Das Hiroshima-Tor
Gehalt, und was getan wurde, geschah in jeder Hinsicht eher auf professioneller denn auf ideologischer Basis.
|194| Die Europa-Niederlassung von
Broadmoore
befand sich im englischen Guildford. Dort war Jørgensen bei seinem ersten Auslandseinsatz hingekommen. Die Tochterfirma hatte
normale Büroräume im Business Park gemietet, trug den Namen
Prince Electronics
, und nichts deutete auf China hin. Sämtliche Mitarbeiter kamen aus westlichen Ländern, und das Unternehmen funktionierte
wie die anderen der Branche: Jørgensen hatte sich komplizierte Produktinformationen aneignen und Business-Manieren beibringen
lassen müssen.
Im Büro durfte nie und unter keinen Umständen Chinesisch geredet und auf keinen Fall auf die wirklichen Aufgaben der Firma
– oder einiger ihrer Mitarbeiter – angespielt werden. Für operative Aufgaben wurde man von der Firma komplett abgezogen, damit
auch dann keine Verbindung zu China hergestellt werden konnte, falls man erwischt wurde.
Jørgensens Frau war während der ganzen Zeit in Peking geblieben, niemand durfte die Familie mitnehmen, auch wenn das Kommando
länger dauerte. Es wurde nicht laut ausgesprochen, aber Jørgensen hielt das für ein Druckmittel. Die Familie in China – das
half, den Lockungen fremder Geheimdienste zu widerstehen.
Nun schloss sich das elektrisch betriebene Tor am Haus von Vaucher-Langston hinter dem eingefahrenen Auto. Jørgensen richtet
sich auf.
Vor Vaucher-Langstons Haustür stieg Colin Baumgarten aus dem Wagen. Obwohl Scott aussah wie ein Federgewichtler, nahm er die
beiden riesigen Koffer der Dame aus dem Kofferraum, als wären sie leer.
Das Ambiente des modernen Hauses glich dem in Baumgartens Haus in einer vornehmen Wohngegend von Richmond. Instinktiv überprüfte
er die dunklen Ecken, in die das Licht der Hofbeleuchtung nicht drang.
Frau Vaucher-Langston schloss die Haustür auf. In der Eingangshalle ging sie direkt zu einem kleinen Schrank und schaltete
die Alarmanlage aus.
|195| »Seltsam«, murmelte sie beim Eintippen des Codes.
»Was ist seltsam?«, fragte Baumgarten. Er blickte hinter sich, um sich zu versichern, dass Scott in der Nähe war. Wo blieb
Novak?
»Normalerweise brennt das rote ›Programm‹-Lämpchen ... Es blieb sogar an, als ich einmal versuchte, die Anlage so zu programmieren, dass ein Zimmer ausgeschlossen wurde.«
»Schauen Sie nach, ob etwas anders ist als bei Ihrer Abreise«, sagte Scott.
»Ein Alarm ist nicht ausgelöst worden. In dem Fall würden die Lichter hier blinken.«
»Prüfen Sie trotzdem, ob etwas fehlt.«
»Besonders Dinge, die Ihrem Mann gehören«, fügte Baumgarten hinzu.
Die Frau sah die Männer irritiert an. »Jacob wohnte mehr in Burnford, in unserem Landhaus.«
Scott stellte die Koffer ab und folgte der Frau von einem Raum in den nächsten.
»Es scheint nichts zu fehlen«, erklärte sie.
Baumgarten sah sich nervös um: ein Designtisch aus Glas, helle Halogenspots, Ledersofas in klarem Design. Es störte ihn, dass
man vom Garten aus ungehindert ins erleuchtete Haus blicken konnte, aber nicht umgekehrt. Warum hätte jemand in das Haus eindringen
sollen – so professionell, dass er die Alarmanlage manipulieren konnte –, ohne etwas mitzunehmen? Oder hatte jemand etwas
gebracht
? Eine Bombe zum Beispiel.
Scott schien den gleichen Gedanken gehabt zu haben, denn er sagte: »Gehen wir.«
»Was ...«, fing Frau Vaucher-Langston an, aber Baumgarten legte den Finger auf die Lippen und führte sie zum Wagen zurück.
»Es ist möglich, dass Sie in dem Haus nicht mehr sicher sind«, sagte Baumgarten schwer atmend und hielt ihr die Wagentür auf.
Scott setzte sich auf den Fahrersitz. »Wir warten auf einen Kollegen, der entscheidet, was wir tun.«
|196| Jørgensen stand zwanzig Meter vom Tor der Vaucher-Langstons entfernt. Als er das Auto herauskommen sah, wandte er sich ab.
Die Enttäuschung und den Ärger spürte er körperlich. Warum verließ die Frau das Haus wieder?
Cecilia Vaucher-Langston musste verhört werden, auch wenn sie kaum etwas über die Angelegenheiten ihres Mannes wüsste. Aber
jetzt würden die Amerikaner zuerst mit ihr reden. Und darüber wäre man in Peking nicht erfreut.
|197| 28
In der Jääkärinkatu in Helsinki öffnete Asko Lahdensuo seinem Bruder und dessen Frau, der Premierministerin, die Tür, obwohl
die Gäste einen Schlüssel zu der Wohnung besaßen.
Zum Glück war ihnen im Treppenhaus und im Aufzug niemand von
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