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Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Titel: Das Jahrhundert der Hexen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Dyachenko , Marina Dyachenko
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schwarzen Spiegel das gemütliche Zimmer der beiden fleißigen jungen Herren erkennen. Auf der anderen Seite der Scheibe prangte indes ein weißes Gesicht, das, halb von einer Straßenlaterne beleuchtet, an den abnehmenden Mond erinnerte.
    Klaw presste die Hände gegen die Rippen, die sich hoben und senkten. Diese idiotischen Späße seiner betrunkenen Mitschüler. Wie sie es wohl geschafft hatten, auf den Balkon zu klettern?
    Seine Gedanken schwirrten in alle Richtungen. Seine Gedanken schützten ihn, instinktiv, wie ein Vogel, der sich tot stellt, um sein Nest zu verteidigen. Klaw trat einen Schritt ans Fenster heran. Dann noch einen. Dann …
    Ihr Gesicht war traurig. Sehr bedrückt, lang und schmal, wie die Flamme der Lampe, die Lippen kummervoll zusammengepresst, die fremdartig großen Augen verschattet. Nur einen Blick erhaschte er, der sich ihm unauslöschlich einprägte.
    Der Wind!
    Grausamer Wind trieb den Schnee gegen das Fenster, bis die Scheibe, von außen vereist, von einem Muster bedeckt wurde, durch das man nichts erkennen konnte, dazu kam noch das Licht der Straßenlaterne, das von der Seite auf sie einfiel – und der verrückte Junge nahm in diesem Schattenspiel Gott weiß was wahr …
     
    In dem schmalen Kellerraum spendete eine einzige Fackel, die hinter Klawdi angebracht war, Licht. Er streckte den Arm in der Dunkelheit aus. Ein unsichtbarer Wächter legte ihm unverzüglich das feine, leichte Gewand über den Arm.
    Die Einrichtung im Verhörraum bestand lediglich aus einem langen Eichentisch und einem Stuhl mit einer überproportional hohen, beschnitzten Lehne, ebenfalls aus Eiche. Kaum hatte Klawdi Platz genommen, griff er schon gleich nach den Zigaretten in der Brusttasche; seine Hand spürte die Schachtel unter der undurchdringlichen Seide des Gewands. Sich zusammenreißend, zog Klawdi die Kapuze über den Kopf. Der leichte Stoff, der nach Naphthalin und Feuchte roch, verbarg sein Gesicht bis zu den Lippen. In Augenhöhe waren schmale Sehschlitze ausgespart. Bereits nach einer Minute nahm Klawdi die Kapuze nicht mehr als störend wahr, er hatte sich an sie gewöhnt.
    Eine Weile lang herrschte im Verhörraum noch die tiefste Stille. Klawdi starrte vor sich hin. Er durfte einer Hexe nicht leichtfertig gegenübertreten. Schweigend ließ er nach und nach den Großinquisitor in sich entstehen.
    »Bring sie herein«, befahl er schließlich. »Eine nach der anderen. Die Reihenfolge spielt keine Rolle.«
    Die Tür quietschte. Die Angeln wurden traditionell nicht geölt. Klawdi wartete.
    Eine junge Frau kam herein, nicht älter als dreißig. Hand- und Fußgelenke steckten in Holzblöcken; diejenigen, die sie geschnappt hatten, mussten sie also für besonders gefährlich gehalten haben. Auf ihrem Gesicht lag ein gleichgültiger, überlegener Ausdruck.
    Unter der Kapuze verengten sich Klawdis Augen zu Schlitzen. Vor ihm stand eine Schildhexe. Es war keinesfalls übertrieben, sie zu fesseln. Die Schildhexe schien es bereits mehrfach mit der Inquisition zu tun gehabt zu haben, denn obwohl die Nähe Starshs, der sich aufs Verhör vorbereitete, schmerzhaft für sie war, brachte sie es fertig, sich nicht das Geringste anmerken zu lassen. Tapfer und routiniert steckte die Hexe den Schlag ebenso klaglos ein wie hartes Leder einen Peitschenhieb.
    »Sei gegrüßt, Schild«, sagte Klawdi mit gesenkter Stimme. »Hast du einen Namen?«
    Die Hexe hüllte sich in Schweigen. Hinter ihr standen zwei kräftige Wachtposten – wie dunkle Säulen.
    Klawdi griff nach den Papieren, die vor ihm lagen. »Magda Rewer. Mir ist völlig egal, ob du diesen Namen bei der Geburt bekommen oder ihn dir selbst gewählt hast. Hängst du an deinem Leben?«
    Eine Welle seiner inneren Kraft ergoss sich über die Hexe. Kaum hatte Klawdi ihren überheblichen Blick abgefangen, hakte er sich an ihm fest, um das Niveau des »Brunnens« auszumessen. Die Hexe zuckte zusammen, doch in den aufgerissenen Augen spiegelte sich kein Schmerz. Diejenigen, die diesen Schild geschmiedet hatten, verstanden ihr Handwerk.
    Erschöpft sank Klawdi gegen die Stuhllehne zurück. Ihr sogenannter Brunnen nahm auf der Skala einen Wert von zweiundsiebzig ein. Das war ein hoher Wert, ein sehr hoher sogar. Ein gefährlicher …
    »Du weißt, was jetzt kommt? Sprichst du freiwillig mit mir oder soll ich etwas nachhelfen, damit du mir erzählst, was ich wissen will?«
    Magda Rewers Wange zuckte. »Dazu bist du nicht imstande.«
    »Ach nein?« Klawdi beugte sich

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