Das Isaac-Quartett
»Rühr dich nicht, Ire. Wir steigen aus.«
Das Taxi setzte sie auf Höhe der Achtzigsten Straße West in der Columbus Avenue ab. Zorro klopfte an die Scheibe, und das Taxi flog in Richtung Downtown. Patrick konnte sich nicht erinnern, das Gesicht des Fahrers gesehen zu haben. Konnte der Fuchs mit einem Fingerschnippen einen ganzen Fuhrpark von Taxis dirigieren? Sie gingen in eine kubanische Bar an der Neunundachtzigsten Straße. Zorro musste die Männer in dieser Bar kennen. Er rieb sich an diesen Cubanos und sagte: »Hombre, Hombre.« Die Kubaner lächelten ihn mit ihren Goldzähnen an. Doch ein Riese mit einem Halfter in der Hose war ihnen suspekt. Patrick spürte die bösen Blicke, die von allen Seiten kamen. Er plumpste auf einen Barhocker und rechnete damit, bleiches Bier mit den Cubanos trinken zu müssen. »Cerveza de Perro«, krächzte Zorro.
Patricks Stirn verknitterte sich beim Anblick von Guinness auf dem Tresen. »Gott sei mir gnädig«, murmelte er. Der Barkeeper hatte zwei liebliche Flaschen schwarzes Bier hervorgezaubert. St. Patrick nahm das Wunder klaglos hin. »Gesegnet sei Gott.« Die Flaschen waren frostig. Er wärmte sie mit der Faust an (die »fiebrigen« Flaschen brachten erst richtig das Bittere heraus, das Patrick liebte). Dann trank er mit dem Fuchs.
»Zorro, wer hat diese Kerle auf Guinness angesetzt?«
Der Fuchs hatte braunen Schaum auf den Lippen. »Ire, du bist ein armseliger Mann. Das Leben in einer Synagoge macht dich dumm. Wie kannst du mit einem Schal über dem Kopf die Welt sehen? In Kuba hat es Guinness gegeben, ehe ein Hombre wie du auf die Welt gekommen ist. Die Habaneros nennen es Hundebier. Väter geben es ihren kleinen Jungen. Davon bekommt man Fell auf der Brust. Gehen wir, Ire. Ich muss meinen Bruder finden.«
Sowie sie auf der Straße standen, setzte ihm Patrick mit Fragen zu. »Ist Jerónimo in dieser Gegend? Halten ihn die Kubaner versteckt?«
»Halt den Mund, Ire. Coen hatte einen Onkel, der hieß Sheb. Der hat früher mit Jerónimo gespielt. Sie haben gemeinsam in die Toilette gepisst, sie haben hartgekochte Eier gelutscht, sie haben vor dem Süßwarenladen meines Vaters Sonnenbäder genommen. Sheb ist in einem Altersheim beim Riverside Park. Dort müssen wir suchen. Wenn mein Bruder müde vom Laufen ist, geht er zu Sheb.«
»Coen stirbt nicht so leicht«, sagte Patrick. »Blue Eyes hat uns alle an seiner Brust gestillt. Mich, dich, Isaac, Odile, Papa, Jerónimo und diesen verrückten Onkel. Wir alle haben uns von Coens Milch und Blut genährt. Jetzt werden wir ihn nicht mehr los. Man kann sich nicht in den Füßen pulen, ohne Stücke von Manfred zwischen den Zehen zu finden.«
»Hombre, wir haben zu tun. Erzähl mir keinen Scheiß aufs Ohr. Isaac ist kein Ignorant. Er kennt die Routen meines Bruders. Ich wette, dass er fünf Bullen bei Sheb Coen sitzen hat. Ich kann Jerónimo nicht warnen. Isaacs Drecksäue würden mich unter ihren Füßen zerstampfen. Aber du kannst meinen Bruder abfangen, ehe er das Altersheim betritt. Isaac hat Angst vor deiner Jarmulke und deinen schwarzen Socken. Mit einem Jungen aus der Synagoge legt er sich nicht an.«
Am ersten Laternenpfahl nach der kubanischen Bar hungerte es Patrick wieder nach Hundebier. Die Nennung Isaacs ging ihm direkt in die Kehle. Er konnte keine irische Meile weiterlaufen, ohne an einer Flasche zu schlürfen. Zorro versuchte, unauffällig den Broadway zu überqueren. Er sorgte sich wegen der Zivilbullen, die sich in die Menge mischten, unter die Zuhälter, Huren, Bettler, Krüppel, Transvestiten, Witwer, geistig Zurückgebliebenen, Schwachköpfe, Eiszapfenverkäufer, Ausreißer, Taschendiebe und Straßenmusikanten; der Fuchs wollte nicht erkannt werden. Aber der Riese packte Zorro am Hemd und zerrte ihn ins Claremorris, eine irische Bar am Broadway. Im Claremorris erinnerte man sich an Patrick; er hatte diese Bar heimgesucht, als er sich noch mit dem First Dep verstand. Hier konnte er sein Guinness warm trinken, ob mit oder ohne Ei.
»Bist du verrückt, Ire? Das ist eine Polizistenbar. Man kann keine fünf Zentimeter laufen, ohne einen Bullen zu riechen.«
»Keine Sorge«, sagte Patrick. »Mit mir bist du sicher.«
»Und was ist mit Jerónimo?«
»Das machen wir gleich. Nur noch einen Moment. Ich brauche Fell auf meiner Brust.«
Patrick sah einige seiner früheren Brüder von der Shillelagh Society. Als hohe Kriminalbeamte blickten sie auf einen Bullen runter, der zum Pförtner gesunken war und in
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