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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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Leben und Tod ist, eine Geschichte über das Gute und das Böse. Und weil es darin um einen Kampf geht, den wir verlieren, Mag.«
    »Nein! Das werden wir nicht! Wir werden nicht verlieren!«
    Ihre Heftigkeit ließ ihn zusammenfahren.
    Sie seufzte. »Tut mir leid ... aber ich hatte gerade ein Gespräch mit Dr. Burke, kein angenehmes Gespräch. Vince, Sie dürfen auf keinen Fall mit ihm reden.«
    »Wieso nicht? Ich bin sein Patient.«
    »Und er will, dass Sie genau das bleiben – verdammt, er wird Sie hier nie mehr rauslassen, wenn Sie jetzt mit ihm reden!«
    »Vielleicht hat er ja damit recht.«
    Margaret griff nach seinen Händen. Sie hielt sie fest.
    »Sie sind nicht verrückt! Und ich werde es beweisen! Vince, Sie baten mich um Hilfe. Sie baten mich, Sie hier nicht allein zu lassen. Sie baten mich, Ihnen zu glauben. Jetzt bitte ich Sie um etwas! Vertrauen Sie mir, erzählen Sie die Geschichte zu Ende! Danach können Sie immer noch zu Dr. Burke gehen ...«
    Er betrachtete sie, als sähe er sie zum ersten Mal. Sie trug das Haar offen. Blonde Strähnen hingen ihr ins Gesicht, berührten ihre geröteten Wangen, umrahmten das Feuer in ihren Augen. »Sie wollen das wirklich, nicht wahr?«
    »Ja!«
    »Auch wenn wir dennoch scheitern?«
    »Ja, auch dann!«
    Er löste seine Hände aus ihren. »Also gut. Dann werde ich das hier irgendwie zu Ende bringen.« Er schob ihr den Stapel mit den neu beschriebenen Seiten zu.
    Noch auf dem Flur der Klinik begann sie zu lesen. Ich starrte voller Entsetzen auf die beiden Körper. Da war so viel Rot. Es färbte Kleidung, Teppich, Hände. Meine Hände! »Nein, nein, ich war das nicht! Ich war das nicht!«, rief ich. Das Blut floss aus Nathans Eltern. Ich konnte es nicht stoppen.
    »Nona – wir müssen etwas tun!«
    Gehetzt sah ich mich um. Doch sie war nicht da. Ich war allein in dem Haus am Jackson Lake, allein mit zwei Erschossenen und meiner Waffe. Ich hob sie vom Boden auf und roch es sofort, aus der Halbautomatik war gerade erst geschossen worden. »Nein, nein, nein ...« Was um Himmels Willen war hier geschehen?! Mein Kopf schmerzte mit jeder Sekunde mehr. »Ich habe das nicht getan«, flüsterte ich. »Ich habe das nicht getan ...«
    »Wer dann?«
    Erschrocken drehte ich mich zur Tür. »Was ... was machen Sie denn hier?!«
    »Ich halte mich nicht an die Vereinbarung«, antwortete Pater Simon mir. »Nachdem ich Schüsse hörte, habe ich das Taxi lieber verlassen.«
    »Ich ... Sie müssen mir glauben, Pater, ich habe diese Leute nicht erschossen!«
    Ich sah zu den beiden Toten. Noch immer sickerte ihr Blut in ihren Wohnzimmerteppich.
    »Aber Sie betraten ihr Haus mit einer Waffe, Vince.«
    »Ich nahm die Waffe in die Hand, weil da was nicht stimmte! Wir klingelten, die Tür war nur angelehnt. Nona ging voraus und ich – ich weiß nicht mehr, was dann geschah!«
    Mein Kopf schmerzte mehr und mehr.
    Pater Simon blickte mich freundlich an.
    »Ich denke, Sie bekamen einen Schlag auf den Kopf. An Ihrer Stirn läuft ja noch das Blut herunter.«
    Er hatte recht. Ich ertastete eine mächtige Beule über meiner linken Schläfe. »Das war der Typ mit den Handschuhen!«
    »Oder es war Nona.«
    Ich starrte ihn an.
    »Sie wollte den Jungen unbedingt, Vince. Mit oder ohne uns.«
    »Blödsinn!«
    Der Priester zuckte die Achseln. »Wie auch immer, Nona und der Junge sind weg. Gehen wir, wir müssen sie finden. Unser aller Schicksal hängt daran.«
    Unser Schicksal? Was meinte er?
    Zurück im Taxi betrachtete Pater Simon lange die Fotos auf Nonas Computer. Fotos, die sie gemacht hatte, die an ihren Wohnzimmerwänden hingen. Fotos von Zäunen. Und Kindern dahinter. Traurige Fotos. Danach redete er. Über einen Weg und über Spuren, die Gott darauf hinterlassen hatte. Über zwei Jahrtausende, in denen gottgetreue Menschen die Spuren gesammelt hatten und sie vor Feinden des Glaubens bis heute beschützten. Er nannte diese Spuren Reliquien, Waffen der Kirche gegen das Böse. Ich kapierte nicht viel von dem Gerede. Ich fragte ihn, was Nona, ihr Vater und ich denn mit all dem zu tun hätten. »Ihr Vater half dabei mit, die Waffen für eine Schlacht zu schärfen«, antwortete er. Dann sagte er nichts mehr.

    Margaret schwirrte der Kopf. Sie saß im Yogasitz auf ihrem Bett. Zahllose Seiten voll hastig gekritzelter Worte umlagerten sie. Kopierte Seiten aus Vince’ Geschichte.
    Auf dem Schreibtisch nebenan stapelten sich Fachbücher über Psychologie und Religion um eine halbleere Schüssel Müsli.

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