Das Isaac-Quartett
konnte jede Kirche dulden. Er kannte die Familiennamen der Mitglieder von Patricks Gemeinde. Er disputierte mit Hughie Prince in der irischen Synagoge oder in Hughies Laden über Fragen, die den Messias, Golems und den Antichristen betrafen. Er hatte mit den Juden von Limerick in der Kapelle gesessen. In seiner Schreibtischschublade lag ein Käppchen. Er hing abgöttisch an Patrick Silver und hielt alles Übel von ihm fern. Allerdings war Patrick ein mieser Diplomat. Die Schul strapazierte ihn und machte ihn blind für die kleinen Kriege im Präsidium, die Ränke der rivalisierenden Kommissare. Ein gesunder, energischer O’Roarke ermöglichte es Patrick, die verschiedenen irischen Chefs zu umgehen, ohne Ärger zu bekommen. Seit der First Deputy auf seinem Stuhl vor sich hin starb, legten die Chefs ihre Schüchternheit gegenüber dem Jungen mit der Jarmulka ab. Sie zwickten ihn in die Eier. Sie versteckten seine Pissflasche. Patrick achtete nicht darauf. Er trommelte seine Minjens zusammen und kümmerte sich um die Schul.
Das Guinness war sein Untergang. Eines Nachmittags ließ er sich in den Kings of Munster ganz grässlich volllaufen. Er legte sich mit Innistree Rebellen an, nachdem sie den Shannon River beleidigt hatten. Patrick vergaß, dem Barmann seine Waffe auszuhändigen. Die Rebellen beraubten ihn seines Pistolenhalfters und schossen das Inventar der Kings of Munster kurz und klein. Die Schießerei konnte nicht vertuscht werden. Patrick wurde zur Waffenausgabestelle des Präsidiums zitiert. Die Chefs, die im Komitee saßen, klagten ihn an, ein Suffkopf zu sein, der nicht auf seine Dienstwaffe aufpassen konnte. Sie stellten ihn vor die Wahl, zurückzutreten oder in den Innendienst zu gehen.
Lieutenant Scanlan riss Patrick durch einen Rippenstoß aus seinen Träumereien. »Wir sind da, St. Patrick. Du solltest Jerónimo lieber an der Hand nehmen, Kinder werden ohne Väter nicht ins Krankenhaus gelassen.«
Patrick stieg aus dem Wagen aus, und Jerónimo klammerte sich an sein Unterhemd. Das Baby war noch nie in einem Krankenhaus gewesen und ängstigte sich zu Tode. Seine Faust grub sich tief in Patricks Hemd. Das Wetter war umgeschlagen. Es nieselte jetzt. Mit seinem grauen Kopf unter Patricks Arm stieg das Baby die Stufen zum St. Vincent-Krankenhaus hinauf, und die sechs Kriminalbeamten, die sich hinter ihnen drängten, kamen sich vor, als seien sie in Gesellschaft von Zwillingen mittleren Alters.
Auf dem oberen Treppenabsatz stand der nächste Kriminalbeamte, fetter und hässlicher als der Rest von Isaacs blauäugigem Trupp. Er war aus dem Krankenhaus getreten, um Patrick Silver zu begrüßen. »Hau ab, du mieser Sack.«
»Sei nett«, sagte Patrick zu Brodsky, Isaacs Chauffeur und Laufburschen. »Sonst verdirbst du den Kleinen. Er ist es nicht gewöhnt, dass Bullen fluchen. Er schläft in einer Synagoge. Er betet mit mir.«
»Dann bring ihm bei, wie er um dein Leben betet.«
»Brodsky, du hast was in die falsche Kehle gekriegt. Isaac hat uns holen lassen. Ich soll Commissioner Ned besuchen.«
»Es ist ein Jammer, Silver. Dein Timing war immer mies. Der große O’Roarke ist vor einer halben Stunde gestorben.«
Patrick schwankte auf den Stufen und rutschte fast auf seinen Socken aus. Das Baby wäre beinah umgekippt. Jerónimo klammerte sich mit beiden Händen an Patrick, und seine Ohren wurden feucht.
»Vor einer halben Stunde gestorben?«, murmelte Patrick durch die Zähne. »Dann werde ich eben dem Leichnam meine Aufwartung machen.«
»Nichts drin«, sagte Brodsky. »Isaac braucht dich nicht mehr. Er hat gesagt, ich soll dir die Tür vor der Nase zuschlagen.«
»Brodsky, reiz mich nicht. Ich kann jede Tür einschlagen. Ich komme zu Commissioner Ned durch.«
Brodsky grinste von seiner überlegenen Stellung auf einer höheren Stufe herunter. »Silver, dein Beschützer ist in einer anderen Welt. Und jetzt geh. Ohne den alten Ned wirst du dich nicht mehr lange auf deinen eigenen Füßen bewegen können.«
Patrick stürmte die Treppe hinauf. Er hätte sich auf Brodsky werfen und die Tür einrennen können, aber Jerónimo mitzuschleifen, war beim Angriff ziemlich hinderlich. Die sechs Kriminalbeamten hielten ihn an der Hose fest und warfen ihn die Treppe wieder hinunter. Patrick rollte mit Jerónimo quer über der Brust auf den Bordstein. Scanlan stand über ihm. »St. Patrick, warum sitzt du im Regen?«
Ein Knurren drang aus Patricks Kehle. Er rührte sich nicht. Ganz allmählich ließ sich
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