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Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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sah an sich hinunter. Er hatte ein Nachthemd an, das ihm nicht gehörte. Seine eigenen Kleider waren verschwunden, jedoch standen seine Stiefel neben dem Kleiderschrank.
    »Es gehörte meinem Mann«, sagte Jess Flynn und zeigte auf das Nachthemd. Sie wechselte einen Blick mit Lasseur und lächelte. »Ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie reden können.« Sie drückte das nasse Tuch über der Schüssel aus und stand auf. Auf dem Weg zur Tür streifte ihre Hand die von Lasseur. Der sah ihr nach, dann zog er den Stuhl ans Bett und setzte sich hin.
    Hawkwood konnte noch immer nicht glauben, wo er war.
    »Wie in aller Welt sind wir denn hierher gekommen?«
    Lasseur grinste. »Mit einem Boot.«
    »Was?« Hawkwood spürte einen kurzen Schmerz.
    Lasseur legte ihm die Hand auf den Arm. Sein Gesicht war besorgt. »Woran kannst du dich denn erinnern?«
    »Ich sah, dass du auf Del geschossen hattest. Danach … nichts mehr. Wie meinst du das, mit einem Boot?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Erinnerst du dich, dass ich dich zum Fluss getragen habe?«
    »Nein.«
    Lasseur hatte ihn ans Ufer gelegt und dann Dels Leiche geholt und diese ebenfalls an den Fluss gelegt, um die Hunde von ihrer Fährte abzubringen. Es hatte funktioniert, aber es war knapp gewesen. Er hatte ihre Gesichter mit Schlamm beschmiert und Hawkwood ins Schilf gezerrt, und im nächsten Augenblick waren die Hunde aus dem Wald gekommen.
    Lasseurs Gesicht verdüsterte sich bei der Erinnerung daran.
    »Ich hörte, wie sie bellten und die Männer suchten. Du lagst neben mir, und ich wusste nicht, ob du tot oder lebendig warst. Ich wartete, bis der Suchtrupp sich verzog, dann zog ich dich ans Ufer; Gott sei Dank hast du noch geatmet. Und dann sah ich das Boot. Es lag fast völlig unter Wasser. Als ich sah, dass auch Ruder darunter lagen, dachte ich erst, ich träume. Dann habe ich mir das Boot genauer angesehen, ich konnte fast nicht glauben, dass es heil war. Ich glaube, der Eigentümer musste es absichtlich versenkt haben, damit man denken sollte, es lohnte sich nicht, es zu stehlen. Das war unser Glück, denn es lohnte sich doch.
    Ich konnte noch immer die Hunde hören, aber die rannten flussabwärts. Morgans Männer hatten wohl gedacht, dass wir versuchen würden, an die Küste zu kommen. Ich wusste, dass wir die entgegengesetzte Richtung einschlagen mussten, also hob ich das Boot und ruderte flussaufwärts. Es war wesentlich einfacher, als dich zu tragen. Dels Leiche lag noch immer dort, als wir abfuhren. Ich hörte sie sagen, dass sie den Totengräber benachrichtigen wollten, der ihn später holen sollte.« Er sah Hawkwoods Gesicht. »Was ist denn?«
    »Ich wollte dich gerade fragen, warum wir ausgerechnet hierher gekommen sind, aber ich glaube, das wäre eine ziemlich dumme Frage.«
    »Wir waren ja ganz in der Nähe. Ich wusste, hier wären wir in Sicherheit und Jess Flynn hätte vielleicht etwas, um deine Verletzung zu behandeln. Und ich hatte Recht. Sie hat dich gepflegt, mit ihrer Medizin und mit Fleischbrühe.
    Das war wohl der Geschmack, den ich auf der Zunge hatte , dachte Hawkwood. Zu Lasseur sagte er: »Bitte halte mich nicht für undankbar. Aber waren das wirklich die einzigen Gründe?« Und erst jetzt bemerkte er, was der Privateer anhatte. »Dieses Hemd habe ich noch nie an dir gesehen.«
    Lasseur lachte. »Ich freue mich, dass die Kopfverletzung deine kombinatorischen Fähigkeiten nicht beeinflusst hat, mein Freund. Du hast Recht, auch ich bin dankbarer Nutznießer der Flynnschen Kleiderkiste, genau wie du.«
    »Es passt dir gut«, stellte Hawkwood lakonisch fest. »Du weißt, dass unsere Anwesenheit hier ein großes Risiko für sie bedeutet. Wenn Morgan erfährt, dass sie uns aufgenommen hat, könnte das böse für sie ausgehen.«
    Lasseurs Gesicht wurde ernst. »Das weiß ich, mein Freund. Glaub mir, das weiß ich nur zu gut.«
    Hawkwood sah, wie die Sorgenfalten auf Lasseurs Stirn tiefer wurden. »Und wie zum Teufel hast du den Weg hierhergefunden? Als Higgs uns herbrachte, war es doch Nacht.«
    Lasseurs Gesicht hellte sich auf. »Ich bin Seemann, Matthew. Hattest du gedacht, ich schlafe, als der Totengräber uns zum Haunt brachte? Ich habe mir die Sterne angesehen. Es war eine klare Nacht, weißt du noch? Ich wusste, auf welchem Kurs wir uns befanden. Ich wusste, wo und wann wir den Fluss überquerten, und ich wusste auch, dass die Farm flussaufwärts lag. Bei Tageslicht war es einfach. Eines Tages bringe ich dir die Feinheiten der

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