Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Seit du verschwunden bist, lungern Ermittler aus der Anderwelt auf dem Forum herum und stellen Fragen nach dem Verbleib von Michaela.«
Angst erfüllte sie. Noch mehr Schergen von Pontifex. Das mussten sie sein. Sie fing an, hin und her zu laufen, und blieb schließlich beim Fenster stehen. Dann ließ sie sich auf die Fensterbank fallen und dachte über ihren nächsten Schritt nach.
»Sag mir, warum du die Opale willst. Lass mich dich schützen«, sagte er und blieb vor ihr stehen.
»Ich kann mich selbst schützen«, erklärte sie.
Er berührte leicht den Bluterguss auf ihrem Gesicht, und sie schüttelte seine Hand ab. »Das ist meinem Wirtskörper geschehen, Angelique, nicht mir. Ihr liebender Gatte hat sie dem Tod überlassen.«
»Götter«, stieß er hervor und schüttelte den Kopf, als ihm ein Teil der Realität, die ihr Leben darstellte, klarwurde. »Diese Gestalt der Frau; dieser Körper, den du bewohnst. Wie lange wirst du ihn behalten?«
»Innerhalb von Wochen wird sie wahrhaft sterben.«
»Und dann was?«
»Dann werde ich wieder zur Geistwandlerin.«
»Sichtbar?«
»Ich kann vierundzwanzig Stunden lang zwischen körperlicher und Geistform wechseln, wie ich will. Danach werde ich schwach und muss einen anderen Wirt annehmen oder zugrunde gehen.«
»Also weiß ich jetzt das Schlimmste«, sagte er. »Und ich will dich immer noch.«
Er zog sie in seine Arme, und sie ließ es zu. Sie wollte ihn ein letztes Mal spüren. Er setzte sich auf ihren Platz auf der Fensterbank, nahm sie auf seinen Schoß und strich mit den Lippen über den Bluterguss auf ihrem Gesicht, während seine Hände über ihren Rücken streichelten.
»Ich versichere Ihnen, dass Sie das Schlimmste noch gar nicht kennen, Signor.« Mit grimmiger Miene versuchte sie, ihn mit Worten zu vertreiben. »Du kennst mich nicht, Bastian. Ich kenne mich nicht einmal selbst. Wenn ich morgens aufwache, weiß ich nie, ob ich in der Nacht als dieselbe Person zu Bett gehe. Ich habe über Jahrhunderte hinweg Hunderte Wirtskörper bewohnt, und jeder einzelne von ihnen hat mich beeinflusst. Ich bin ein wirres Durcheinander ihrer Eigenheiten und Fähigkeiten. Das hat eine gewisse Entfremdung zur Folge.«
Aber er wich nicht von ihr, sondern rieb mit seiner großen Hand über ihren Rücken und setzte sich mit ihr bequemer auf die Fensterbank. »Wie schaffst du es, darüber nicht den Verstand zu verlieren?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich denke nicht allzu weit voraus. Also gib mir einfach den Opal und akzeptiere, dass ich ihn für etwas Wichtiges brauche. Und erzähle mir nie wieder, dass du mich liebst, nur um an Informationen zu kommen.«
Er drückte seine Wange an ihr Haar. »Ich weiß, wie ich Informationen von einer Frau bekommen kann, ohne zu behaupten, ich würde sie lieben.«
»Ich weiß alles über die Wonnen, die du einer Frau bereiten kannst. Ich war eine Zeitlang Michaela, weißt du noch?«
Die knisternde Spannung, die daraufhin zwischen ihnen entstand, war voll sinnlicher Erinnerungen. »Ja, ich erinnere mich gut. Und ich erinnere mich daran, wie du – mit ihr – von mir gegangen bist. Ich erinnere mich daran, wie sehr ich mich auf unser Wiedersehen gefreut habe.« Er hob ihr Gesicht an.
Sie sah ihm forschend in die Augen und erinnerte sich ebenfalls. »Dann lass es uns noch einmal tun«, flüsterte sie. »Noch einmal, und wir verschieben es für eine Weile, über andere Dinge zu diskutieren.«
Ihr Mund berührte seine Lippen, die ebenso hungrig waren wie ihre, und seine Arme drückten sie an sich. Gemeinsam arbeiteten sie daran, sie von ihrem Rock zu befreien; dann hob er sie hoch, damit sie über seinem Schoß kniete, von Angesicht zu Angesicht mit ihm. Seine Hände waren beschäftigt, und kaum hatte er seine Hose geöffnet, stieß er sich auch schon in sie. Sie keuchte auf und schmiegte sich an seine Brust, während sie mit den Händen seine Schultern umklammerte. Und einen Augenblick lang verharrten sie regungslos und genossen das erregende Gefühl ihrer Vereinigung.
Ihre Hände streichelten seinen Nacken. »Ich habe dich vermisst«, gestand sie an seinem Hals.
Er legte wieder die Arme um sie. »Und ich dich.« Und dann bewegte er sie über sich mit männlichem Verlangen und einer Kraft, die ihre Sehnsucht wachsen ließ. Regen prasselte gegen die Fensterscheibe hinter ihm, während der Sturm weiter tobte und ihr Herz ebenso wild schlug. Sie liebten sich auf der Fensterbank, und ihre Vereinigung war hart und verzweifelt und
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