Das Herz Des Daemons
gut.« Hölzern fummelte er Knopf und Reißverschluss auf. Das Pochen in .seinem Kiefer wollte nicht nachlassen. Sie war direkt vor ihm, langte um ihn herum, schlang etwas um seine Taille. Er glaubte ihren Herzschlag zu hören. Das Pochen steigerte sich zu einem scharfen Schmerz. Alles, was er tun musste, war, zupacken. Nur zupacken ... Er wagte nicht, zu atmen, bis der Abstand zwischen ihnen wieder größer war. Sie zog an seiner Hose. Der dreck-und blutsteife Stoff rutschte abwärts.
»O Gott ...« Ihre Finger folgten dem halb verheilten Schnitt, der sich an seinem Oberschenkel von der Hüfte schräg abwärts bis unters Knie zog. »Sie gehören in ein Krankenhaus.«
»Nein!« Er umklammerte das Handtuch, das ausgerechnet auf dieser Seite auseinanderklaffte, wollte sich Bücken, um seine Hose wieder hochzuziehen. Schmerz schoss durch seinen Rücken und in seine Seite. Ihre Hände an seiner Brust verhinderten, dass er vornüber taumelte. Er konnte nicht in ein Krankenhaus. Auch wenn er nicht wusste warum. Er konnte nicht! Sie hatte es versprochen. »Nein ...«
»Schon gut. Beruhigen Sie sich. Ich tue nichts, was Sie nicht wollen. Erinnern Sie sich?« Beinah hätte er aufgelacht. »Ich habe es Ihnen versprochen. Ganz ruhig. Setzen Sie sich wieder.« Sie drückte ihn behutsam auf die plüschige Härte, zog ihm die Hosen endgültig von den Beinen. »Sie haben keine Krankenversicherung, oder?«, fragte sie nach einem Moment.
Vielleicht hatte er eine, vielleicht nicht. Vage kam ihm der Begriff bekannt vor. Mir einem Seufzen stand sie auf und entfernte sich ein kleines Stück. Vermutlich hatte er zu lange geschwiegen, sodass sie keine Antuort mehr erwartete. Er hörte sie hantieren. Es klackte, dann rauschte erneut Wasser, wurde wieder abgedreht.
»Kommen Sie.« Abermals war sie dicht vor ihm, half ihm hoch. »Ich habe Ihnen Handtücher hingelegt. - Hier!« Sie führte seine Hände zu der Stelle. Zeigte ihm auf die gleiche Weise die Tür der Duschkabine, die Mischbatterie - rechts für warm, links für kalt-, den Duschkopf und Seife und Shampoo. »Das Wasser ist für mich angenehm warm. Wenn Sie es anders lieber mögen ... Falls Sie bei irgendetwas Hilfe brauchen, rufen Sie. Ich komme mit Pflaster und Verbandszeug wieder, wenn Sie fertig sind. In Ordnung?«
»Ja.« Er fasste ihre Hand. »Danke.« Es kostete ihn Überwindung, sie gleich wieder loszulassen.
Die Berührung an seiner Schulter war zart, scheu.
»Schon gut. Ich ...« Sie verstummte kurz. Es kam ihm vor, als würde sie den Kopf schütteln. »Ich nehme Ihre Kleider mit und sehe, ob ich sie irgendwie wieder hinbekomme.« Einen Augenblick später holte sie Luft.
»Die Sachen sind von Armani.«
Ihre Verblüffung verwirrte ihn. Als er nach Hinweisen suchte, hatte er natürlich auch die schwarzen Etiketten mit dem weißen Schriftzug darauf entdeckt, ihnen aber keine Bedeutung zugemessen. Hatte er sich geirrt?
»Wo ... Sie haben sie doch nicht gestohlen?«
Die Frage war wie ein Schlag. »Ich ...«
»Nein! Vergessen Sie's. leh will es gar nicht wissen.«
Aber er hätte etwas dafür gegeben, es zu wissen »Es geht mich nichts an.« Die Tür klappte und er war allein. Einen Moment stand er reglos, dann zog er sich vorsichtig in die Dusche hinein und drehte das Wasser auf. Sie hatte recht: Es war angenehm warm. Nur im Gesicht fachte es die Hitze und das Brennen erneut an. Er stützte sich an der Wand ab, ließ es über Schullern, Rucken und Brust rinnen und genoss das so seltsam vertraute und zugleich fremde Gefühl. Irgendwann tastete er nach der Seife, versuchte sich ungeschickt zu waschen. Den Erfolg konnte er nicht beurteilen. Dafür schien jetzt jeder einzelne Schnitt und Kratzer in Flammen zu stehen. Wenn ihm beim Haarewaschen Shampoo ins Gesicht oder am Ende in die Augen geriet, würde sie ihn wahrscheinlich als wimmerndes Bündel am Boden der Duschwanne finden. Also legte er den Kopf, so weit es der Schmerz zuließ, in den Nacken und hoffte, das Wasser würde auch so den schlimmsten Dreck aus seinen Haaren spülen.
Es wurde bereits kalt, als er es schließlich abdrehte. Das Feuer in seinen Eingeweiden hatte sich zu einem heißen Ball zusammengezogen. Er brauchte zwei Anläufe, bis er die Handtücher gefunden hatte. Die Augen öffnen konnte er noch immer nicht. Eines wickelte er wie zuvor um seine Hüfte, mit dem anderen trocknete er sich ab, ebenso ungeschickt, wie er sich zuvor gewaschen hatte.
Er hatte kaum damit begonnen, da klopfte es leise an
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