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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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Armen
hinzu. „Diese Dokumente sind sehr alt und äußerst empfindlich.“ Gierig musterte
er die Rollen und zählte sie durch. Er warf seinem Gegenüber einen scharfen
Blick zu: „Ihr seid der Versuchung nicht erlegen und habt sie heimlich
geöffnet?“
    „Aber nicht
doch, Exzellenz! Ihr hattet mir das ausdrücklich untersagt. Darüber hinaus wäre
die Zeit dazu auch zu knapp gewesen“, verteidigte sich Piero entrüstet.
    Die Augen
des spanischen Botschafters verweilten forschend auf seinem Gegenüber. Die
Haltung des Cavaliere drückte nervöse Ungeduld aus. Bei sich dachte Moñino,
dass di Stefano eben zugegeben hatte, dass er sich dem Befehl sehr wohl
widersetzt hätte - wenn sich ihm dazu die entsprechende Möglichkeit geboten
hätte. Nun schien er es kaum erwarten zu können, seinen Judaslohn entgegenzunehmen.
Moñino verabscheute Verräter. Ihnen war nicht zu trauen. Sie waren feige und
agierten im Dunkeln. Doch zuweilen musste er sich ihrer bedienen, um seine
Vorhaben umzusetzen.
    „Exzellenz“,
ergriff Piero das Wort. „Ich will Euch nicht drängen, aber könnten wir unser
Geschäft schnell abschließen? Ihr versteht sicher, dass ich Rom unter diesen
Umstanden sobald wie möglich den Rücken kehren möchte…“
    „Aber warum
denn?“ Moñino lächelte maliziös. „Wer sollte Euch anklagen? Die Jesuiten
jedenfalls werden sich hüten, Euch offiziell des Diebstahls dieser Dokumente zu
bezichtigen, da sie sie einst selbst gestohlen haben. Und die Schwester wird
kaum den Bruder verraten.“
    „Glaubt mir,
diese Schwester schon“, korrigierte Piero, den Blick dabei auf seine Stiefel
gerichtet.
    „Es ist gut.
Wartet draußen, Cavaliere, während ich die Dokumente prüfe.“ Er wedelte Piere
mit einer lässigen Handbewegung hinaus.
    Piero wollte
bereits den Mund öffnen, um zu protestieren, erkannte aber rechtzeitig die
Sinnlosigkeit. Moñino beachtete ihn nicht weiter, sondern hielt bereits einen
Dolch in Händen.
    Piero
verbrachte geschlagene zwei Stunden auf einer harten Bank im Vorzimmer, in
Gesellschaft des Sekretärs und dessen kratzender Feder. Endlich rief ihn der
Gesandte herein, seine Miene verhieß nichts Gutes: „Die zwei wichtigsten
Dokumente fehlen. Was habt Ihr mit ihnen angestellt? Ich warne Euch, wer mich
betrügt, hat dies stets bitter bereut. Also, wo sind sie?“
    Piero fuhr
der Schrecken gehörig in die Glieder. Er hatte sich bereits reich belohnt in
Richtung Venedig aufbrechen sehen. Er benötigte dieses Geld dringend. Die
Mitgift seiner Frau hatte eben gereicht, um seine Schulden zu bezahlen. Alles
Blut strömte nun aus seinem Gesicht.
    Sein
Gegenüber wertete die jähe Blässe als schlechtes Gewissen. „Was ist? Wollt Ihr
etwa mehr Geld herausschlagen? Wir hatten eine Abmachung und Ihr erhaltet nicht
eine Peseta mehr als vereinbart! Ich will diese beiden Dokumente und zwar
jetzt. Wo habt Ihr sie versteckt?“ Der Spanier näherte sich ihm drohend.
    Da Piero
keine Reaktion zeigte, außer ihn dumpf anzustarren, packte Moñino sein
Gegenüber und schüttelte ihn heftig durch. Fieberhaft überlegte Piero, wie er
die Situation retten konnte. Er hatte das Geheimfach gründlich durchsucht. Was
hatte der Spanier gesagt? Dass es sich hierbei um die beiden Wertvollsten
handelte? Es gab nur zwei mögliche Schlussfolgerungen: Entweder hatte Emilia
die besagten Unterlagen nicht in ihrem Gewahrsam gehabt, oder sie hielt sie
aufgrund ihres Wertes woanders versteckt. Moñino hatte inzwischen eingesehen,
dass es nichts half, den Mann zu schütteln wie einen Pflaumenbaum. Verächtlich stieß
er ihn von sich. „Also gut“, schnappte er wütend. „Ihr seid zwar ein Bastard,
aber auch ein gerissener Hund, di Stefano. Hiermit verdoppele ich mein Angebot.
Aber dies gilt nur, wenn Ihr mir die beiden Schriftstücke innerhalb der
nächsten Stunde und absolut unversehrt ausliefert.“ Hoch aufgerichtet, maß er
ihn mit der arroganten Miene eines spanischen Granden.
    Piero riss
ungläubig die Augen auf. Er würde doppelt soviel erhalten? Er hatte zwar
überhaupt keine Vorstellung davon, wie er dies anstellen sollte, doch seine
Gier trieb ihn dazu, alle Vorsicht fahren zu lassen. Im Bewusstsein sich auf
ein gefährliches Spiel einzulassen, entgegnete er heiser: „Also gut, Exzellenz.
Ich nehme Euer Angebot an. Allerdings habe ich die Unterlagen an einem sicheren
Ort deponiert. Daher benötige ich zumindest bis morgen Mittag Zeit, um sie
gefahrlos an mich nehmen zu können. Inzwischen schlage ich vor,

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