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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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stinkigen Kleidern rumlief. Sie nahmen an, Zorro sei eine Ratte, die Silver aus seiner brennenden Schul gezerrt hatte. Wer sonst hätte gelbes Wachs auf den Backen? Patrick scherte sich einen Furz um das kühle Verhalten seiner Brüder. Er starrte auf den heiligen Hintern eines Mädchens, das ganz hinten im Claremorris mit vier Matrosen tanzte. Ihre Schenkel bewegten sich wie lange, tastende Wurzeln, während sie von Matrose zu Matrose wechselte. Jesus, unter ihrem engen Rock hatte sie vertraute Umrisse. Sie brauchte nicht den Kopf umzudrehen und zu zwinkern. Dieser Hintern gehörte Marilyn the Wild.
    Was hatte Isaacs magere Tochter im Claremorris zu suchen? Er konnte sich nicht täuschen. Er hatte sie oft genug gesehen, wenn sie am Arm eines Ehemannes, der jährlich wechselte, durch die Gänge des Präsidiums schlenderte. Patrick hielt nichts von diesen Ehemännern. Sie trugen immer glänzende Lederstiefel und hatten gezwirbelte Schnurrbärte. Jeder Angestellte in Isaacs Büro wusste, dass das Mädchen in Manfred Coen verliebt war. Sie setzte den Schnurrbart bei ihrem Vater ab und lümmelte sich an Coens Schreibtisch. Die Bullen ihres Vaters weideten sich an Marilyn. Ein Blinder hätte ihre Brüste nicht verfehlen können oder den Schwung ihres irischen Hinterns. Alle sahen sie an, bis Isaac aus seinem Büro kam, Blue Eyes wütend anfunkelte und Marylin the Wild zurückpfiff. St. Patrick von den Synagogen, der Diakon und Kriminalbeamte aus der Bethune Street, hatte an den Tagen, an denen Marilyn auftauchte, den steifsten Schwanz von ganz New York.
    Patrick hätte sie ihren Matrosen überlassen, wenn nicht etwas faul gewesen wäre. Marilyn schien ihre Gesellschaft satt zu haben. Unter einem Stuhl stand ihr Koffer, und die Matrosen erlaubten ihr nicht, ihn rauszuholen. Die vier hielten sie in einem Wirrwarr aus Armen, Beinen und Matrosenhemden fest. Sie konnte nicht aus dem Netz der Seeleute ausbrechen. Hände krochen an ihrem Rock hinauf. Die Herren an der Bar schienen diese Werbung um Lady Marilyn von mehreren Seiten großartig zu finden. Im Claremorris wurde viel geklatscht und gepfiffen. Derart ermutigt, wurden die Matrosen munter. Marilyn wurde hochgehoben und mit zurückgebogenem Kopf zwischen den Schultern der Matrosen rumgestoßen; sie sah zur Decke hoch, während sie von vier Matrosen gleichzeitig betatscht wurde.
    St. Patrick bahnte sich einen Weg durch die Zuschauer. »Platz da, Leute, ich will durch.«
    Zorro hämmerte ihm ins Genick. »Hombre, halt dich da raus. Hier mag man Matrosen. Was bedeutet dir dieses magere Weibsstück?«
    »Sie ist eine Freundin von mir«, sagte Patrick.
    »Das ist etwas anderes. Du übernimmst die Arme, Ire, und ich gehe auf die Eier los. Aber mach schnell … wie heißt sie überhaupt?«
    »Marilyn the Wild.«
    Der Fuchs entblößte seine Zähne. »Hombre, Isaac läuft da draußen rum, um meinen Bruder zu erledigen, und du erwartest von mir, dass ich seine Tochter rette? Ich sollte freudig mit diesen Matrosen tanzen, ihnen gratulieren.«
    »Schön«, sagte Patrick. »Dann muss ich dir eben auch die Fresse einschlagen. Zorro, Marilyn kann nichts dafür, dass ihr Daddy Scheiße baut.«
    Patrick packte zwei Matrosen am Kragen und schleuderte sie von Marilyn weg. Zorro streckte den dritten Matrosen auf den Boden; er biss ihn dicht unter das Knie. Der vierte Matrose sah zu dem verrückten Patrick auf und eilte aus der Bar. Die Bargäste des Claremorris waren wütend auf Silver und sein Anhängsel. Sie fanden es unmoralisch, einen Matrosen ins Knie zu beißen. Die Kriminalbeamten der Shillelagh Society hatten winzige Totschläger in den Taschen, mit denen sie die Ohren von Pförtnern und deren Freunden umklappen konnten.
    Zorro ging in die Hocke. Er rief drei seiner Heiligen an, Moses, Judas und Simon aus der Wüste.
    »Hombre«, flüsterte er, »kämpf nicht mit den Ellbogen. Wir werden niemals gewinnen. Bohr ihnen die Finger in die Augen.«
    Die Shillelaghs marschierten auf Patrick los. Die Vorstellung einer ausgelassenen Rauferei am Spätnachmittag gefiel ihnen. Sie schmachteten nach Marilyn. Sie schielten sie lüstern an. »St. Patrick, erlaubst du uns, mit deinem Schätzchen zu tanzen?«
    »Bist du mit der Puppe verlobt, Pat?«
    »Sei ein guter Junge. Zeig uns, wie man ihre Fotze segnet.«
    »Haltet den Mund«, sagte Patrick. »Das ist das Baby vom First Deputy. Sie ist Isaacs Tochter.«
    Ein Gestank zog durch das Claremorris. Die Shillelaghs rochen ihr eigenes Verhängnis. Sie

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