Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)

gerettet. Ich war schuld, dass sie dich beinah umgebracht haben.«
    Grace streckte die Arme aus, umarmte ihn herzlich und legte ihre Arme um seine Schultern, wobei der Stab in ihrer Hand seinen Rücken berührte.
    Ian fuhr zusammen, als hätte sie ihn gezwickt, die Augen ungläubig weit aufgerissen. Er stolperte nach hinten und starrte den Stab in ihrer Hand an. Das blaue Leuchten hatte aufgehört, doch er summte und vibrierte sanft. Grace drückte ihn wieder an ihre Brust und trat zurück, um Grey anzusehen.
    »Ich will jetzt nach Hause«, wiederholte sie.
    »Morgan«, befahl Grey. »Du und Callum, ihr geht und holt den verdammten Priester, bringt ihn zurück in seine Hütte. Ian, hol die andere Schneeraupe hier herüber und hol uns ab.«
    Ohne weiteren Kommentar verschwanden die drei MacKeages genauso still, wie sie gekommen waren.
    »Und was sind meine Befehle, Laird Greylen MacKeage?«, fragte Grace, als sie allein waren, und betrachtete seine immer noch ärgerliche Haltung, seine nassen, gefrierenden Kleider und das Schwert, das in seiner Hand so selbstverständlich wirkte.
    »Du kannst dich über mein Knie legen, und dann werde ich dir dein Hinterteil versohlen«, sagte er, setzte sich auf einen Felsbrocken, breitete die Arme aus und deutete mit der freien Hand auf seinen Schoß. »Du hast mir solche Angst gemacht, dass es mich zehn Jahre meines Lebens kosten wird, Frau.«
    Er klang nicht, als würde er Witze machen. »Ich – ich habe immer noch den Stock«, sagte sie und hielt ihn hoch, damit er ihn sehen konnte.
    Er hielt sein Schwert hoch. »Ich habe ihn schon einmal halbiert. Sollen wir versuchen, ob ich das noch mal schaffe?«
    Sie drückte den Stock an ihre Brust. »Nein. Aber wenn du das Schwert weglegst und aufhörst, mir zu drohen, dann erlaube ich dir, ihn anzufassen.«
    »Warum sollte ich das verfluchte Ding anfassen wollen?«, fragte er und sah zugleich ungläubig wie entsetzt aus.
    »Er ist warm«, erklärte sie ihm. »Siehst du, ich friere nicht einmal und bin schon wieder halb trocken. Wenn du ihn anfasst, schmelzen vielleicht die Eiszapfen in deinen Haaren.«
    Er legte das Schwert neben sich auf den Felsen und streckte ihr seine Hand hin. Zögernd und in der Hoffnung, das Richtige zu tun, gab Grace ihm vorsichtig den Stock. Sofort griff die Kälte sie an.
    Grey schloss die Faust um den knorrigen Kirschholz-Stab, und seine Augen wurden weit, als er spürte, wie summende Energie ihn durchströmte. Grace lächelte über seinen Gesichtsausdruck.
    Plötzlich schwang er ihn in weitem Bogen und ließ ihn durch die Luft zischen, wie er es mit dem Schwert tun würde. Er bewegte ihn mehrmals hin und her, als fühle er, wie er im Gleichgewicht lag.
    »Das ist kein Spielzeug«, warnte sie ihn. »Denk an Daars Worte. Du wirst hier noch den Wald anzünden oder so etwas. Gib ihn mir wieder.«
    Er hielt inne und sah sie ungläubig an. Dann zog er den Arm nach hinten und legte seine ganze Kraft in den Schwung, mit dem er den Stab erst nach unten, dann hoch in die Luft hob, um ihn schließlich loszuschleudern, so dass er in weitem Bogen in der Mitte des Sees landete.
    »Warum hast du das getan?«, fragte sie nach einem erschreckten Ausruf und sah auf die Stelle, wo der Stab untergegangen war und ein heftiges Blubbern jetzt Dampf aufsteigen ließ. Blaues Licht schoss von der Mitte des Sees in einem blendenden Blitz von Energie zum Gipfel des TarStone und erschütterte die Luft mit grollender Vibration, die weit über den Kamm hinaushallte.
    »Warum?«, fragte sie flüsternd und sah Grey entsetzt an.
    Er fasste sie um die Taille und zog sie hinunter an seine Brust, hielt sie so, dass ihre Augen auf gleicher Höhe wie seine waren. »Weil ich nicht will, dass der Priester ihn je wieder in die Hand bekommt«, sagte er, und dann presste er seinen Mund auf den ihren.
    Grace schlang ihre Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss. Die Ansprache zum Thema seines mangelnden Respekts vor dem Eigentum anderer würde sie ihm später halten. Und zum Thema des späten Zeitpunkts, zu dem er zu ihrer Rettung erschienen war.
    Und dazu, dass er ein antiquarisches Schwert mitgebracht hatte statt einer Schusswaffe.
    Grace vergaß schnell, dass ihr kalt gewesen war. In ihrem Kuss steckte so viel Hitze, dass damit der Schnee vom TarStone hätte geschmolzen werden können.
    Wer brauchte schon den merkwürdigen alten Stock?

KAPITEL 21
    D ie Fahrt den Berg hinunter in der Schneeraupe legten sie schweigend zurück, denn keiner von ihnen