Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
Vom Netzwerk:
sieben Jahre Glück, und ich war seit wenigstens einundzwanzig Jahren überfällig. Während ich den Brief schrieb, hielt ich ihn für sehr wirkungsvoll, doch als ich ihn unterzeichnet hatte, zerriß ich ihn. Mit einer Ausnahme hatten alle Filialleiter, die ich kannte, keinen Sinn für Humor.
    Die Hunde bekamen weiter Ansichtskarten. «Gruß und Kuß, Schmatz und Klaps, Dein Frauchen» bedurfte keines Kommentars, und «Herzliche Grüße an die nette Dame» war ein Wink mit dem Zaunpfahl, wie ich ihn selten erlebt hatte. Der Brief einer Freundin, die in Italien Urlaub machte, zeugte von dem üblichen schlechten Gewissen. «Das Problem sind die Männer », schrieb sie. «Sie lassen einen keinen Moment in Ruhe! Schlimmer als die Mücken in Finnland. Sie bringen sich natürlich um für einen, aber trotzdem... Du weißt ja nicht, was' für ein Glück Du in Deinem einsamen Refugium hast.» Ich kochte innerlich. Ich wäre zufrieden gewesen mit einem Mann, der mir geholfen hätte, den Zentner Hundefutter zur Speisekammer zu wuchten und vor Sonnenaufgang zu sortieren. Ich las weiter: «Es ist so heiß, daß sogar Martinis mit Eiswürfeln im Shaker verdampfen. An Schlaf ist gar nicht zu denken, aber weil es praktisch jeden Abend irgendeine Fiesta gibt, kommen wir sowieso nie vor drei ins Bett...» Ich zerriß den Brief und warf die Fetzen ins Klo. Ich war sicher, daß sie nur in Bognor, Sussex, war.

Ich wollte mich gerade aufraffen und mein Tagespensum in Angriff nehmen, als das Telefon klingelte. Pa sagte - ein bißchen zerknirscht, wie mir schien: «Hallo, wie geht’s?»
    «Gut.» Ich sagte immer «Gut». Ich bin allerdings nicht sicher, was es bedeutet. «Und dir?»
    «Na ja, eigentlich auch ganz gut. Aber sie sagen, ich hätte etwas, daß sie sich genauer ansehen müßten, und deshalb liege ich heute wieder. »
    «Etwas? Was zum Beispiel?»
    «Etwas Interessantes, hat die Schwester gesagt.» Ich konnte sehen, wie er grinste.
    Ich murmelte: «Alter Angeber!» Aber ich war doch ein bißchen besorgt, bis er sagte: «Gott sei Dank darf ich trotzdem heute nachmittag zur Regatta. »
    Meine Sorge legte sich sofort. Im Hintergrund hörte ich Rufe wie «... nicht so zimperlich! Hose runter» und viel Gelächter.
    Mißtrauisch fragte ich: «Wo bist du überhaupt?»
    «Auf einer Liege auf der Veranda. Ein paar von uns warten auf die Spritzen, ich auch. Ein paar sind in die Stadt gefahren. » Ich fragte mich, welche ich gerade hörte.
    «Gut», sagte ich, «sag mir Bescheid, was sie finden. Und viel Spaß nachher bei der Regatta. Ich bin mit der Arbeit in Verzug.»
    «Du hast heute gar nicht geschrieben. Halt mich auf dem laufenden! Ich möchte noch etwas anderes bekommen als schmutzige Genesungswünsche von Joe und Trish. Die Simpsons haben übrigens ein Päckchen geschickt. Sehr nett von ihnen, aber ich brauche wirklich nicht noch mehr Bücher und Zeitschriften und Süßigkeiten. Ich habe mehr als genug davon im Nachttisch. Aber trotzdem ist es natürlich sehr nett von ihnen...»
    «Schick mir ein paar!» rief ich unter Tränen der Wut, um den Lärm an seinem Ende zu übertönen, der sich anhörte wie das Triumphgeschrei eines Enterkommandos auf einem Schlachtschiff. Und ich wünschte, man würde auch schießen, ich wünschte es wirklich.
    Er lachte. «Ich muß sie aufheben für die Nachtschwester!» Er brüllte vor Lachen. Offensichtlich ein stehender Witz auf den Stationen - falls sie überhaupt Stationen hatten. Ich hatte eher den Eindruck, es sei ein Massagesalon, der als Fitnesszentrum getarnt war. Aber sei doch froh, daß er so schöne Tage hat, sagte ich mir. Dann sagte ich mir, du bist im Begriff, eine Lügnerin zu werden.
    Später rief Ross an, den ich am Nachmittag erwartete. Er könne die Hunde erst in ein paar Tagen abholen, sagte er. Er würde es später erklären. Er hoffe, es mache mir nichts aus. Er klang beschäftigt. Mir wurde klar, wie sehr ich mich darauf freute, ihn wiederzusehen. Mein männlicher Umgang bestand nur noch aus dem schüttelgelähmten, einäugigen Humphrey und Steve, dem Besserwisser. Gelegentliche Besucher wie Jim und Dave zählten nicht.
    Die Afghanen waren kein Problem, bis auf ihr Fell, aber beide waren dankbar für jede Aufmerksamkeit. Ich glaube wirklich, man hätte ihnen ohne örtliche Betäubung die Zähne ziehen können — sie hätten sich nur zurückgelehnt und majestätisch dreingeschaut. Voll innerer Befriedigung über ihre Schönheit waren sie gefeit gegen die Schlechtigkeit der

Weitere Kostenlose Bücher