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Das Jahr der Kriesen

Das Jahr der Kriesen

Titel: Das Jahr der Kriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Sternenbilder zu bekommen. Innerhalb der nächsten paar Stunden werden sie diese exakt ausgewertet haben und wissen, in welchem Sternensystem diese Welt liegt. Offenbar ist sie weit, sehr weit von hier entfernt. Zu weit für direkt verkehrende Tiefraumschiffe, um sie zu sondieren – wenigstens in nächster Zukunft. Dieser Durchbruch, dieser direkte, abgekürzte Weg wird zumindest die nächsten paar Jahrzehnte lang benutzt werden müssen.
    Die Kellnerin kam wegen Jims Bestellung.
    »Perkins Sy-Kaff«, murmelte er abwesend.
    Die Kellnerin ging.
    »Cally Vale ist dort«, sagte Tito Cravelli.
    »Was!«
    »Der Arzt hat sie rübergebracht. Deshalb hat mein Mann Kontakt mit mir aufgenommen. Wie Sie vielleicht wissen, werde ich dafür bezahlt, daß ich nach Cally suche und auf Anordnung versuche, sie für die Verhandlung herbeizuschaffen. Es ist ein Schlamassel; sie hat einen Angestellten dieses Einzelhändlers aus Kansas City mit dem Lasergewehr erschossen, seinen einzigen ausgebildeten und richtigen Porter-Mechaniker. Er ist hinübergegangen, um die Sache zu erkunden. Zu schlimm für ihn. Aber im großen Plan aller Dinge...«
    »Ja«, pflichtete Jim Briskin bei. Cravelli hatte recht. Es war wirklich ein geringer Preis. Gegenüber so vielen Millionen Menschenleben – und möglicherweise Milliarden –, die betroffen waren.
    »Natürlich hat die TE das Ganze zur Geheimsache Nr. 1 erklärt. Sie haben einen gewaltigen Sicherheitsschirm hochgezogen. Ich hatte Glück, die Information überhaupt zu fassen zu bekommen. Wenn ich nicht schon einen Mann dort gehabt hätte...« Cravelli machte eine Handbewegung.
    »Ich werde Sie ins Kabinett berufen«, sagte Jim Briskin. »Als Justizminister. Das Arrangement gefällt mir nicht, aber ich denke, es ist in Ordnung.« Das ist es wert, sagte er zu sich. Hundertfach. Für mich und jeden anderen auf der Erde, für Flakkies und Nichtflakkies gleichermaßen. Für uns alle.
    Tito Cravelli sackte vor Erleichterung und Frohlocken regelrecht in sich zusammen. Er platzte heraus: »Toll! Ich kann es nicht glauben, Mann – das ist stark!« Er streckte seine Hand aus, aber Jim übersah sie. Er hatte im Moment zu viele andere Dinge im Sinn, als Tito Cravelli gratulieren zu wollen.
    Jim dachte: Sal Heim ist ein bißchen zu früh ausgestiegen. Er hätte dabeibleiben sollen. So viel zu Sals politischer Intuition – im entscheidenden Augenblick hatte sie ihn im Stich gelassen.
     
    Die Abtreibungsberaterin Myra Sands saß in ihrem Büro und blätterte Tito Cravellis kurzen Bericht noch einmal durch. Aber schon kreischte draußen, vor ihrem Fenster, die Nachrichtenmaschine eines der größeren Vidblätter die Nachricht hinaus, daß Cally Vale gefunden worden war. Es war von der Polizei publik gemacht worden.
    Ich habe nicht geglaubt, daß Sie es schaffen würden, Tito, sagte Myra zu sich selbst. Nun, ich hatte unrecht. Sie waren Ihr Honorar wert, so hoch es auch ist.
    Es wird eine bildhübsche Verhandlung geben, sagte sie sich genüßlich.
    Aus einem nahen Büro, wahrscheinlich der Maklerfirma nebenan, erhob sich der verstärkte Klang einer Männerstimme und wurde dann auf eine vernünftigere Lautstärke hinuntergedreht. Jemand hatte den Fernseher eingeschaltet, sah zu, wie der Präsidentschaftskandidat der Republikanisch-Liberalen Partei seine jüngste Rede hielt. Vielleicht sollte ich auch zuhören, entschied sie und streckte die Hand aus, um den Fernsehapparat auf ihrem Schreibtisch einzuschalten.
    Das Gerät wurde warm, und auf dem Bildschirm erschienen die dunklen, angespannten Züge von Jim Briskin. Sie drehte sich auf ihrem Sessel zum Gerät herum und schob vorübergehend Titos Bericht beiseite. Schließlich war alles, was James Briskin sagte, wichtig geworden. Es wäre gut möglich, daß er ihr nächster Präsident war.
    »... eine erste Amtshandlung meinerseits«, sagte Briskin soeben, »und eine, die wahrscheinlich viele mißbilligen werden, die jedoch meinem Herzen teuer ist, wird es sein, ein Gesetz gegen den sogenannten Goldenes-Tor-Momente-der-Freude-Satelliten einzuleiten. Ich habe über dieses Thema schon seit einiger Zeit nachgedacht; es ist also kein spontaner Entschluß meinerseits. Aber was viel wichtiger ist als das, ich denke, wir werden erleben, daß der Goldenes-Tor-Satellit gründlich veraltet ist. Das wäre das allerbeste. Die Rolle der Sexualität in unserer Gesellschaft könnte zu ihrer biologischen Natur zurückkehren: als Mittel, um Kinder zu bekommen, und nicht als

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