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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Versuchung eines leeren, warmen Bettes erlegen? Lag er auch jetzt noch friedlich zusammengerollt auf der nackten Matratze, atmete ihren wohlig muffigen Geruch ein und träumte von besseren Wochenenden? Und würden die Bewohner der Hütte im Laufe des Vormittags nach Hause kommen und ihn friedlich schnarchend vorfinden? Würde er von einem Chor geweckt: »Wer hat in meinem Bettchen geschlafen?«
    Ein andauerndes Knurren in ihrem Magen und ein noch hartnäckigerer Schwarm Moskitos überzeugten sie schließlich, dass es an der Zeit war, aufzustehen und aus eigener Kraft loszulaufen. Sie konnte schließlich nicht den ganzen Tag hier sitzen und hoffen, dass Tyler zurückkam. Der Schwachkopf war wahrscheinlich längst weg. Vermutlich hatte er mehr Glück als Verstand gehabt und war auf eine größere Straße gestoßen, zurück in die Stadt getrampt und hatte Brianne sich selbst überlassen.
    Ihre Mutter hätte sie nie allein gelassen, dachte sie, stand vorsichtig auf und spürte, wie sich ihre steifen Gelenke entfalteten. Ihre Mutter würde sie notfalls auf dem Rücken tragen, selbst wenn es ihr das Rückgrat brechen würde und sie sie bis zum Ende der Welt tragen müsste.
    »Und genau da bin ich wahrscheinlich gelandet«, sagte Brianne laut, sah sich um und hörte ihre Halswirbel knacken, als sie den Kopf von einer Seite zur anderen wendete. Alles tat weh. Ihr linker Arm und ihre linke Schulter waren vom Liegen auf dem harten Boden taub, beide Beine waren wackelig und krampfgefährdet. Ihre Mutter würde ihre schmerzenden Glieder einfach mit Küssen bedecken, bis sie wie durch ein Wunder wieder heil waren.
    Sie blickte auf ihre Füße. Nachdem sie sie in den vergangenen paar Stunden in den Boden gesteckt hatte, um sie warm zu halten, waren sie jetzt von der Ferse bis zu den Zehen mit einer getrockneten Erdkruste überzogen, die aussah wie ein Paar kurze schwarze Stiefel. »Absolut topmodisch«, murmelte sie und lachte, erleichtert, dass sie ihren Fuß zumindest leicht belasten konnte. Zumindest in diesem Punkt hatte Tyler recht behalten: Der Knöchel war offenbar nicht gebrochen.
    Sie ging los, und die Wolken am Himmel folgten ihr und wurden dunkler und schwerer, bis erneut Regen in der Luft lag. »Nun, dann hab ich wenigstens was zu trinken, falls mich nicht bald jemand findet«, sagte sie und fragte sich, ob ihre Mutter schon wach war und ob überhaupt irgendjemand mitbekommen hatte, dass sie weg war. Gut, dass sie am Abend zuvor so viel Wasser getrunken hatte, was ihr einen Vorwand für die zahlreichen Gänge zur Toilette geliefert hatte, bevor sie mit Tyler abgehauen war. »O Gott«, stöhnte sie beim Gedanken an den bewusstlos am Straßenrand liegenden Hayden und betete, dass es ihm gut ging. »Es tut mir so leid, Hayden. Ich wollte nicht, dass das passiert. Es tut mir wirklich leid.« Leise weinend fuhr sie fort: »Bitte finde mich, Mami. Ich schwöre, wenn du mich findest, bin ich von jetzt an die beste Tochter überhaupt. Ich räume hinter mir auf und halte mein Zimmer in Ordnung. Ich mache meine Hausaufgaben und gebe ausgeliehene Bücher rechtzeitig ab. Ich lüge dich nie wieder an, und ich gehe nicht mit Idioten wie Tyler Currington aus. Und ich schlafe erst wieder mit einem Mann, wenn ich verheiratet bin.« Nun, das vielleicht nicht, korrigierte sie sich sofort. So weit zu gehen, würde bestimmt nicht einmal ihre Mutter von ihr verlangen.
    »Mammmmmmi!«, rief sie, so laut sie konnte, und dehnte das Wort wie ein Gummiband, bis ihr die Luft ausging. Der Schrei sandte Schockwellen durch die Stille der Umgebung. »Hörst du mich? Bitte! Hört mich irgendwer?« Sie blieb stehen und wartete auf ein Anzeichen dafür, dass irgendjemand sie bemerkt hatte. Um diese Uhrzeit mussten doch schon andere Wanderer in der Gegend unterwegs sein. Irgendjemand musste sie hören. »Mammmmmmi!«, rief sie noch einmal, und ihr wurde bewusst, dass sie ihre Mutter seit Jahren nicht mehr so genannt hatte und wie sehr sie den besänftigenden Klang des Wortes mochte. »Mami«, wiederholte sie leise und wünschte, sie könnte sich in den weichen Armen ihrer Mutter verkriechen.
    Warum war sie so gemein zu ihr gewesen? Warum hatte sie ihr das Leben so schwergemacht? All die Dinge, die sie gesagt hatte! Sie mit ihrer Großmutter zu vergleichen, obwohl sie kein bisschen war wie ihre Mutter. Was sollte das? Und sich bei Jennifer einzuschmeicheln, anstatt loyal zu der Frau zu stehen, die sie ihr Leben lang bedingungslos geliebt hatte; sie zu

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