Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
ihr, dass sich ein Problem ergeben hat …«
»… das gelöst werden muss«, beendete Val den Satz für ihn, weil sie das Drehbuch schon seit Jahren auswendig kannte.
»Ich komme, so schnell ich kann.«
»Ich sag es ihr.«
»Es fühlt sich komisch an«, fügte er hinzu und senkte seine Stimme zu einem Flüstern.
»Was?«
Ein Seufzer. »Ohne dich dorthinzufahren. Deinen Geburtstag nicht mit dir zu feiern.«
Val sagte nichts. Wie auch, wenn es ihr die Sprache verschlagen hatte.
»Val?«
»Ich sage Brianne, dass du in einer halben Stunde da bist.« Val legte auf, bevor einer von ihnen noch etwas sagen konnte. Was wollte er ihr mitteilen?
»Was machst du?«, fragte Brianne plötzlich.
Val fuhr herum. Ihre Tochter stand vor ihr, nach wie vor nur in Unterwäsche.
»Ist alles in Ordnung?«, fuhr Brianne fort. »Ist was mit Oma passiert?«
»Was? Wie um alles in der Welt kommst du darauf?«
»Weil offensichtlich irgendwas ist. Du stehst seit zehn Minuten mit der Hand auf dem Hörer da und rührst dich nicht.«
»Tue ich nicht.«
»Doch, ich habe dich beobachtet.«
Val wollte widersprechen, stellte mit einem Blick auf ihre Uhr jedoch fest, dass ihre Tochter recht hatte. Was hatte das zu bedeuten? Dass Evan immer noch die Macht hatte, die Zeit stillstehen zu lassen. »Deiner Oma geht es gut.«
Brianne zuckte mit den Schultern. »Und wer hat angerufen?«
»Dein Vater. Er ist …«
»Nicht mehr dein Problem, Mom«, erinnerte Brianne sie.
»Er kommt später«, fuhr Val fort, ohne die Unterbrechung ihrer Tochter zu beachten.
»Lass mich raten. Es hat sich ein Problem ergeben …«
»… das gelöst werden muss«, sagten Mutter und Tochter im Chor und lachten, was sie dieser Tage immer seltener taten. Jedenfalls gemeinsam.
»Er kommt in einer halben Stunde«, sagte Val.
»Ja, klar.«
»Du solltest dir was anziehen. Nur für alle Fälle.«
Es klingelte. Vals Kopf schnellte herum. Waren das schon James und Melissa? Oder Evan? Sie betrachtete ihr Spiegelbild in der schwarzen Scheibe des Ofens. Ich hätte mir die Haare waschen sollen, dachte sie. Und ein wenig Make-up auflegen.
»Du siehst gut aus«, sagte Brianne, als ob sie die Gedanken ihrer Mutter lesen könnte. »Außerdem ist es bloß Sasha.«
»Wer?«
»Sasha«, wiederholte Brianne und ging aus der Küche zur Haustür, ihr runder Hintern ein perfekter Kreis, der in zwei erstaunlich pralle Hälften geteilt war.
Lass mich einfach im Boden versinken, dachte Val und folgte ihr. »Wer ist Sasha?«
»Meine Freundin, die bei Lululemon arbeitet. Du hast sie vor ein paar Wochen kennengelernt. Ehrlich, Mom. Du erinnerst dich nie an meine Freundinnen.«
Val wollte protestieren, doch Brianne hatte recht. Sie konnte sich die Freundinnen ihrer Tochter einfach nicht merken, zumal diese in etwa so häufig wechselten wie ihre Launen. An einem Tag war Kelly ihre beste Freundin, am nächsten Tag Tanya, dann Paulette und dann Stacey. Und jetzt diese Sasha. Val erinnerte sich vage an ein hübsches Mädchen mit hüftlangem blondem Haar, das sie bedient hatte, als sie vor ein paar Wochen einkaufen waren. »Was macht sie hier?«, hörte Val sich fragen.
»Sie bringt mir mein BlackBerry zurück.«
»Wieso hat sie dein BlackBerry?«
»Ich habe es neulich in dem Laden liegen lassen.«
»Was hast du denn in Manhattan gemacht?«
»Bloß ein paar Sachen anprobiert.«
»Und dabei hast du dein BlackBerry liegen lassen? Weißt du, wie teuer die Dinger sind? Du musst besser aufpassen.«
»Wo ist das Problem? Ich habe es liegen lassen; Sasha hat es gefunden und netterweise angeboten, es auf dem Weg zur Arbeit vorbeizubringen.« Brianne riss die Haustür auf und beendete damit wirkungsvoll jede weitere Diskussion.
Sasha war sowohl hübscher als auch älter, als Val sie in Erinnerung hatte. Sie trug ein lindgrünes T-Shirt und eine schwarze Gymnastikhose, die ihre ansehnlichen Kurven betonten. Val schätzte sie auf mindestens achtzehn, wahrscheinlich eher zwanzig. Warum wollte sie mit einem Mädchen befreundet sein, das gerade erst sechzehn geworden war?
»Komm rein«, bat Brianne sie herein. »Wow. Ist das dein Auto?« Sie zeigte auf einen knallorangefarbenen 1964er Mustang, der so weit vom Rinnstein geparkt stand, dass es aussah, als hätte ihn jemand mitten auf der Straße stehen lassen.
»Ist er nicht super?«
»Absolut fantastisch. Ich liebe die Farbe.«
»Vielleicht sollten Sie ihn ein bisschen näher am Bordstein parken«, schlug Val vor.
»Er steht gut so«,
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