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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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über die Schulter. Emily folgte mir mit trägen Bewegungen.
    Als der Engel oben auf dem Fackellicht auseinanderfiel, mussten Teile von ihm überlebt und Emily infiziert haben. Ihre neuen und halb garen Implantate waren wesentlich unangepasster als meine. Vermutlich war sie dadurch anfälliger gewesen. Unter Umständen war sie auch speziell dafür modifiziert worden, besonders empfänglich für die Infektion durch den Engel zu sein. So oder so, etwas von ihm steckte in ihr. Viel konnte es nicht sein. Die Verwandlung war minimal. Trotzdem genügte es für den Versuch, mich zu töten.
    Ich ließ das Evakuierungsdeck hinter mir und kletterte hinunter zum Hauptgeschützdeck. Die Gefechtsstationen waren versiegelt, die Munitionsschränke abgesperrt. Ich brauchte auch keine so große Waffe. Hoffte ich jedenfalls. Ich fand ein Wartungsterminal und klappte es auf.
    »Wilson! Wo steckst du?«
    »Ich bin auf dem vorderen Aussichtsdeck beschäftigt.« Grunzen, Schüsse. Letztere hörte ich zwei Mal, sowohl durch den Sprechkanal als auch aus dem vorderen Bereich des Schiffs. »Hast du noch die Kontrolle?«
    »Nein. Hör zu, dieses Ding hat Emily. Sie versucht, mich zu töten.«
    Stille.
    »Wilson?«
    »Hab dich gehört. Wo?«
    »Hauptgeschützdeck. Komm hier rauf.«
    Der Sprechkanal klappte zu. Emily war die Treppe heruntergekommen und steuerte auf mich zu. Ich trat den Wartungskasten auf und holte den Revolver heraus. Eine vertraute Waffe, auch wenn die Inschrift eine andere war.
    »Willst du sie erschießen, Jacob?«, fragte der Engel. »Deine hübsche Freundin?«
    Ich feuerte. Splitter stoben aus dem Deckboden vor ihr. Sie lächelte jenes Lächeln, das ich sosehr mochte, das jedoch nicht mehr ihr Lächeln war.
    »Ich glaube nicht, dass du es tun wirst, Jacob. Und es ist ein Risiko, das ich einzugehen bereit bin.«
    Mit ausgestreckten Armen stürmte sie heran. Ich zögerte, den Revolver in der Hand, das Visier auf ihre Stirn gerichtet. Im letzten Moment drehte ich die Pistole um und schlug auf ihre Arme ein. Die Klingen berührten meine Haut, und ich schrie auf. An meinen Unterarmen bildeten sich Blasen. Ich sprang zurück, aber sie griff weiter an.
    »Keine Bange, Jacob. Das wird verheilen. Gib mir einfach das Herz, und wir können alle zu unserem gewohnten Leben zurückkehren. Du kannst sogar deine Freundin zurückhaben.«
    Aber meine Wunden verheilten nicht. Ich hatte recht. Das Ding in meiner Brust hatte aufgegeben, war erloschen. Mein Arm brannte wie Feuer, und so würde es bleiben. Ich zog das Mechagen hervor.
    »Dieses Ding? Das willst du haben? Woher weiß ich, dass du sie gehen lassen wirst?«
    »Ich werde sie nicht mehr brauchen. Und ehrlich, Jacob, was hast du schon für eine Wahl?« Sie hob die Klingenfinger an ihre Wange und presste die scharfen Schneiden gegen die Haut. Blut quoll hervor und lief ihr über das Kinn. »Sag mir, wie wunderschön sie ist, Jacob. Wie bezaubernd sie ist.«
    Ich warf das Mechagen auf das Deck. Es schlitterte ein Stück, dann blieb es liegen. Ich wich einen Schritt zurück.
    »Nur zu. Nimm es dir. Ich will einfach nur raus aus der ganzen Sache, das ist alles. Etwas anderes wollte ich bei dieser von den Göttern verfluchten Geschichte von Anfang an nicht.«
    »Etwas anderes wollten wir alle nie, Jacob.« Sie trat vor, ragte erwartungsvoll über dem Mechagen auf. Dann kniete sie sich hin und berührte es leicht am Rand. Ein Schauder durchlief ihre Arme. Sie hob es auf; ihre Brust öffnete sich, etwas erblühte daraus und lechzte nach dem Herzen.
    »Tut mir leid«, sagte ich und trat Emily mit voller Kraft ins Gesicht. Das Mechagen fiel zu Boden und kullerte über das Deck. Ich rannte hinterher. Plötzlich rammten wir einen Turm, und das gesamte Schiff ächzte und schlingerte. Das Deck neigte sich hart nach Backbord, und ich lief bergab hinter dem rollenden Mechagen her. Die Neigung wurde steiler, bis ich regelrecht fiel und meine Füße kaum noch das Deck berührten. Ich sprang auf die Reling zu und streckte die Hand aus, als das Mechagen rotierend und funkelnd auf die unter uns ausgebreitete Stadt zuraste. Meine Hände strichen darüber. Es fiel, dann fiel ich, und die Stadt raste beängstigend schnell auf mich zu.
    Ruckartig kam ich zum Stillstand. Meine linke Hand hatte sich um die Reling geschlossen und hielt meinen zappelnden Körper, in der Rechten hatte ich das Mechagen. Das Deck hob sich, und wir flogen wieder gerade. Ich zog mich hoch – direkt zum Engel.
    Er schlug mich hart;

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