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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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»Das glaube ich nicht«, stöhnte sie.
    »Würdet ihr mir bitte euren Namen sagen?«, forderte der Ranger sie auf.
    »Warum sollten wir?«, fragte Brianne provozierend zurück.
    »Hayden Parker«, antwortete Hayden über ihren Einwand hinweg. Er richtete sich gerader auf und straffte automatisch die Schultern, als hätte man ihm befohlen, stramm zu stehen. »Das ist Brianne Rowe. Wir zelten auf dem Starbright-Campingplatz.«
    »Henry Voight, sehr erfreut«, sagte der Ranger mit einem einfältigen Grinsen. »Also, ob ihr’s glaubt oder nicht, ich war auch mal so jung wie ihr, und es tut mir wirklich leid, aber ich fürchte, ihr müsst zurück zum Zeltplatz. Es ist wirklich nicht klug, um diese Uhrzeit noch alleine hier draußen rumzulaufen. Es ist dunkel, es gibt wilde Tiere …«
    »Wir wollten uns gerade auf den Rückweg machen«, unterbrach Brianne, die fand, dass der Ranger im Dunkeln kaum älter aussah als Hayden. Und viel niedlicher, wie sie unwillkürlich bemerkte.
    »Dann darf ich euch vielleicht begleiten«, sagte er.
    »Nein, das ist wirklich nicht nötig.«
    Das Lächeln des Rangers gefror, als er mit seiner ganzen Amtsgewalt andeutete, dass sie keine Wahl hatten. »Es wäre mir ein Vergnügen.«
    Brianne biss die Zähne zusammen. Sie wusste aus Erfahrung, dass jeder Widerspruch zwecklos war.

KAPITEL 16
    Jennifer schaltete ihre kleine Taschenlampe aus, klappte das Buch zu, das sie seit Stunden zu lesen vorgab, und fragte sich kopfschüttelnd, ob sie irgendjemanden getäuscht hatte. Im Grunde war sie auch nicht besser als die anderen. Alle hatten sich den ganzen Abend lang etwas vorgespielt: Mel und James hatten so getan, als würden sie sich beim Absingen alter Musical-Melodien und Erzählen von Geistergeschichten am Lagerfeuer königlich amüsieren, obwohl sie sich garantiert lieber eine Luxussuite im Plaza Manhattan teilen würden. Brianne hatte die gehorsame Tochter gespielt, während sie den Hals ihrer Mutter die ganze Zeit mit Blicken wie Dolche bedachte. Val war mit irgendeinem Typen, den sie aus der Highschool kannte, abgezogen, obwohl es für jeden mit einem Rest Verstand nur allzu offensichtlich war, dass sie noch immer an ihrem zukünftigen Exmann hing. Ganz zu schweigen von dem albernen Kuss. Vor aller Augen. Was sollte das? Wollte Val sie provozieren, es Evan zu berichten? Glaubte sie wirklich, es würde ihn eifersüchtig machen? Glaubte sie wirklich, es würde ihn kümmern?
    Und würde es das denn, fragte Jennifer sich und versuchte den Gedanken gleich wieder zu verdrängen.
    Nur zu, mach dich zum Narren, ermutigte Jennifer Valerie stumm und blickte verstohlen zum Lagerfeuer, wo Val nicht gerade bequem eingezwängt zwischen ihren Freunden saß. Ich werde nicht diejenige sein, die Evan von deinen pubertären Spielchen erzählt. Was du tust, betrifft weder mich noch ihn.
    Hoffentlich hatte er die Nachricht erhalten, die sie ihm hinterlassen hatte, nachdem man sie gezwungen hatte, die Suite in dem Hotel zu räumen. Sie hatte ihm mitgeteilt, wo sie zu finden sein würden, und ihn gebeten, sie über das Büro des Campingplatzes anzurufen, weil ihr Handy in dieser Umgebung mehr oder weniger nutzlos war. Aber bisher hatte sie nichts von ihm gehört. Jennifer blickte zum Eingang und betete, Evan entschlossenen Schrittes auf sich zukommen zu sehen, ein breites Lächeln in seinem attraktiven Gesicht, die Arme ausgebreitet, aber sie sah nur Val in angeregtem Gespräch mit Melissa und James. Nur zu. Sollten sie so tun, als würden sie sie gar nicht beachten. Sollten sie so tun, als würden sie ihr Unbehagen nicht voller Schadenfreude beobachten. Sollten sie so tun, als würden sie nicht jede verdammte Minute dieser grausamen, lächerlichen Farce von einem Wochenende genießen.
    Jennifer starrte vor sich auf den Boden. Sie waren auch nicht besser als die Gören, die am frühen Abend um das Feuer gelaufen waren, »Peng! Peng! Du bist tot« geschrien und sich mit langen Stöcken als Maschinengewehre gegenseitig niedergemäht hatten. Jennifer hatte erleichtert geseufzt, als die Eltern sie endlich zum Schlafen geschickt hatten, obwohl ein kleines Mädchen noch lange weiter in regelmäßigen Abständen nach seiner Mutter gerufen hatte.
    Unvermutete Tränen ließen Jennifers Blick verschwimmen. Hörten wir jemals auf, unsere Mütter zu brauchen, fragte sie sich und sah das Bild ihrer einst lebhaften Mutter am Himmel aufsteigen und in der kühlen Luft gleich wieder verschwimmen und verwehen, bis ihre Wangen

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