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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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das das Mindeste war, was Evan nach der schrecklichen Szene mit ihrer Tochter am Morgen tun konnte.
    »Die Schuhe sind super«, sagte Melissa. »Aber meine Füße bringen mich um.«
    »Ich krieg langsam Wadenkrämpfe«, klagte James.
    »Du bist Tänzer«, erinnerte Val ihn. »Solltest du nicht trainiert sein?«
    »Ich bin es gewohnt zu tanzen, nicht zu wandern. Außerdem habe ich meine Laufbahn beendet, schon vergessen? Die einzige sportliche Aktivität, zu der ich dieser Tage komme, ist die Suche nach edlem Vintage-Modeschmuck.«
    »Und dabei muss man kaum bergsteigen«, bestätigte Melissa.
    »Erzähl uns mehr von der faszinierenden Welt der Flora«, drängte James, hockte sich auf einen groben Felsbrocken und versuchte, es sich bequem zu machen.
    »Du willst dich doch bloß hinsetzen.«
    »Stimmt. Erschieß mich meinetwegen, aber diese Beine brauchen eine Rast.«
    »Meine auch«, sagte Melissa. »Wie wär’s, wenn wir fünf Minuten Pause machen?«
    »Wir sind schon fast zwei Stunden hier oben. Das ist genug Wildnis für einen schwulen Jungen aus der Großstadt. Wie wär’s, wenn wir uns auf den Weg zurück zum Hotel machen? Da geht doch der ganze Spaß ab.«
    »Ich glaube, ich hatte fürs Erste genug Spaß«, sagte Val.
    »Aber du warst doch großartig. Stimmt’s, Melissa?«, fragte James. »Wie dieses BlackBerry durchs Zimmer gesegelt ist …«
    »Und beinahe die arme Jennifer enthauptet hätte«, schwärmte Melissa lächelnd.
    »… die beinahe so laut geschrien hat wie Brianne.«
    »Niemand schreit so laut wie Brianne«, sagte Val, die die Erinnerung an die schrecklichen Sekunden am liebsten beiseitegeschoben hätte. »Ich kann nicht glauben, dass ich sie geohrfeigt habe.«
    »Sie hat es drauf angelegt«, sagte Melissa. »Ich hätte ihr beinahe selber eine verpasst.«
    »Sie hasst mich.«
    »Sie ist sechzehn«, erinnerte Melissa ihre Freundin. »Da wird von ihr erwartet, dass sie dich hasst.«
    »Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass sie mitkommt.«
    »Dann wäre diese Wanderung bestimmt noch spaßiger geworden«, meinte James.
    »Außerdem ist sie nicht allein«, sagte Melissa. »Sie ist mit Jennifer zusammen.«
    »Toll. Ihre neue beste Freundin. Und wann haben wir überhaupt aufgehört, sie ›das Flittchen‹ zu nennen?«
    »Entschuldigung dafür. Aber wäre es dir lieber, sie würde sie hassen?«
    »Besser sie als mich.«
    »Dann musst du dir den Sarkasmus abgewöhnen und stattdessen zuckersüß flöten«, sagte Melissa. »Das habe ich mit meiner Schwiegermutter Nummer zwei auch so gemacht.«
    Val sah ihre Freundin fragend an und wartete, dass sie fortfuhr.
    »Sie war ein alter Drachen und hat mich vom ersten Moment an gehasst«, tat Melissa ihr den Gefallen. »Sie hat mir das Leben regelrecht zur Hölle gemacht. Anfangs habe ich mich gewehrt, aber das schien sie nur noch mehr aufzustacheln. Es war wie ein Wettbewerb, wer in der kürzesten Zeit die meisten vernichtenden Sprüche und Treffer landen konnte. Dann habe ich eines Tages entschieden, dass ich das Spiel nicht mehr mitspiele. Stattdessen nahm ich mir vor, die reizendste und netteste Schwiegertochter zu sein, die sich eine Schwiegermutter nur wünschen konnte. Ich würde die alte Hexe mit Freundlichkeit ersticken. Und das hab ich getan. Zwei Monate später ist sie an einem Herzinfarkt gestorben. Es war fantastisch.« Melissas Lächeln wurde immer breiter.
    »Das sagst du nur, um mich aufzumuntern.«
    »Hat es funktioniert?«
    »Ja.« Val lachte. »Gott, wann bin ich bloß eine so furchtbare Person geworden?«
    »Du warst schon immer furchtbar«, sagte James.
    »Er hat recht«, pflichtete Melissa ihm bei. »Das warst du.«
    »Danke, Leute. Jetzt fühle ich mich schon viel besser.«
    »Jederzeit.«
    »Also, erzähl uns mehr darüber, wo zum Teufel wir hier sind, damit wir hier so schnell wie möglich wieder verschwinden können.« James wies auf das Tal am Fuß des Berges. »Du hast fünf Minuten.«
    Okay, dachte Val und versuchte, sich an genug geographische Details der Gegend zu erinnern, um sich selbst von den Gedanken an die Szene im Hotelzimmer abzulenken. »Der Adirondack Park ist der größte Naturpark auf dem US -amerikanischen Festland«, begann sie und dachte daran, wie oft sie mit Evan durch diese Wälder gewandert war. »Er hat die Form eines riesigen Ovals und eine Fläche, die größer ist als die von Yellowstone-, Yosemite-, Glacier- und Grand-Canyon-Nationalpark zusammen. Mit mehr als

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