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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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zurückzubekommen, bevor er sich vollständig auflöst.« Sie strich sich mit einer bruchstückhaften Hand über die Wange. »Es bleibt nicht viel Zeit. Du musst dieses Mechagen zu ihm bringen und ihn dann hierherführen.«
    »Und wenn ich es tue?«
    »Was meinst du?«
    »Was passiert mit diesem Gebäude, mit dieser Kirche?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Was passiert mit der Stadt?«
    »Bereitet dir das Kopfzerbrechen? Du hast nicht den Eindruck gemacht, allzu besorgt über das Wohlergehen der Kirche zu sein, als du hier eingebrochen bist.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Das ist meine Stadt. Die Kirche und ihre Gerätschaften bilden den Kern von Veridons Macht. Das muss mir nicht gefallen, aber es ist die schlichte Wahrheit.«
    »Trotz deiner Verbesserungen siehst du nicht wie jemand aus, der Anteil an dieser Macht hat. Du siehst eher wie ein Dieb aus.« Sie beugte sich dicht zu den Gitterstäben. »Du riechst sogar wie ein …« Ihre Stimme stockte. »… Dieb. Du hast gesagt, dass dich mein Bruder noch immer verfolgt, auch ohne sein Herz. Wie lange schon?«
    »Ich weiß es nicht. Wochen. Vielleicht Monate.«
    In ihre traurigen Züge trat ein Grinsen. »Du hast beide Mechagene gesehen. Meines und jenes, das meinem Bruder gestohlen wurde. Wie würdest du sie im Vergleich zueinander beschreiben?«
    »Das oben, dein Herz – es sieht anders aus. Einfacher.«
    »Das kränkt mich nicht.« Sie lächelte wie eine zerbrochene Flasche. »Ich war eine Botin – wie du. Von anderen entsandt. Wir hatten seit Ewigkeiten Material den Fluss hinuntergeschickt; noch lange, nachdem die Schlafzyklen begonnen hatten, fuhren wir damit fort. In jüngerer Zeit wurde festgestellt, dass die Sendungen nicht durchkamen. Ich wurde entsandt, um herauszufinden, weshalb.«
    »Und das andere Herz?«, fragte ich.
    »Es ist das Herz eines Zerstörers. Und birgt großes Potenzial.«
    »Großen Ärger, vermute ich mal.«
    »Ärger, der immer noch vermieden werden kann. Geh zu denjenigen zurück, die dich geschickt haben, und fleh sie an. Fleh um dein Leben, Pilot. Fordere sie auf, mir dieses Mechagen zu bringen, und ich werde gehen. Und ich nehme meinen Bruder mit.«
    »Du würdest einfach gehen?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Auf meine Weise, nach meinen Zeitvorgaben. Aber ja, ich würde gehen.«
    »Und du warst eine Botin?«, fragte ich.
    »Ja, entsandt, um die Lücke im System zu finden. Den Fehler im Fluss.«
    »Entsandt? Von wem?« Ich fand es seltsam, den wahren Ursprung der geheimnisvollen Schiffe der Kirche zu erfahren. Dass ihre Religion auf verlorenem Gepäck beruhte, schien mir passend zu sein.
    »Von uralten Maschinen. An tief verborgenen Orten. Eure Kirchenmänner, diese Erschaffer, holten die Schiffe vom Fluss und stellten Dinge mit ihnen an. Sie machten daraus ihren verfluchten Algorithmus.«
    »Und du hast sie aufgefordert, damit aufzuhören?«
    »Das wollten sie nicht.« Ihre Züge fielen in sich zusammen. »Ich denke, ich habe ihre … Inbrunst unterschätzt.«
    »Und als du nicht zu den tief verborgenen Maschinen zurückgekehrt bist, hat sich da niemand gefragt, wo du steckst?«
    »Wir bewegen uns in sehr langen Zyklen.« Sie seufzte. »Und die meisten von uns sind im Ruhemodus. Es wird noch eine Weile dauern, bis man mich vermisst.«
    »Also hast du dem Rat irgendwie eine Botschaft geschickt. Du hast die Männer in der Hoffnung den Fluss hinunterdirigiert, dass sie in ein Wespennest stechen, deine Freunde ihnen zurück in die Stadt folgen und dich retten würden.« Ich beugte mich näher zu ihr. »Du hattest vor, die Stadt zu zerstören.«
    Sie schaute auf. Ihr Blick folgte den Konturen des Käfigs, dem Geflecht der Rohre und der aus ihrem Rückgrat sprießenden Säule. Dann schaute sie auf die zerlegten Überreste ihres Körpers hinab.
    »Kannst du mir daraus einen Vorwurf machen?«
    »Ja. Prinzipiell wohl nicht, aber in der Praxis schon. Verstehst du, ich lebe hier, und wahrscheinlich werde ich hier auch sterben. Aber ich möchte lieber nicht, dass es so passiert.« Ich lief um den Käfig, betrachtete ihre schlaffe, in den Rohrleitungen hängende Gestalt. »Ganz gleich, was dir diese Leute angetan haben, das bedeutet nicht, dass es die gesamte Stadt verdient, zu sterben. Kaum jemand weiß überhaupt, dass du existierst. Ich jedenfalls wusste es nicht.«
    »Und wenn man es wüsste? Glaubst du wirklich, dass man sich für meine Freilassung einsetzen würde? Dass man die Mechagenetik, die Luftschiffe und die

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