Das Isaac-Quartett
schlagen kannst.«
Sylvio murmelte die Namen einiger seiner Heiligen vor sich hin. »Lucia, Teresa, Agnes.« Er sah sie starr an. »Wer ist das, dein Hundert-Dollar-Knabe?«
Sie sagte es ihm.
»Ich habe nie von einem Coen gehört. Wo spielt er? Bei Morris oder bei Reisman?«
»Bei Schiller. An der Columbus.« Sie zeigte ihm die Adresse.
Sylvio lachte in seinen Besenstiel. »Mama, da gehen nur Clowns hin. Von Küchenschaben nehme ich kein Geld an. Reisman ist okay. Schiller ist ein Loch. Du raubst mir den Schlaf. Tschüs.«
Odile ließ ihn nicht einnicken.
»Coen ist ein Killer, ein Killer, der von der Stadt New York bezahlt wird. Er gehört zu einer Elitetruppe von Detectives der Kriminalpolizei. Sie verfolgen Idioten, überfahren sie mit Autos.«
Sylvio zog in Windeseile einen Lederbeutel unter seinem Stuhl hervor. »Ein Pingpong-Bulle? Mädel, ich fliege.«
Er zog sie zur U-Bahn, doch Odile wollte in keinen Tunnel gehen; sie war noch nie in ihrem Leben U-Bahn gefahren. Sie stieß ihn in ein Taxi und schloss die Tür. Er schmollte. »Ich stehe nicht auf Frischluft, Mama.« Er drückte ihr seinen Beutel in die Hand; sie konnte den Abdruck eines Schlägers spüren. Er verkroch sich in eine Ecke und ließ das Kinn fallen. Als sie ankamen, musste Odile ihn aufrütteln. Da er nicht vorausgehen wollte, tauchte sie vor ihm in den Keller. Der Schock durch die abgestandene, miefende Luft, die Lichtstrahlen, die gekrümmt von der Wand kamen (Schiller war für seine dunklen Ecken berühmt), die unregelmäßig aufgestellten Tische (von denen die meisten auf mindestens einem Bein wackelten) und die Fürsorgeempfänger, die von der Galerie herunterschielten, verstörten Odile, die sich an das ruhige Leben und die Herren an den Spieltischen des Kurzentrums gewöhnt hatte. Sylvio dagegen sagten die Hotelbewohner zu; er hatte nicht derart viele Portorriqueños in Schillers Club erwartet. »Freunde«, sagte er und sprach absichtlich Englisch, »die Dame hier hat mich für euren Star mitgebracht. Coen der Bulle.«
Die Hotelgäste plapperten jetzt durcheinander, und Sylvio verlor seine Nervosität; er tastete nach dem Beutel in Odiles Hand. Sie war schon auf halbem Wege zu Coen. Sie hatte ihn in Straßenkleidung am Ende der Galerie neben Schiller sitzen sehen. Für Odile rührte sich Coen nicht von der Stelle; Schiller musste ihm einen Schubs geben. »Manfred, ich glaube, das Mädchen spricht mit dir.«
Sie schwenkte ihre Hüfte in seine Richtung und präsentierte die Details ihres Profils, doch das grelle, unregelmäßige Licht war nicht gerade vorteilhaft.
»Coen, ich setze hundert Dollar auf meinen Spieler. Ich behaupte, dass er dich fertigmachen kann. Es ist Sylvio Neruda.«
Schiller flüsterte Coen zu: »Manfred, spiel nicht gegen ihn. Er stiehlt dir die Schnürsenkel. So einer ist das. Wenn es um Geld geht, wird er rasend. Sonst hätte er sich seinen Ruf nicht überall verdorben.«
»Leih mir einen Hunderter, Schiller.«
Coen zog sich im Hinterzimmer aus, während Schiller einzelne Dollarscheine und Fünfer aus seiner Geldkiste zählte. Er hätte gern lauter gestöhnt, aber er konnte den Bullen nicht enttäuschen. Er rief in den Umkleideraum: »Manfred, soll ich Arnold holen lassen? Arnold bringt dir Glück.«
»Nein.«
Coen kam in seinem Tischtennisaufzug aus dem Hinterzimmer, den Halfter auf seinen Shorts. Ein Spinner, dachte Sylvio, doch er versagte Coen die Genugtuung eines Lächelns. Sylvio hatte schon öfter mit Irren gespielt; wenn es um ihr Geld ging, hatte er keine Vorurteile. Odile legte ihre hundert Dollar unter den Tisch; der Tradition großer Tischtennisspieler folgend, die ihr Vander einmal erklärt hatte, knüllte sie den Geldschein zusammen. Kein echter Profi war bereit zu spielen, wenn das Geld einfach nur flach auf dem Boden lag; zerknüllte Geldscheine waren ein gutes Omen; außerdem konnte man leichter den gesamten Einsatz schnappen, falls sich die Bullen entschließen sollten, in die Räumlichkeit einzudringen. Schiller ließ Coens hundert Dollar in eine Kaffeedose fallen, die er so weit unter den Tisch schob, dass sie weder Sylvio noch Coen während des Spiels ablenken konnte. Dann holte er die Bälle.
»Ich habe eine Kiste Nittakus. Ganz neue.«
Doch die Tischtenniskanone wollte nicht mit japanischen Bällen spielen. »Zu schwer«, sagte er. »Auf die Nähte kann man sich nicht verlassen.« Er durchwühlte seine Tasche und holte zwei »Double Happiness« -Bälle heraus, die aus China
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