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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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»Ich bin sicher, es geht ihr gut. Sie werden sehen. Hinterher lachen Sie alle über die Geschichte.«
    »Das bezweifle ich irgendwie.« Jennifer hob den Hörer wieder ab und wählte noch einmal Henrys Nummer. »Nur noch ein letzter Anruf«, erklärte sie Carolyn. »Um herauszufinden, warum sie so lange brauchen.« Das Telefon klingelte ein-, zweimal, bevor beim dritten Klingeln abgenommen wurde.
    »Henry Voight«, meldete sich eine Stimme.
    »Henry, hier ist Jennifer. Tut mir leid, Sie noch mal zu behelligen …«
    »Ist Brianne zurückgekommen?«, unterbrach er sie.
    »Nein. Und die Ranger sind auch noch nicht hier.«
    Es entstand eine kurze Pause, bevor er weitersprach. »Hören Sie, Jennifer. Ich weiß, dass das schwer für Sie ist, aber Sie müssen allen erklären, dass sie geduldig sein und warten müssen. Sie müssen verstehen, dass ein Mädchen, das in der Nacht mit ihrem Freund abhaut, für die Ranger nicht unbedingt oberste Priorität hat. Der Sergeant hat mir versichert, dass er bis Mittag jemanden vorbeischicken wird.«
    »Bis Mittag?«
    »In der Zwischenzeit läuft die Suche nach Tylers Wagen, und ich patrouilliere weiter zu Fuß.«
    »Tut mir leid, ich wollte nicht undankbar klingen, wirklich nicht. Es ist bloß, dass sich alle schreckliche Sorgen machen …«
    »Das verstehe ich vollkommen.«
    In diesem Moment hörte Jennifer einen Schrei, der durch die Leitung schoss wie eine brennende Flamme über Öl. Diesem ersten Schrei folgte unmittelbar ein zweiter und dritter, wie eine sich steigernde Kadenz, jeder markerschütternder als der vorherige. »Gütiger Gott, was war denn das? Ist das Brianne?«
    Dann verstummten die Schreie abrupt.
    Jennifer starrte auf den Hörer und wusste, dass die Verbindung unterbrochen worden war.

KAPITEL 24
    Brianne lief verzweifelt im Kreis herum und schrie in die kalte Morgenluft. Ihre Schreie hallten zwischen den Bäumen wider, prallten von ausgedehnten Berghängen ab und wurden vom gleichgültigen Nebel geschluckt. »Nein, nein«, schluchzte sie weiter. »Das ist nicht wahr. Das kann nicht wahr sein.« Sie packte den nächsten Ast, der Ast brach ab, sie verlor das Gleichgewicht, stolperte und machte die Augen zu, als sie zu Boden fiel. »Nein, bitte. Mach, dass ich noch schlafe«, stöhnte sie, als ihre nackten Knie über Fels schrammten und der harte Stein in ihre Haut schnitt wie ein Messer in Butter. »Das ist alles nur ein böser Traum. Ich schlafe noch. Ich schlafe noch.« Bitte, flehte sie stumm und hielt die Augen weiter fest geschlossen, als sie sich wieder auf die Füße rappelte. Bitte mach, dass ich träume. Bitte mach, dass das alles nicht wahr ist.
    Aber es war wahr. Das wusste sie. Sie hatte es in dem Moment gewusst, als die kalte Sonne sie vor fast zwei Stunden geweckt hatte, so unsanft, als würde ihr jemand mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchten. Sie hatte sich aufgerichtet und gesehen, wie die Sonne beinahe sofort und wie mit Absicht wieder hinter den Wolken verschwunden, Sekunden später erneut aufgetaucht und wie in einem sadistischen Versteckspiel ein weiteres Mal verschwunden war. Sie schien sie regelrecht zu necken, ließ sich immer wieder kurz blicken, warf in einem Moment ihren grellen Spot auf die Umgebung und blendete sie im nächsten direkt.
    Dieser verdammte Tyler Currington, hatte sie gedacht, durch das Dickicht gespäht und gehofft, ihn durch den Wald kommen zu sehen, eine Rettungsmannschaft auf seinen Fersen. Wo zum Teufel steckte er? Hatte er ihr nicht versprochen, sofort zurückzukommen? Hatte er nicht gesagt, die Hütte, die er gesehen hatte, sei nur eine halbe Meile weiter und er würde notfalls einbrechen, um Hilfe zu rufen, bevor er zu ihr zurückkehrte?
    Wo, verdammt noch mal, blieb er also? Er war schon vor Stunden aufgebrochen. Hatte der Idiot sich etwa wieder verlaufen? War er rechts statt links und dann links statt rechts abgebogen und hatte, nur geleitet von seinem unangebrachten Stolz, in der Dunkelheit die Orientierung verloren? Hatte er sich schließlich der Hoffnungslosigkeit seiner Lage und der zunehmenden Erschöpfung ergeben, sich hingelegt und war wie sie auf einem Blätterhaufen eingeschlafen? Wachte auch er gerade auf, erkannte, dass er sich komplett verirrt hatte, und überlegte, wie er am schnellsten zu ihr zurückfand?
    Oder hatte er die Hütte gefunden und feststellen müssen, dass niemand zu Hause und das Telefon abgestellt war? War er, vor die Wahl gestellt zwischen Ritterlichkeit und Bequemlichkeit, der

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