Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
Käserei?« Rose bemühte sich nicht, die leise Verachtung in ihrer Stimme zu unterdrücken.
»Ja. Wusstest du es nicht? Ich bin seine Gehilfin. Das spart der Farm Geld. Und ich tue endlich das, was du von mir verlangst: Ich mache mich nützlich.«
»War das Outwaters Idee?«, fragte Rose. Ihr Gesicht wirkte plötzlich angespannt.
»Nein. Das war meine. Du hast doch selbst gesagt, ich solle mir eine Beschäftigung suchen. Nun, das habe ich getan. Und Ruth ist damit einverstanden.« Corinne breitete die Arme aus. »Ich habe gar nicht gewusst, dass Käsen solchen Spaß machen kann.«
»War er da? Hast du ihn gesehen?«
»Ja, habe ich. Und er sieht noch immer so aus, wie ich ihn dir beschrieben habe. Schwarz wie die Hölle und gutgläubig wie die Nacht dunkel. Keiner ist besser geeignet.«
»Hat er Verdacht geschöpft?«
»Nein. Natürlich nicht. Ich bin doch kein Anfänger.«
»Hat er etwas bemerkt?«
»Nein, wie sollte er auch? Er vertraut mir. Wie sieht es in Kapstadt aus? Hast du was gehört?«
»Es rumort. Die Schwarzen planen etwas, das ist gewiss. Meine Informanten berichten von Vorbereitungen zur Gründung einer Schwarzen-Liga.«
»Mein Gott, das ist doch nichts Neues. Seit Jahren gehen solche Gerüchte herum.«
»Ja, aber dieses Mal könnte es ernst werden. Es gab da einen Vorfall in der Nähe von Gobabis, bei euch da unten. Mit einem schwarzen Mädchen. Und unser Mann war ganz in der Nähe.«
»Was genau ist passiert?«
»Ein schwarzes Nama-Mädchen ist nach einer Vergewaltigung schwanger geworden. Bei der Geburt ist sie gestorben. Laut Obduktionsbericht war die Plazenta mit dem Uterus verwachsen. Sie ist einfach verblutet. Das war es schon.«
»Sind die Schwarzen deshalb in Aufruhr?«
»Das Ergebnis des Obduktionsberichtes ist derzeit noch geheim. Außerdem ist sie von einem Weißen vergewaltigt worden. Ich denke schon, dass das bei den Schwarzen Wut auslöst.«
»Wisst ihr, wer der Weiße ist?«
»Wo denkst du hin? Das ist doch vollkommen gleichgültig. Da wollte ein junger Kerl einfach mal Spaß haben. Die Schwarzen stellen sich doch sonst auch nicht so an. Wir werden bestimmt nicht nach ihm suchen. Das würde viel zu viel Staub aufwirbeln. Im Übrigen ist es keine Straftat, sich ein schwarzes Mädchen zu nehmen. Zumindest, solange niemand Anzeige erstattet. Mein Gott, wir haben doch alle unsere kleinen Jugendsünden!«
»Hmm. Seht zu, dass ihr den Deckel auf der Sache haltet. Einen Aufruhr kann ich überhaupt nicht brauchen.
Wie sieht es bei euch in Swakopmund aus? Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?«
»Nein. Hier ist alles ruhig. Viel zu ruhig, wenn ich es recht bedenke. Unser Mann war zwar da, doch er hat nichts Auffälliges getan. Kann sein, dass er etwas über den Unglücksfall in Gobabis weiß, gesprochen hat er nicht darüber.«
»Was tut er jetzt?«
»Im Augenblick geht er einkaufen.«
»Wie lange wollt ihr ihn noch laufen lassen? Wann wollt ihr zuschlagen? Meinen Plan kennst du, ich bin bereit.«
»Abwarten. Lange wird es nicht mehr dauern. Aber noch ist nicht alles in trockenen Tüchern.«
»Ich verlasse mich auf dich, aber ehrlich gesagt: Ich kann nicht glauben, dass ein einzelner Schwarzer so viel Macht haben kann. Ich glaube nicht, dass sein Fall das Land aufrühren könnte – oder die Schwarzen zur Besinnung brächte.«
»Es geht nicht um ihn. Es geht noch nicht einmal um das Schicksal der Schwarzen. Wen kümmern die schon? Die Vereinten Nationen sind das Problem. Seit über fünfzehn Jahren fordern sie Südafrika auf, Südwest in die Unabhängigkeit zu entlassen. Kapstadt ignoriert diese Aufforderungen, denn Namibia ist einfach zu wertvoll. Und das nicht nur als Puffer gegenüber den von Schwarzen regierten Staaten. Es geht um Geld, um Rohstoffe. Diamanten, Uran, Kupfer heißen die Zauberworte. Was sind wir in Europa wert, wenn wir diese Schätze nicht mehr haben? Ein Fleck auf der Landkarte werden wir sein, nicht mehr von Interesse als ein Fleck auf dem Hemd!
Für die Schwarzen hier zählt das alles nicht. Sie beschweren sich über ihre Lebensbedingungen. Seit Neuestem passt es ihnen nicht, dass Südafrika Namibia in Homelands eingeteilt hat. Als ob die Bezeichnungen Namaland, Damaraland, Bushmanland, Basterland und wie sie alle heißen wirklich etwas zu bedeuten hätten! Manchmal frage ich mich ohnehin, ob der wahre Feind drinnen oder draußen steht. Na gut, das muss dich nicht kümmern. Du weißt, was du zu tun hast?«
»Ich tue, was ich kann, mache, was
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