisenbahn oder im Garten Fangen gespielt hatten, während Ida und

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