Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)
in Plastikdosen auf einem speziellen Klapptisch bereit. Sein Grill bestand aus Edelstahl und wurde mit Gas betrieben, und nachdem er ihn benutzt hatte, putzte er so lange daran herum, bis er wieder makellos sauber war. Das Essen schmeckte so sauber und makellos wie die Geräte, mit denen es zubereitet worden war. Wenn Emma kochte, versuchte sie, ihre Mahlzeiten Simons Standard anzugleichen. Sie befolgte immer sklavisch genau die Rezepte und experimentierte nie. Da sie es für gewöhnlich eilig hatte, nahm sie häufig Fertiggerichte, aber sie achtete immer darauf, dass sie wenig Zucker, Salz und Fett enthielten.
Als sie das Tor über die Erde schaben hörte, blickte sie sich um, und als sie sah, dass Mosi gekommen war, lief sie ihm entgegen.
»Sie sind gestern Abend nicht zurückgekommen«, sagte er und blickte sie mit einer Mischung aus Erleichterung und Besorgnis an. »Ich habe mir große Sorgen gemacht.«
Emma berichtete ihm kurz, was geschehen war. Als sie fertig war, blickte Mosi stirnrunzelnd zur Wüste.
»Wenn Gott will, finden sie sie heute«, sagte er.
Dann wandte er sich wieder Emma zu und hielt ihr ein Stück schwarzen Gummischlauch entgegen. Er war an den Enden gebogen und sah aus wie ein Teil einer Schlange. »Ich kann den Kühler jetzt reparieren.« Suchend blickte er sich im Hof um. »Wo ist Daniel?«
»Er macht Frühstück.«
Mosi lächelte. »Gut! Ich habe nämlich Hunger.«
Er ging mit Emma zur Hütte. Nachdem er Daniel begrüßt hatte, setzte Mosi sich auf eine umgedrehte Benzintonne neben das Feuer. Die beiden Männer unterhielten sich auf Swahili. Mosi schien eine Menge Fragen zu stellen, und aus dem entsetzten Tonfall seiner Antworten schloss Emma, dass Daniel ihm von ihren Erlebnissen in der Wüste berichtete. Während sie den beiden Männern zuhörte, ging Emma selbst die Ereignisse noch einmal durch. Es war nur ein einziger Tag gewesen, aber er schien ewig lange gedauert zu haben.
Schließlich schwiegen die beiden, als sei die Geschichte jetzt zu Ende. Daniel schlug Eier in eine Bratpfanne, in der Butter glänzte. Als das Eiweiß fest wurde, schwenkte er das Fett über das Eigelb, bis es ebenfalls hart wurde. Dann nahm er die Pfanne vom Ofen.
»Jetzt ist alles fertig.« Er reichte Emma zwei emaillierte Teller und bedeutete ihr, sie ihm hinzuhalten. Dann gab er auf einen Teller die Spiegeleier und auf den anderen das Brot, dessen Kruste grau von Asche war. Das Eiweiß und der helle Brotlaib schimmerten im schwachen Licht. Mosi hielt ihm eine Holzschüssel hin, und Daniel füllte sie mit Stücken von gebratenen Süßkartoffeln. Dann ergriff er eine Metallteekanne, die er am Rand des Feuers warm gestellt hatte.
Er ging voraus in einen zweiten Raum, der an die Außenseite des Hauses angebaut worden war. Wie im Salaam Café waren auch hier die Wände nur halbhoch, aber darüber waren Moskitonetze aus Metall gespannt. Mosi hielt ihnen die Drahtgittertür auf, während Emma und Daniel rasch hineinhuschten, damit ihnen die Fliegen nicht folgten. Die einzigen Möbelstücke waren ein hölzerner Tisch und zwei lange Bänke. Auf dem Tisch lag eine rot-weiße Wachstuchdecke. In der Mitte standen eine Flasche Tabasco, ein Glas Honig und Pfeffer und Salz in alten Plastikstreuern. Es war für drei Personen gedeckt, mit Tellern, Tassen und Besteck.
Die beiden Männer setzten sich auf die eine Seite des Tischs, und Emma ließ sich ihnen gegenüber nieder. Daniel verteilte das Essen auf die Teller.
»Geben Sie mir nicht so viel«, protestierte Emma. Ihre Portion war so groß, dass sie zwei Tage lang ausreichen würde.
Daniel blickte sie überrascht an und hielt einen Löffel mit einem Berg von Süßkartoffeln unschlüssig in der Luft. »Entschuldigung«, sagte er schließlich. »Wir sind es nicht gewohnt, eine Frau hier zu haben.«
Er schenkte Tee aus, und Emma sah zu, wie Daniel und Mosi sich mehrere Löffel Honig in ihre Becher löffelten. Als Mosi in seinem Tee rührte, trieb auf einmal etwas auf der Oberfläche. Er schöpfte es heraus und legte es auf den Tisch.
»Eine tote Biene!«, rief Emma. Dann lächelte sie, weil sie nicht unhöflich sein wollte.
»Manchmal sind auch Rindenstückchen oder Stöckchen im Honig«, erklärte Daniel. »Es ist wilder Honig aus der Wüste. Sie sehen ja, wie dunkel er ist.«
»Es ist der beste Honig«, sagte Mosi.
Daniel nickte zustimmend. »Ein Geschenk von meiner Mutter.«
Emma trank ihren Tee, wobei sie sich fast die Lippen am Rand des Emaillebechers
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