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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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alles ein bißchen zu plötzlich», sagte ich zuletzt. «Hören Sie, gehen wir es noch mal langsam der Reihe nach durch. Er ist wie alt? Dreizehn?» Sie nickte. Es war wie eine Entschuldigung und ein Flehen.
    «Ein schwieriges Alter», stimmte sie zu. Obgleich es wahrscheinlich leichter ist als dreißig, wenn alles gesagt und getan ist. Nur daß selten alles gesagt und getan ist.
    «Er ist ein aufgeweckter Junge. Vielleicht sollten Sie ihn sich mal ansehen. »
    Wir einigten uns, daß er zum Tee kommen sollte, und wenn er nicht das Haus in Brand gesteckt oder im Wohnzimmer Marihuana geraucht hätte, ehe er ging, könne er für den Rest der Schulferien wiederkommen. Bis dahin würde ich wahrscheinlich auch einen Zusammenbruch haben.
    Es war natürlich das Geld, das mich reizte. Ich bin nicht so edel und aufopfernd. Allein die Tatsache, daß es ein regelmäßiges, wenn auch bescheidenes Einkommen bedeutete, war doch schon was. Ich hätte eine künftige Vermögensgarantie, ohne mit der Wimper zu zucken für ein sofortiges wöchentliches Taschengeld hingegeben. Ich bin so unerschütterlich wie ein Schilfrohr im Wind.
    Als Miss Ursula gegangen war, rief ich Hetty an. Ich mußte es jemandem erzählen, und schließlich war sie diejenige, die mich dauernd drängte, meinen Horizont zu erweitern. Hetty war gerade auf dem Sprung. Sie kam oder ging immer gerade. Ich erzählte schnell von Ben. Sie sagte: «Na so was, haben Sie mir nicht gesagt, Sie würden niemals Zimmer vermieten? Sie hätten keine Zeit für menschliche Wesen?»
    «Ich vermiete keine Zimmer», protestierte ich. «Ich kümmere mich nur um einen Dreizehnjährigen, bei dem man manchmal nicht weiß, ob er ein menschliches Wesen ist. » Zu meiner Verteidigung fügte ich hinzu: «Wer würde schon ein Zimmer in einer halben Ruine mieten, in der alles mögliche Viehzeug verrückt spielt?»
    «Ich kenne einen Haufen Leute, die gern in einer einzigartigen Umgebung sind, so schrecklich sie auch sein mag», sagte Hetty dunkel. «Viele blättern sogar Geld hin, um auf Safari zu gehen, nicht wahr?» Sie hielt inne und spielte die Möglichkeiten durch. «Zumindest könnten Sie dann zum Abendessen kommen, da er auf die Hunde aufpassen kann.» Sie wollte mich hinauslocken in die gefährliche Welt.
    «Falls ich nicht auf ihn aufpassen muß!»
    «Oh, na ja, viel Spaß.»
    Sie klang verärgert, so daß ich schnell hinzufügte: «Am besten kommen Sie zum Essen hierher und lernen ihn kennen. Es wäre mir sehr angenehm. Ich hole das Crown-Derby-Porzellan und das Baccarat aus dem Schrank. Für den Weinkeller kann ich mich allerdings nicht verbürgen. » Ich hatte nur noch einen billigen Rosé.
    Hetty lachte. Sie erklärte, sie wolle mir lieber nicht sagen, was ich mit meinem Crown Derby besser anfangen könne, aber beim Baccarat sei sie schon mal ausgezogen worden. Manchmal könne sie richtig vulgär sein, sagte ich, fügte aber einen schamlosen Eigenkommentar hinzu. Das Gespräch sank auf ein niedriges Niveau, und als ich aufgelegt hatte, fand ich mich damit ab, die Supermarktteller und die spülmaschinenfesten Weingläser, nicht von Bleikristall zu unterscheiden, auf den Tisch zu stellen.
    Ben war genauso, wie Miss Ursula ihn beschrieben hatte. Dreizehn. Auch was den Rest betraf, hatte ich recht gehabt. Ein großes haariges Ungeheuer mit wachen Augen und vorstehenden Zähnen, er schien aber harmlos zu sein. Seine Haare reichten bis zu den Schultern, und er trug ein T-Shirt mit der Warnung «Nicht anfassen — heiß!» Seine engen Jeans waren wie eine zweite Haut, aber ich wage die Prognose, daß die nächsten Generationen bereits so ausstaffiert zur Welt kommen werden. Er war im Stimmbruch, aber nicht unangenehm, und ich brauchte mich wenigstens nicht anzustrengen, einen neuen Akzent zu verstehen. Der Ton ist viel wichtiger als das Aussehen. Man kann woanders hingucken, aber Weghören ist schwer, und permanentes Nuscheln oder Piepsen ist schlimmer als Krieg. Er nahm einen Hund auf den Arm, als er hereingekommen war, und ließ ihn nicht los, während er näher trat und mit mir redete und automatisch über die anderen hinwegstieg, als sei er mit Risiken groß geworden. Einmal stolperte er über einen, es war Sukipoo, ein grämlicher Mops, aber der war offensichtlich mit Absicht im falschen Moment aufgestanden. Die meisten Leute drückten sich nervös um die Tiere herum und hatten Angst vor allem, was größer war als ein neugeborener Basset, und wo bis dahin alles Ruhe und Friede waren,

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