Das Herz Eines Highlanders
auch immer er im Sinn hatte, ich denke nicht, dass er wollte, dass Ihr drei Euch gegenseitig umbringt.« Hatchard lächelte schwach. »Er wünscht sich nichts weiter, als dass sie vor ihrem nächsten Geburtstag verheiratet ist, und einer von Euch soll der Bräutigam sein. Und nein, Grimm, Jillian weiß nichts davon. Sie würde wahrscheinlich auf der Stelle von Caithness flüchten, wenn sie auch nur die leiseste Ahnung hätte, was ihr Vater im Schilde führt. Gibraltar hat Jillian im Verlauf des vergangenen Jahres Dutzende von Freiern zugeführt und sie hat sie alle mit dem einen oder anderen Mumpitz vertrieben. Sie und ihr Vater fanden Gefallen daran, sich gegenseitig eins auszuwischen; je ungewöhnlicher seine List, umso einfallsreicher ihre Antwort. Wobei ich sagen muss, dass sie die Dinge stets mit einer gewissen Feinfühligkeit und Finesse geregelt hat, zu der nur eine Sacheron fähig ist. Die meisten der Männer hatten keine Ahnung, dass sie ... äh ... in Ermangelung eines besseren Wortes... vorgeführt wurden. Wie ihr Vater kann auch Jillian das Abbild von Schicklichkeit sein, während sie mit unbeteiligter Miene im Stillen einen Aufstand ausbrütet. Einer von Euch muss ihr den Hof machen und sie für sich gewinnen, denn Ihr drei seid Gibraltars letzte Hoffnung.«
Unmöglich, sagte sich Jillian im Stillen halbherzig. Ihr Papa würde ihr das niemals antun. Oder etwa doch? Sie wollte es nicht wahrhaben, und dennoch tauchte in ihrem Kopf die Erinnerung an die langen, nachdenklichen Blicke auf, mit denen ihr Vater sie vor seiner Abreise angesehen hatte. Plötzlich ergaben sein irgendwie schuldbewusster Gesichtsausdruck und die Umarmungen in letzter Minute einen Sinn. Bei allen Heiligen, so unbefangen, wie er seine Zuchtstuten verkuppelte, hatte ihr Papa sie mit drei heißblütigen Hengsten in den Stall gesperrt und sich auf Reisen begeben.
Sagen wir lieber zwei heißblütige Hengste und ein kalter, arroganter, unerträglicher Barbar, fügte sie lautlos hinzu. Denn so sicher, wie die Sonne auf- und unterging, würde Grimm Roderick sich niemals dazu herablassen, sich zu ändern. Jillians Schultern sackten nach vorn.
Als habe er ihre Gedanken gelesen, ertönten Grimm Rodericks Worte und entfachten noch mehr von dieser geistlosen Wut, die sie in seiner Gegenwart verspürte.
»Nun, ihr braucht euch wegen mir keine Gedanken zu machen, Jungs, denn ich würde die Frau nicht heiraten, und wenn sie die letzte in ganz Schottland wäre. Es liegt also an euch beiden, Jillian zur Ehefrau zu machen.«
Jillian biss sich auf die Zunge und floh den Korridor entlang, bevor sie einem wahnsinnigen Bedürfnis nachgeben konnte, sich als zischendes weibliches Katapult aus Zähnen und Fingernägeln über die Balustrade zu stürzen.
Kapitel 4
Maldebann Castle,
Schottische Highlands oberhalb von Tuluth
»Mylord, Euer Sohn ist nahe.«
Ronin Mclllioch sprang auf und seine blauen Augen glänzten. »Er kommt hierher? Jetzt?«
»Nein, Mylord. Vergebt mir, ich wollte Euch nicht beunruhigen«, korrigierte sich Gilles hastig. »Er ist auf Caithness.«
»Caithness«, wiederholte Ronin. Er tauschte mit seinen Männern einen kurzen Blick. Ihre Augen verrieten Besorgnis, Vorsicht und unverkennbar Hoffnung. »Hast du eine Vermutung, weshalb er dort ist?«, fragte Ronin. »Nein. Sollen wir es herausfinden?« »Schick Elliot, er ist der Gewandteste. Achte darauf, dass es diskret geschieht«, sagte Ronin. Leise fügte er hinzu: »So nahe ist mein Sohn seit Jahren nicht mehr gewesen.«
»Ja, Mylord. Denkt Ihr, dass er vielleicht nach Hause kommt?«
Ronin Mclllioch lächelte, aber das Lächeln erhellte nicht seine Augen. »Die Zeit ist noch nicht reif für seine Rückkehr. Wir haben noch zu arbeiten. Der Junge, der so gut zeichnet, soll Elliott begleiten. Ich möchte Bilder mit größter Genauigkeit.«
»Ja, Mylord.«
»Und, Gilles?«
Gilles blieb im Türrahmen stehen.
»Hat sich irgendetwas ... verändert?«
Gilles seufzte und schüttelte den Kopf. »Er nennt sich immer noch Grimm. Und soweit unsere Männer in Erfahrung bringen konnten, hat er sich nie die Mühe gemacht zu fragen, ob Ihr noch am Leben seid. Noch hat er jemals den Blick gen Westen nach Maldebann gerichtet.«
Ronin senkte den Kopf. »Danke. Das wäre alles, Gilles.«
Jillian fand Kaley beim Kartoffelschälen in der Küche. Kaley Twillow war eine mütterliche Frau Ende dreißig und ihr üppiger Körper beherbergte ein ebenso großes Herz. Ursprünglich aus England
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