Das Herz Des Daemons
bezahlt.«
»Das wagst du nicht.« Schlagartig war mein Mund trocken. »Wetten?« Es klang, als würde er grinsen.
»Julien zerfetzt dich in der Luft.« Ich zerrte an seinem Arm. Bastien lachte.
»Philip!«
Ein rotblonder, selbst für einen Vampir jung aussehender Typ fuhr zu uns herum. »Herr?« Seine Augen waren schwarz.
»Bist du hungrig?«
Er nickte heftig. »Ja, Herr.« Sein Blick saugte sich an mir fest. Hätte ich es gekonnt, wäre ich zurückgewichen. Bastien lachte erneut. »Nicht sie. - Er.« Mit dem Kopf wies er auf Adrien.
»Nein!« Meine Stimme war viel zu hoch.
Anscheinend verunsichert sah Philip zwischen uns hin und her.
»Na, geh schon«, ermunterte Bastien ihn. »Nein!«
Doch diesmal ließ er sich nicht von mir aufhalten. Er durchquerte die Halle so schnell, dass er beinah rannte. Adrien stand stocksteif, als wisse er, was jetzt kam. Und als Philip seine Fänge fletschte und hinter ihn trat, begriff ich auch, warum seine Arme blutverschmiert waren und so gefesselt, dass die Innenseiten nach außen wiesen. Bastien, dieses verdammte Schwein.
»Nein!« Ich zuckte zusammen, als Philip seine Fänge in Adriens Arm schlug. Blut spritzte auf den Boden. Adrien ging mit einem gedämpften Stöhnen in die Knie. Leise quietschend bewegte sich das Seil in den Rollen über ihm. Die junge Frau stieß ein hilfloses Ächzen aus. Das Gegengewicht zwang sie auf die Zehenspitzen. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Die Kiste knarrte. Irgendwie schaffte Adrien es, sieh wieder aufzurichten und das Seil zwischen ihnen zu entspannen. Es schien ihn mehr Kraft zu kosten, als er eigentlich noch hatte.
»Wie oft?« Ich brachte die Worte kaum hervor.
»Lass mich nachdenken ...« Bastien zog meinen Kopf ein Stück mehr nach hinten. Wenn er mich jetzt losließ, würde ich unweigerlich das Gleichgewicht verlieren. »In denletzten sechs Stunden nur drei oder vier Mal. - Du musst wissen: Er ist noch nicht lange ein Vampir. Sein Hunger ist derzeit immens - und wird es für eine ganze Weile auch weiter sein.« Mein Magen krampfte sich vor Entsetzen zusammen. »Wie bedauerlich, dass ihm bisher niemand gezeigt hat, wie man zubeißt, damit das Opfer nichts spürt. Und wie man nicht so viel danebengehen lässt. - Aber er kann ja üben.«
Der junge Vampir hing noch immer an Adriens Arm und trank. Ich konnte denAnblick nicht ertragen.
»Er soll aufhören! Ruf ihn zurück!«
»Sag >bitte<, mon ange.« Bastiens Mund war direkt neben meinem Ohr.
»Bitte!« Sosehr ich verhindern wollte, dass es wie ein Schluchzen klang: Ich schaffte es nicht.
»Und du wirst von jetzt an tun, was ich sage?«
»Ja!« Ich schrie fast.
»Philip! Es reicht! Hör auf!«
Der junge Vampir knurrte.
»Es reicht, habe ich gesagt!« Bastien klang nicht wirklich verärgert. »Schließ die Wunde und geh zurück auf deinen Posten!«
Erst nach einem weiteren Schluck tat Philip, was Bastien ihm befohlen hatte. Ich sackte in seinem Griff zusammen, als der Vampir endlich zurücktrat. Beinah fürsorglich wartete Bastien, bis ich wieder auf meinen eigenen Beinen stand.
Dann ließ er mich endgültig los. Lächelnd fasste er mich am Kinn drehte meinen Kopf, damit ich ihn ansah.
»Setz dich.« Wie zuvor deutete er neben die Kisten. Widerspruchslos sank ich auf den Betonboden, schaute beiseite. Dennoch nahm ich wahr, wie er selbstgefällig den Blick durch die Halle gleiten ließ. Wollte er sicherstellen, dass es auch wirklich alle gesehen hatten?
Hatten sie mit Sicherheit. Da würde ich jede Wette halten.
Mir war kalt. Ich zog die Jacke enger um mich, soweit mir das mit einer Hand möglich war. Meine andere war nutzlos, ich hing damit immer noch an Bastien, der sich gerade neben mir auf den Kisten häuslich niederließ. Es war irrational, aber ein Teil vpmmir wünschte sich noch immer, dass Julien nicht kam - ein anderer hoffte, dass er es bald tat, damit das hier endlich vorbei war. Ein leises Zittern kroch in meine Glieder. Ich zog die Beine eng an denLeib, um es vor Bastien und seiner Entourage zu verbergen und mich so vielleicht auch ein wenig selbst warm zu halten.
Als ich aufschaute, bemerkte ich, dass Adrien zu mir herübersah. Nur aus dem Augenwinkel, mehr erlaubte ihm das Seil um seinen Hals nicht, dennoch hing sein Blick an mir. Zwischen seinen Brauen war die gleiche feine Linie, die ich von Julien kannte. Ich versuchte ein schwaches Lächeln. Die Linie vertiefte sich. Im nächsten Moment hatte er die Augen wieder geschlossen. Eine Sekunde später
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