Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
Kabels.
Grey bewegte sich weiter nach rechts, um sie besser zu schützen. Grace drückte die Ohren des Babys zwischen ihre und Greys Brust, um es vor den Tönen des gellenden, dröhnenden Donners der Zerstörung zu bewahren.
Die nachfolgende abrupte Stille war beinah so schockierend,
wie es der Lärm gewesen war. Sie wurde nur von gelegentlichem und sich entfernendem Krachen bergaufwärts unterbrochen. Grey trat zurück und drehte sich um, schaute hinauf in den Dunst, zu den Resten seiner Seilbahn, sein Gesichtsausdruck voller Staunen.
Und dann kam das Geräusch, auf das Grace gewartet und vor dem sie sich gefürchtet hatte. Von hoch oben, weit außer Sicht, ertönte wie ein rollender Donner der Krach vom Einsturz des Gipfelhauses den Hang entlang zu ihnen herunter. Der oberste Turm war unter der Belastung des sich losreißenden, zwei Kilometer langen Kabels gebrochen, und alles, was dem Kabel im Weg war, wurde zerstört. Das Einzige, was noch blieb, waren die nackten Türme, die noch immer bebten von der Gewalt der entfesselten Kraft, die sie schließlich vom Eis befreit hatte.
»Heilige Mutter Gottes«, flüsterte Ian mit weit aufgerissenen Augen und bleichem Gesicht.
Und das, dachte Grace, als sie hinunterschaute, um zu sehen, wie es dem Kind ging, war der passende Kommentar.
Sie entdeckte einen Tropfen auf der Mütze des Kleinen und wischte ihn fort. Ein zweiter trat sofort an seine Stelle. Auch den streifte sie ab. Sanft hob ein großer Finger ihr Kinn, und ein warmer Daumen strich über ihre feuchte Wange. Mit tränenverschleierten Augen sah sie auf zu Grey.
»Es ist nur Metall und Kabel, Grace. Weine nicht für etwas so Unwichtiges wie eine Seilbahn.«
»Ich hatte dir doch versprochen, sie zu retten.«
»Nein, Mädel. Du hattest nur versprochen, es zu versuchen. Und du hättest es auch geschafft. Ich bin verantwortlich für die Zerstörung, Grace, nicht du.«
Jetzt kamen die Menschen von Pine Creek aus dem Hotel gelaufen, rannten hektisch herum und starrten die Reste der zerstörten Seilbahn an. Michael stand bei Ellen und John, mit
einer Hand auf der Schulter eines jeden. Grace war sich nicht sicher, ob er sie hielt oder eher sich selbst.
Sie wischte sich die Tränen fort und sah Grey fest an. Dann holte sie schmerzhaft tief Atem und machte sich bereit für das, was sie als Nächstes vorhatte. Sie umfasste den Kopf des Babys mit der Hand, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Grey aufs Kinn. »Ich liebe dich«, flüsterte sie, dann drehte sie sich um und entfernte sich.
Jeder ihrer Schritte tat ihr weh. Ihr Atem ging schwer. Das Blut schien mit der Gewalt eines Vulkanausbruchs durch ihren Körper zu rauschen, und ihr Gesichtsfeld verengte sich, bis alles – das Wintersportzentrum, die Menschen, die entsetzt und schweigend herumstanden, die grausigen Reste der Seilbahn –, all das in den Hintergrund trat und für sie nicht mehr existierte.
Grace hielt das Baby an ihre Brust gedrückt und musste sich sehr anstrengen, ganz auf den Mann konzentriert zu bleiben, der jetzt vor ihr stand, musste sich anstrengen, nicht der kreischenden Stimme in ihrem Kopf zu folgen, die ihr sagte, sie solle so weit und so schnell rennen, wie sie konnte, bevor sie den Mund aufmachte und sich selbst das Herz brach.
Da stand sie also vor Michael MacBain und kämpfte mit aller Gewalt gegen die Flut von Gefühlen an.
»Michael«, sagte sie in bebendem Flüsterton, der seine Aufmerksamkeit weckte. Er wandte sich von Ellen und John ab, und sein Gesicht wirkte besorgt angesichts des Ausdrucks in ihren Augen.
»Ich … ich möchte dich gern deinem Sohn vorstellen.« Sie drehte das Baby um, so dass er es ansah. »Mary hat ihn genau einen Tag vor ihrem Tod geboren. Er ist dein und Marys Sohn, Michael«, erklärte sie und hielt ihm den Jungen hin, damit er ihn entgegennahm.
Eine Vielzahl von Gefühlen durchlief Michaels Gesicht in schneller Folge – Verwirrung, Ungaube, Schmerz und schließlich
Verwunderung –, als sein Blick von ihr zu dem Kind wanderte, das sie ihm hinhielt.
Langsam und vorsichtig nahm er ihr das Baby ab, hob es hoch, bis ihre Gesichter einander genau gegenüber waren, und schaute in die Augen des Kleinen, die Spiegel seiner eigenen waren. Und das Baby lächelte ihn breit an.
Michael war sprachlos. Er nahm das Kind an seine Brust, zog ihm die Mütze herunter, bedeckte seinen Kopf mit seiner großen Hand und glättete die störrischen, dunkelbraunen Haare. Dann sah er Grace in fragendem
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