Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
betrunken durch ihre kleine Wohnung stolperte. »Sie hat bloß Panik, dass ich nicht rechtzeitig fertig werde und sie sich mit meinem Vater unterhalten muss.«
»Ich würde ihn mit dem größten Vergnügen unterhalten«, bot Sasha lachend an.
»Zieh eine Nummer und stell dich hinten an.«
»Vielleicht hat er nur noch nicht die richtige Frau gefunden.«
»Oh, gefunden hat er sie schon«, sagte Brianne, selbst überrascht von der plötzlichen Wehmut in ihrer Stimme. »Er hat sie bloß nicht behalten.«
Sasha riss ihre großen grünen Augen auf. »Reden wir jetzt von deiner Mutter?«
»O Gott. Lieber nicht«, stöhnte Brianne. »Ich dachte, du wolltest wissen, wie es neulich abends war.«
»Da hast du vollkommen recht. Also spuck aus. Wie war es? War er gut?«
»Er war …«, sagte Brianne und überspielte ein unwillkürliches Zucken mit einem lauten Lachen »… der Beste.«
»Wirklich? Wenn sie so niedlich sind, denken sie nämlich manchmal, sie müssten nur daliegen und könnten dich die ganze Arbeit machen lassen.«
»Glaub mir, er hat nicht bloß dagelegen.«
»Okay, Details, Details. Wie groß war er? Wusste er damit umzugehen? Wie lange konnte er? Hat er dich erst geleckt?«
O Gott, dachte Brianne. Auf ein derartiges Verhör war sie nicht gefasst gewesen. Wie sehr vertraute sie Sasha? Wie viel konnte sie ihr erzählen? Sie blickte zur Tür und hoffte plötzlich, die Stimme ihrer Mutter zu hören. Nichts. Logisch, dachte sie. Ständig lungert sie da draußen herum, außer wenn man sie einmal wirklich braucht. Obwohl das eigentlich gar nicht stimmte, gestand sie sich ein, was ihren Ärger auch nicht kleiner machte.
»Und hast du ihm einen geblasen?«, bohrte Sasha.
»Er hat gesagt, so gut hätte es noch nie eine gemacht«, verkündete sie unvermittelt stolz.
Sasha schüttelte abschätzig den Kopf. »Das sagen sie alle.«
Wirklich, fragte Brianne sich und wünschte, sie hätte Sashas Erfahrung.
»Was hat er noch gesagt? Hat er gesagt, dass er dich liebt?«
»Nein.« In Wahrheit hatte er, nachdem es vorbei war, gar nicht mehr viel gesagt.
»Und wo habt ihr es gemacht? Doch nicht hier!«
»Nein. Bist du verrückt? Meine Mutter würde einen Anfall kriegen, wenn sie wüsste, dass ich so einen Freund habe.«
»Na ja, dein Freund ist er ja nicht direkt«, sagte Sasha. »O Gott. Schau dich an«, quiekte sie. »Du wirst ja knallrot. Wie schrecklich. Habe ich deine Gefühle verletzt? Das wollte ich nicht.«
»Hast du auch nicht.«
»War bloß ein Witz. Das weißt du doch. Ich bin sicher, er mag dich wirklich gern.«
»Hat er irgendwas gesagt?«, fragte Brianne. Schließlich hatte Sasha sie miteinander bekannt gemacht.
»Nein. Ich hab ihn seit Wochen nicht gesehen.« Sasha ließ sich auf Briannes Bett fallen. »Und weiter. Erzähl. Wo wart ihr?«
»Bei ihm.«
»Du verdorbenes Mädchen. Was hast du deiner Mom erzählt?«
»Dass ich bei einer Schulfreundin übernachte.«
»Und sie hat dir geglaubt?«
»Wieso sollte sie mir nicht glauben?«
»Vielleicht, weil du gelogen hast?«, fragte Sasha zurück.
»Ich kann ziemlich überzeugend sein.«
»Das glaub ich. Ich wette, du steckst voller Überraschungen.«
»Kann schon sein.« Eine weitere Welle unvermuteten Stolzes.
»Die scheinbar Unschuldigen sind immer die, auf die man besonders aufpassen muss.«
»Müttern kann man leicht etwas vorspielen«, sagte Brianne.
»Meiner nicht«, entgegnete Sasha. »Sie hat mich immer durchschaut. Meine Oma auch. ›Was glaubst du, wem du etwas vormachen kannst?‹, hat sie immer gesagt und mir mit dem Finger gedroht. Am liebsten hätte ich ihn abgebissen. Ich dachte, Großmütter sollten nett sein. Kekse backen, einen mit Geschenken verwöhnen und so.«
»Meine Großmutter ist Alkoholikerin«, sagte Brianne.
Sasha verdaute die neueste Information kommentarlos. »Und wie oft habt ihr es gemacht?«
Brianne spürte, wie ihr Stirnrunzeln sich bis zu ihren Mundwinkeln streckte. Sie wollte wirklich nicht mehr darüber reden. »Ich hab irgendwann die Übersicht verloren. Fünf … vielleicht sechs.«
»Sechsmal? Das ist nicht dein Ernst. Wer kann denn sechsmal?«
»Vielleicht waren es auch nur vier«, ruderte Brianne eilig zurück.
Sasha lachte. »Hör auf rumzuspinnen. Wie oft? Im Ernst.«
»Dreimal«, log Brianne, tat so, als würde sie eine Fluse von der Bettdecke picken, und hoffte, dass Sasha nicht das Talent ihrer Mutter und Großmutter geerbt hatte, Lügen zu wittern.
»Wow. Immer noch ziemlich
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