Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
mir«, knurrt er, und plötzlich kippt seine Laune. »Ich meine, was sind das eigentlich für beschissene Flitterwochen?«
Dieser Vorwurf ist dermaßen ungerecht, dass ich erschrocken zurückweiche.
»Ich meide den Sex mit dir nicht!«, heule ich. »Ich will es doch genauso sehr wie du, aber … es tut so weh.« Verzweifelt sehe ich mich um. »Könnten wir es mit tantrischem Sex versuchen?«
» Tantrischem Sex?« Ben klingt verächtlich.
»Also, Sting schwört drauf.« Ich bin den Tränen nah.
»Ist dein Mund wund?«, fragt Ben mit Hoffnung in der Stimme.
»Ja, ich hab Öl auf die Lippen bekommen. Die brennen fürchterlich.« Ich verstehe, worauf er hinauswill. »Leider.«
Ben hakt sein Bein aus meinem und sinkt aufs Bett, lässt den Kopf hängen. Trotz allem bin ich doch erleichtert, dass er sich nicht mehr an mir reibt. Es war eine Tortur.
In steinernem Elend sitzen wir da. Meine Haut ist geschwollen und knallrot. Wahrscheinlich sehe ich aus wie eine überdimensionale Cocktailkirsche. Eine Träne läuft über meine Wange, dann noch eine.
Er hat mich nicht mal gefragt, ob meine Allergie gefährlich ist. Ich meine, nicht dass sie es wäre, aber trotzdem. Er macht sich nicht gerade Sorgen, oder? Als Richard zum ersten Mal mitbekommen hat, wie ich auf Erdnüsse reagiere, wollte er mich auf der Stelle in die Notaufnahme bringen. Und er liest die Speisekarten und Verpackungen von Fertiggerichten immer ganz genau. Er ist wirklich aufmerksam …
»Lottie.« Bens Stimme lässt mich vor Scham zusammenzucken. Wie kann ich an meinen Exfreund denken, wenn ich doch in den Flitterwochen bin?
»Ja?« Eilig drehe ich mich zu ihm um, für den Fall, dass er ahnt, was ich denke. »Ich denke gerade … ach, nichts Besonderes.«
»Es tut mir leid.« Ehrlich verzweifelt hebt Ben die Hände. »Es war nicht so gemeint. Ich sehne mich nur so sehr nach dir.«
»Ich mich doch auch nach dir.«
»Wir haben einfach Pech.«
»Mir scheint, wir haben mehr Pech als andere Leute«, sage ich bekümmert. »Wie kann es sein, dass wir eine Katastrophe nach der anderen erleben?«
»Eher ›Horrormoon‹ als ›Honeymoon‹«, witzelt er.
Ich lächle über seinen dummen Spruch, bin schon wieder fast besänftigt. Wenigstens gibt er sich Mühe.
»Vielleicht ist es Schicksal«, sage ich, ohne es wirklich zu meinen, aber Ben stürzt sich auf die Idee.
»Bestimmt hast du recht! Überleg doch mal, Lottie! Morgen wollen wir zu unserer Herberge fahren. Wir kehren an den Ort zurück, an dem wir es zum ersten Mal getan haben. Vielleicht sollen wir unsere Ehe dort vollziehen.«
»Das wäre ziemlich romantisch.« Die Idee gefällt mir. »Wir könnten die Stelle an dem kleinen Strand suchen …«
»Du erinnerst dich?«
»Diesen Abend werde ich nie vergessen«, sage ich aufrichtig. »Es ist eine meiner allerliebsten Erinnerungen.«
»Na, vielleicht können wir die noch toppen«, sagt Ben. Seine gute Laune scheint wiederhergestellt zu sein. »Wie lange bleibst du wohl außer Gefecht?«
»Weiß nicht.« Er betrachtet meine Hummerhaut. »Die Reaktion ist ziemlich heftig. Wahrscheinlich bis morgen.«
»Okay. Dann drücken wir jetzt auf Pause . Abgemacht?«
»Aber morgen drücken wir dann auf Start .«
»Und dann spulen wir zurück und drücken noch mal auf Start .« Verschlagen grinse ich ihn an. »Und noch mal. Und noch mal.«
Ich merke, dass dieser Plan uns beide besser drauf bringt. Wir sitzen da und blicken aufs Meer hinaus, und ich spüre, wie mich das Rauschen der Brandung allmählich beruhigt, das Kreischen der Vögel und in der Ferne das leise Wummern der Musik vom Hauptstrand. Dort spielt heute Abend eine Band. Vielleicht spazieren wir nachher mal rüber, trinken einen Cocktail und hören zu.
Es fühlt sich an, als hätten wir unseren Frieden gefunden. Als wir dort sitzen, legt Ben seinen Arm um mich, biegt ihn um meinen Rücken, ohne mich eigentlich zu berühren. Es ist, als würde mich ein Gespenst umarmen. Meine Haut kribbelt etwas dabei, aber das macht nichts. Mein Widerwille ist verflogen. Inzwischen kann ich gar nicht mehr sagen, woher der eigentlich kam.
»Morgen«, sagt er. »Kein Erdnussöl. Kein Butler. Keine Harfe. Nur wir zwei.«
»Nur wir zwei.« Ich nicke. Vielleicht hat Ben recht: Vielleicht hätten wir es von vornherein in der Herberge tun sollen. »Ich liebe dich«, füge ich ungestüm hinzu. »Jetzt sogar noch mehr.«
»Das geht mir genauso.« Er sieht mich mit diesem schiefen Lächeln an, und mir will das Herz
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