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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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hohl waren und ihr Blick sich nach innen wendete, als würde sie nichts als Schmerz erblicken.
    Erstaunlich, dachte sie, am Ende lief alles auf die Mütter hinaus.
    Hörten wir jemals auf, sie zu vermissen? Hörten wir jemals auf, ihretwegen zu weinen, wie still auch immer? Hörten wir jemals auf, uns danach zu sehnen, den Kopf an ihre Brust zu legen und uns in ihre Arme und den einzigartigen Trost ihrer bedingungslosen Liebe zu kuscheln?
    Wurden wir je erwachsen? Ging unsere Schulzeit je zu Ende, dachte sie kichernd. Wie passend, dass Gary ausgerechnet an diesem Wochenende aufgetaucht war. Sie gähnte demonstrativ, strich ein paar Haarsträhnen aus ihrem Gesicht und blickte erneut verstohlen zu Val.
    Ihr Leben lang war sie von Frauen wie Valerie geplagt worden. Auch wenn sie selbst regelmäßig zur Ersten Cheerleaderin oder Schönheitskönigin gewählt worden war, hatten am Ende immer die Valeries dieser Welt triumphiert. Irgendwie schafften sie es, die entsprechenden Noten und Typen zu bekommen, ohne sich jemanden zum Feind zu machen. Sie waren gerade hübsch genug, Aufmerksamkeit zu erregen, aber nicht so hübsch, dass sie bedrohlich wirkten. Sie waren intelligent und klug genug, ihre Intelligenz unter der Decke zu halten. Es waren Mädchen, denen es niemand übel nahm, wenn sie zur Prom Queen oder dem Supertalent des Jahrgangs gekürt wurden, nicht weil sie solcher Ehren besonders würdig gewesen wären, sondern weil sie die ungefährlichste Wahl waren.
    Aber Val war gefährlich, dachte Jennifer, ihre bevorzugte Waffe war ihr Selbstvertrauen, und das setzte sie gnadenlos ein.
    Jennifer spürte, wie sich Vals Blick an sie heftete und nicht von ihr lassen wollte, bis sie das Gefühl hatte zu schrumpfen. Sie wandte sich ab, stand auf und ging los, ohne recht zu wissen wohin. Vals Blicke bohrten sich in ihren Rücken wie vergiftete Pfeile, die ihr Rückgrat von den Beinen trennten. Ihre Füße wurden plötzlich taub, sie stolperte und taumelte wie von hinten gestoßen ein paar Schritte nach vorn und wäre beinahe gestürzt. »Vorsicht«, rief irgendjemand, und während sie weiter zum Ende des Campingplatzes stolperte, hörte sie ihn missbilligend murmeln: »Zu viel getrunken.«
    Jennifer verspürte mit einem Mal den unbändigen Drang, so schnell und weit wegzurennen, wie sie nur konnte. Weg von diesem Campingplatz, weg aus den Bergen, weg von allen Valeries dieser Welt. Ich gebe auf, würde sie ihnen auf der Flucht zurufen. Ihr habt gewonnen. Ich bin des ewigen Wettkampfes überdrüssig. Ich habe es satt, nie zu genügen. Ich bin es leid, das Objekt eurer Verachtung zu sein und so zu tun, als wäre ich die, für die ihr mich haltet, die, die ihr in mir sehen wollt .
    »Ich bin einfach nur müde«, sagte sie laut und blieb abrupt vor der Reihe transportabler Toiletten am anderen Ende des Campingplatzes stehen.
    »Also, ab ins Bett«, sagte eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Jennifer fuhr herum. »Brianne?«, fragte sie, als sie das Mädchen hinter den Bäumen hervortreten sah, dicht gefolgt von zwei jungen Männern. Einer von ihnen war Hayden. Den anderen erkannte sie nicht. »Wo bist du gewesen? Deine Mutter ist schon wieder kurz davor, die Bullen zu rufen.«
    »Zu spät. Sie sind bereits hier.« Brianne wies auf den uniformierten Fremden. »Das ist Henry«, stellte sie den Mann vor. »Henry, darf ich Ihnen Jennifer vorstellen.«
    »Ist mir ein Vergnügen.« Henry streckte die Hand aus und verschlang Jennifers Gestalt mit einem bewundernden Blick.
    Jennifer registrierte, dass sein Händedruck überraschend sanft war, obwohl er sie direkt, beinahe bohrend ansah. »Gibt es ein Problem?«, fragte sie vorsichtig und dachte, dass sie hätte fliehen sollen, als sie noch die Gelegenheit dazu hatte.
    »Kein Problem«, sagte er. »Ich dachte bloß, es ist ein bisschen zu spät und zu dunkel für die beiden, sich noch allein im Wald rumzutreiben.«
    »Falls die Frage war, ob ich schon wieder mit heruntergelassenem Höschen erwischt worden bin«, wiederholte und betonte Brianne, »lautet die Antwort Nein.«
    Jennifer versuchte weder schockiert noch verärgert auszusehen, obwohl sie in Wahrheit beides ein wenig war. »Wahrscheinlich beruhigst du besser deine Mutter.«
    »Also, wirklich«, sagte Brianne und verdrehte demonstrativ die Augen, »man könnte meinen, ich wäre ein Kleinkind.« Sie wandte sich dem Park Ranger zu. »Und wollen Sie meine Mami kennenlernen?«
    »Nein, vielen Dank. Ich glaube, mein Job hier ist

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