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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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alles, aber es ist faszinierend!«
    »Ich dachte, Sie seien Atheistin.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Wie kann eine Botschaft Jesu Sie interessieren, wenn Sie Atheistin sind?«
    »Nur weil ich nicht an Gott glaube, bezweifle ich noch lange nicht die Existenz Jesu! Er war ganz bestimmt ein ungewöhnlicher Mann. Man hätte ihn nicht zum Sohn Gottes machen müssen, um seinen Worten, so entstellt sie heute auch wiedergegeben werden, einen wahren philosophischen Gehalt zu verleihen.«
    »Wenn Sie es sagen. Was haben Sie sonst noch entdeckt?«, wollte ich wissen und starrte über ihre Schulter auf das Manuskript.
    »Hören Sie, Damien, besorgen Sie mir ein Wörterbuch und geben Sie mir ein paar Stunden Zeit, dann kann ich Ihnen mehr sagen.«
    »Und die Mona Lisa?«
    »Ach ja, die Mona Lisa. Schauen Sie«, forderte sie mich auf und zeigte mir das Bild in seinem erbärmlichen Zustand. »Fällt Ihnen etwas auf?«
    »Hm, es ist beinahe verbrannt?«, scherzte ich.
    »Schauen Sie genau hin! Überall sind Bleistiftzeichen. Kleine Kreise. Ich habe sie gezählt: dreißig kleine Kreise sind auf dem ganzen Bild verteilt.«
    Ich ging etwas näher heran, und tatsächlich gab es Spuren, die aussahen, als wären sie mit einem Zirkel gemacht worden.
    »Das ist seltsam«, bemerkte ich und rieb mir das Kinn.
    »Das ist ja wohl das Mindeste, was man dazu sagen kann. Ich weiß nicht, was sie bedeuten, aber ich bin sicher, dass sie nicht zufällig dort sind. Ihr Vater hat etwas auf der Mona Lisa gesucht.«
    »Hatten Sie Zeit, einen Blick auf die Notizen meines Vaters zu werfen?«
    »Ja, aber sie sind nur ein Auszug und nicht sehr deutlich. Ich glaube, wenn ich Dürers Dokument übersetzt habe, wird es mir leichter fallen, sie zu entziffern, denn die Notizen Ihres Vaters beziehen sich darauf.«
    »Gut, dann haben Sie ja genug zu tun! Was machen wir mit der Gendarmerie?«
    »Im Augenblick weiß niemand, wo wir sind.«
    »Genau das macht mir Sorgen! Ich werde dort anrufen.«
    »Haben Sie den Verstand verloren? Nein, zuerst lösen wir dieses Rätsel und dann erzählen wir alles den Bullen.«
    »Sie haben den Verstand verloren! Ich habe jedenfalls keine Lust, im Gefängnis zu enden!«
    Ich nahm mein Handy und wählte die Nummer des Kommissariats in Gordes. Sophie riss es mir aus der Hand und schaltete es aus.
    »Achtundvierzig Stunden. Geben wir uns achtundvierzig Stunden, und wenn wir bis dahin nichts herausgefunden haben, melden wir uns. Schließlich haben wir uns nichts vorzuwerfen! Wenn wir jetzt dort anrufen, können Sie das Geheimnis Ihres Vaters vergessen.«
    Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. Sie war völlig aus dem Häuschen, und ich war ziemlich verängstigt.
    »Der Gendarm hat mich ausdrücklich darum gebeten, ihn zu benachrichtigen, wenn ich Gordes verlassen wollte.«
    Sophie schüttelte resigniert den Kopf und reichte mir widerwillig mein Handy.
    »Sie sind ein Versager!«
    Ich nahm mein Handy und wählte erneut die Nummer der Gendarmerie. Sophie hatte Recht. Ich war ein Versager. Aber ich konnte nicht kämpfen.
    »Monsieur Louvel?«, schrie der Polizist am anderen Ende der Leitung. »Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie Gordes nicht verlassen dürfen!«
    »Es tut mir Leid, aber ich bleibe nicht so gern in einer Stadt, in der man auf mich schießt«, erwiderte ich. »Ich bin jetzt in Paris, und solange Sie die Typen nicht festgenommen haben, die mich in Ihrem schönen Dorf zweimal angegriffen haben, werden Sie mich auch nicht wiedersehen.«
    »Ich kann schlecht zwei verkohlte Leichen festnehmen! Und wenn es ums Festnehmen geht, Louvel, stehen Sie ganz oben auf meiner Liste! Ich habe den Staatsanwalt gebeten, Sie landesweit zur Fahndung auszuschreiben!«
    Ich zog eine Grimasse.
    »Haben Sie die Typen identifiziert?«, fragte ich vorsichtig und leise.
    »Monsieur Louvel, es tut mir Leid, aber ich bitte Sie, sich auf das nächstliegende Kommissariat zu begeben und …«
    Ohne ihm weiter zuzuhören, unterbrach ich das Gespräch.
    Sophie musterte mich.
    »Gut gemacht«, sagte sie ironisch.
    »Sie hatten Recht«, gab ich zu und legte die Stirn in Falten. »Achtundvierzig Stunden.«
    Sie lächelte.
    »Und Ihr Agent?«
    Ich zögerte kurz, schaltete mein Telefon aus, öffnete es und nahm die Chipkarte heraus.
    »Achtundvierzig Stunden«, wiederholte ich und steckte die Karte in meine Tasche.
    Sie nickte zustimmend.
    »Besorgen Sie sich für alle Fälle noch eine Karte, es könnte sein, dass Sie trotzdem ein Telefon

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