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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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damit sie mich abholen kommen, und gesagt, mit mir wäre irgendwas schwer verkehrt, und meine Eltern waren echt sauer, weil ich ihnen den Abend verdorben hatte. Es war das letzte Mal, das ich bei meinen Großeltern übernachtet habe.«
    »Und für wen hältst du dich, du dummes Ding?«, wiederholte Kenny lachend.
    »Bitte nenn mich nicht so«, sagte sie, weil das Wort sie immer noch traf. »Ich bin nicht dumm.«
    »Was bist du?«, forderte er sie heraus.
    »Ich bin, was immer ich sein will.«
    »Und was noch?«
    »Ich bin, wer immer ich sein will«, sagte sie mit wachsender Überzeugung.
    »Und wer ist das?«
    Sie überlegte einen Moment. »Der Name Catherine hat mir immer gefallen.«
    »Dann sollst du Catherine sein.«
    Und dann in der folgenden Woche. »Nenn mich Veronica.«
    »Wie in Betty und …«
    »Ich bin jedenfalls bestimmt keine Betty.«
    »So viel ist verdammt sicher.«
    Und wenig später. »Ich liebe den Namen Nikki. Mit zwei K.«
    »Dann soll es Nikki mit zwei K sein.«
    »Nennen Sie mich Nikki«, hatte sie zu der dummen Ellen Laufer gesagt. An einem dunklen Abend während eines Sturms einer vollkommen Fremden die Tür zu öffnen. Wie blöd war das?
    Nicht blöder, als am Arsch der Welt zu wohnen, beantwortete sie ihre eigene Frage. Nicht blöder, als keinen Fernseher zu haben.
    Es war, wie ihr Großvater einmal gesagt hatte: Manche Menschen waren einfach zu dumm zum Leben.
    »Wie war es, als du versuchst hast, deine Stiefmutter umzubringen?«, hatte sie Kenny eines Tages gefragt. Sie saßen auf dem Doppelbett in dem kärglich möblierten Zimmer, in dem er zur Miete wohnte. »Ich meine, hast du sie tatsächlich erwischt?«
    »Nee, dafür war ich noch zu klein. Sie war zu schnell für mich. Ich habe sie bloß mit einem Steakmesser durch die Küche gejagt. Sie ist völlig ausgerastet.«
    »Das glaub ich.«
    »Es war lustig.«
    »Das glaub ich«, sagte sie noch einmal. »Ich hab mich früher geritzt.«
    »Ich weiß.«
    »Das weißt du?«
    »Die Narben an deinen Beinen.« Er strich mit den Fingern über ihre Oberschenkel und zog Linien auf ihrer Jeans. »Machst du es immer noch?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab aufgehört.«
    »Warum?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Würdest du es wieder anfangen – wenn ich dich bitte?«
    »Ja«, sagte sie, ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu zögern.
    »Ich will, dass du es jetzt tust«, sagte er. »Ich will, dass du mir zeigst, wie du dich ritzt.«
    Sie streifte eilig ihre Jeans ab und warf sie auf den Boden. »Ich brauche eine Rasierklinge.«
    Kenny erhob sich vom Bett, ging zielstrebig ins Bad und kehrte mit einer Rasierklinge und einem Handtuch zurück.
    »Guck gut zu«, sagte sie.
    Seine Blicke folgten ihrer Hand, mit der sie die Klinge an ihre nackte Haut legte und an der Innenseite ihres Oberschenkels entlangzog, so locker, als würde sie mit einem Stift eine Linie auf einem Blatt Papier ziehen. Es dauerte einen Moment, bis der Schnitt sich öffnete und zu bluten begann, einen weiteren, bis sie den Schmerz spürte, der sich schnell in Lust auflöste. Sie öffnete den Mund, ihr Kiefer wurde schlaff, und sie ließ den Kopf in den Nacken sinken. Sie fühlte den vertrauten Rausch, so als hätte jemand eine Spritze mit Heroin in ihre Venen gedrückt.
    Plötzlich war sein Kopf zwischen ihren Beinen, und er leckte das Blut von ihren Schenkeln und stöhnte mit ihr. »Ich will, dass du mich ritzt«, flüsterte er.
    »Nein. Ich kann dir nicht wehtun.«
    »Das wirst du auch nicht«, sagte er, nahm ihr die Klinge aus den Fingern, zog seine Jeans aus und warf sie neben ihre auf den Boden. »Zeig es mir. Führ meine Hand.« Er drückte ihre Hand auf seine und wartete. Und als sie die Klinge in seine Haut drückte und durch sein Fleisch zog, hatte er geschaudert und sie dann an sich gezogen und geküsst, innig und zärtlich.
    Nie hatte sie so viel Liebe empfunden.
    Ein paar Tage später hatte er vorgeschlagen, dass sie jemand anderen zum Aufschneiden fanden.
    »Meine Stiefmutter Nummer eins hat eine alte Tante und einen Onkel, die am Ortsrand von Brimfield wohnen«, sagte er mit wachsender Begeisterung, als seine Idee Gestalt annahm. »Arlene und Frank Wall. Sie hatten immer eine Schwäche für mich.«
    Sie lachte und versuchte, sich zu erinnern, ob sie jemals so glücklich gewesen war.
    »Jedenfalls haben sie eine Hütte im Wald, die fast so alt ist wie sie selbst, und sie müssen mittlerweile fast achtzig sein. Keine Kinder. Keine Nachbarn. Nur die beiden. Niemand

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