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Das Hundehotel

Das Hundehotel

Titel: Das Hundehotel
Autoren: Diane Cooper
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zuviel. Ich nahm das Formular wieder an mich und knüllte es zusammen. Sie ließ mich nicht aus den Augen, während ich ein zweites nahm und schrieb: «Ferien für Hunde », um lediglich noch die Telefonnummer hinzuzufügen. Ich hatte im Kopf ausgerechnet, daß ein Wort vielleicht fünf Pence kostete, vielleicht auch acht, höchstens zehn, und bei diesem Preis könnte die Anzeige unter verschiedenen Rubriken erscheinen und eine hohe Leserquote erreichen. Sie klang natürlich nicht so gut (ich hatte mir schon immer so einen Urlaub gewünscht, und ich konnte sehen, daß es der Dame ähnlich ging), aber ich war neu in der Werbung und ging mit ihr wahrscheinlich ein geringeres Risiko ein.
    Sie sagte, es würde 1,50 Pfund kosten, das sei der Mindestpreis, allerdings auch für soundsoviel Worte mehr, und ich müsse sofort bezahlen.
    Ich nahm das Formular wieder an mich, wurde ein bißchen rot und warf es ebenfalls in den Papierkorb. Ich nahm ein drittes, las die Anweisungen auf der Rückseite und fing an: «Wohin mit dem guten alten Rex? Ferienheim für Hunde», gefolgt von meiner Telefonnummer. Zur Strafe ließ sie mich eine geschlagene Minute warten, so daß ich ihren Kugelschreiber in die Tasche steckte. Die Tatsache, daß sie ihn später laut zurückverlangte, als ich schon die Türklinke in der Hand hatte, demoralisierte mich nicht.
    Sie schlug derweil vor, ich solle es für 69 Pence extra auch noch in die Ferienrubrik einrücken lassen, wo es zwischen den Hotels stehen und Leuten auffallen würde, die eine Reise vorhätten. Ich fand das einleuchtend und gab ihr noch eine Pfundnote, und während sie unter dem Tresen das Kleingeld zum Herausgeben suchte, fragte sie: «Nehmen Sie auch Katzen?»
    Sie schien immer noch sauer zu sein, und es klang, als hätte sie mich im Verdacht, an der Spritze zu hängen. Man weiß nie, worauf sie als nächstes kommen. Also sagte ich: «Nein, im Augenblick nur Hunde, aber ich hoffe, ich kann bald anbauen.» Ich redete wie der Geschäftsführer eines Supermarktes, der eine Imbißecke erwägt.
    Sie sagte, sie habe eine Katze, Fusty, es sei ein Kater, und er habe nur falsche Zähne. Sie glaube, seine Augen ließen ebenfalls nach. Ich sagte, er bräuchte vielleicht auch eine Brille, aber sie sah mich abermals kühl an, und plötzlich wurde mir klar, daß sie «vier Zähne» gesagt hatte, nicht falsche. Das Dumme beim vielen Umziehen sind natürlich die Dialekte. Ich schaffe sie nie so ganz, und wenn wir uns gerade den schnarrenden Tonfall des Westens angewöhnt hatten und nicht mehr in jedem Laden als Fremde auffielen, mußten wir schon wieder die Koffer packen und im Osten nuscheln lernen. Alle Dialekte sind anderen Dialekten suspekt, und vielleicht würde es viel weniger Vorurteile geben, wenn wir nur einen einzigen Dialekt hätten. Für mich persönlich ist es am leichtesten, den Tonfall von Süd-London beizubehalten, aber er wirkt ein bißchen affektiert und stempelt einen als Snob ab. Manchmal sehnte ich mich immer noch nach einem Dolmetscher.
    Ich dachte, sie wüßte vielleicht besser Bescheid als die meisten anderen Leute und fing an, sie auszufragen, wer der beste Tierarzt und wo Hundefutter am billigsten sei und wo es die besten Knochen gebe? Sie hätte sagen können: Auf dem Friedhof, dann hätten wir wenigstens was zu lachen gehabt. Aber sie hatte genug von mir und behauptete, sie habe keine Ahnung. Im stillen wettete ich, daß Fusty nur köstlich zubereiteten Kochfisch bekam. Sie sagte, sie würde dafür sorgen, daß meine Anzeige umrandet würde, was recht verlockend klang, aber extra bezahlt werden mußte. Ehe ich Zeit hatte, auch das dritte Formular wieder an mich zu nehmen (inzwischen hatte sie es in dicken schwarzen Versalien mit Umranden versehen), sagte sie, es mache insgesamt 3,71 Pfund, und ob ich so freundlich sein würde, ihr den Rest zu geben. Sie erklärte nicht, warum es eine so krumme Zahl war, doch sie hatte mich gründlich eingeschüchtert. Vielleicht hatte sie noch schnell den Preis für Fustys Abendessen draufgeschlagen. Ich sagte, ich würde mich wieder melden, wenn die Anzeige noch mal erscheinen sollte, und sie sagte, dann sollte ich besser auch noch ein blaues Formular ausfüllen.
    Aber ich wollte es nicht zu meinem Lebenswerk machen. Ich murmelte etwas über einen Bus, den ich nicht verpassen dürfe, und floh.
    Als nächstes stand der Tierarzt auf der Liste. Ich hatte mehrere Adressen aus dem Branchenfernsprechbuch herausgesucht, und ich entschied mich
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