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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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waren prima gewesen, solange die Sonne noch schien, aber allein in der letzten Stunde war es mindestens zehn Grad kälter geworden. Sie hätte auf ihre Mutter hören sollen.
    Nur dass ihre Mutter dann gewonnen hätte.
    Aber was eigentlich, fragte Brianne sich, schlug nach einem Moskito an ihrem linken Ohr und duckte sich, um dem tief hängenden Ast eines Baumes auszuweichen.
    Sie blieb stehen und rieb sich den schmerzenden Knöchel, während Hayden um eine Kurve des Weges verschwand. Verdammt, das war alles die Schuld ihrer Mutter. »Super«, sagte sie laut und spähte ihm in der Dunkelheit nach, ohne irgendwas zu erkennen. Wo waren sie überhaupt? Er sagte ständig, der See läge gleich um die nächste Ecke, was dann jedes Mal doch nicht so war. Wohin führte er sie?
    Alles ging den Bach runter, dachte Brianne und kämpfte gegen die Tränen an. Sie sollte eigentlich mit Tyler zusammen sein, stattdessen irrte sie am Arsch der Welt herum und verschwendete den halben Abend mit dem trotteligen Sohn eines ehemaligen Klassenkameraden ihrer Mutter, dessen Handy nicht nur keinen Empfang hatte, sondern dessen Vertrag auch ohne SMS war. Wer hatte Handy ohne SMS ?
    »Vielleicht haben wir unten am See einen besseren Empfang«, hatte er erklärt, nachdem sie es direkt hinter dem Zeltplatz vergeblich versucht hatten.
    Nur dass es offenbar gar keinen See gab, sondern nur Bäume und Viecher und dann – Überraschung – noch mehr Bäume und Viecher. »Verdammt«, fluchte sie und fragte sich, ob ihre Mutter hinter dem kleinen Ausflug steckte, ob sie das Ganze als eine Art Lektion für sie ausgeheckt hatte. »Geh einfach hin und frag sie, ob sie einen Spaziergang machen will. Dabei musst du nur beiläufig erwähnen, dass du ein Handy hast«, konnte Brianne sie förmlich zu Hayden sagen hören. »Und dann machst du mit ihr einen schönen langen Spaziergang nirgendwohin.«
    Nur dass sie den Spaziergang selbst vorgeschlagen hatte, wie ihr bewusst wurde. Sie hatte ihn gefragt, ob er ein Handy besaß. Er hatte nur höflich Smalltalk gemacht und ihr mitfühlend eine Schulter zum Weinen angeboten. Aber natürlich könnte ihre Mutter ihm auch geraten haben, es am besten genau so anzugehen, weil sie wusste, wie sie tickte.
    Nur dass ihre Mutter eben nicht wusste, wie sie tickte, dachte Brianne trotzig. Sie glaubte, sie zu kennen, aber das stimmte nicht. Sie hatte keine Ahnung von ihren Gefühlen. Sie kannte sie überhaupt nicht. Manchmal fragte Brianne sich, ob ihre Mutter je jung gewesen war.
    Sie hörte ein Rascheln und Knacken und sah sich nervös um. Hatte James nicht irgendwas davon gesagt, dass es hier auch Bären geben könnte?
    »Brianne?« Haydens Stimme schüttelte Blätter von den umliegenden Bäumen, »Brianne, wo zum Teufel bist du?«
    »Hier«, rief sie, und das Wort prallte von einem Haufen Steine zurück.
    »Warum bist du stehen geblieben?«, fragte er, und sein Gesicht tauchte unvermittelt aus der Dunkelheit auf. Sein Pferdeschwanz wippte hin und her, als seine dunkle Kontur auf sie zugestapft kam.
    »Gibt es hier Bären?«, fragte sie, ohne auf seine Frage einzugehen.
    Hayden zuckte die Achseln. »Ich glaube, wegen Bären musst du dir keine Sorgen machen.«
    Was bedeutete das? Wollte er andeuten, dass es etwas anderes gab, worüber sie sich Sorgen machen sollte? »Wo ist der See?«, fragte sie, als ob er ihn womöglich verlegt hätte.
    »Gleich um die nächste Ecke.«
    »Das sagst du schon seit einer Stunde.«
    Hayden blickte auf seine Uhr und lachte. »Wir sind noch nicht einmal eine Viertelstunde unterwegs.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein.« Er hielt ihr seinen Arm hin, um ihr die Schweizer Armeeuhr an seinem schlanken Handgelenk zu zeigen. »Guck selbst, wenn du mir nicht glaubst.«
    »Ich glaub dir ja«, sagte sie, nach wie vor nicht restlos überzeugt. »Es kommt mir nur so vor, als ob wir schon seit Ewigkeiten unterwegs sind.«
    Hayden blickte demonstrativ auf ihre Füße, sagte jedoch nichts. Das war auch nicht nötig.
    »Bist du sicher, dass dein Handy am See ein Netz hat?«
    »Nein«, gab er zu. »Also, wir können auch umkehren, wenn du willst.«
    Nachdem sie den ganzen Weg bis hierher gelaufen war, dachte Brianne. Nachdem sie ihre neuen Schuhe ruiniert hatte? »Nein. Jetzt sind wir schon so weit gekommen. Da können wir auch gucken, ob wir dein blödes Handy in Gang kriegen.«
    »Wen willst du überhaupt anrufen?«
    Brianne setzte sich stirnrunzelnd wieder in Bewegung. »Als ob du das nicht

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