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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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eines beschämten Gottes – und veränderte den Omnianismus von Grund auf. Die Omnianer, so seine Devise, sollten anderen Menschen helfen, anstatt ihnen immer wieder zu erzählen, wie gut ihr Gott sei* [* Siehe Einfach göttlich .], was Ihn vermutlich zu Tode langweilte, ja?«
    Marjorie wirkte recht beunruhigt. »Ihnen ist doch klar, nicht wahr, dass dies Ereignissen ähnelt, die sich nach Meinung vieler auch auf meiner Welt zugetragen haben. Auf die übrigens gerade etwas von Ihrer Mayonnaise gekleckert ist … Könnte es sein, dass die Bewohner der Erde derzeit einen aus Milchprodukten bestehenden Asteroiden beobachten, der bei ihnen über den Himmel rast?«
    Mustrum lächelte. »Das bisschen Majo lässt sich leicht entfernen. Außerdem ist die Verbindung zwischen Rundwelt und Scheibenwelt nicht so einfach. Beide sind durch Narrativium miteinander verbunden, eine der stärksten Kräfte im Multiversum. Das Narrativium sagt der Kausalität, was als Nächstes zu tun ist oder was sie nicht tun soll, wenn die Reise kein so trostloses Ende finden soll, dass nicht einmal die Dunkelheit einen Platz findet. Wonach es nur noch Leere und Verzweiflung gäbe.«
    Für einige wenige Sekunden schien selbst der Luft im Zimmer der Atem zu fehlen, während sich der Himmel der Rundwelt kräuselte und Mayonnaise über ihre Seite rann. Der Erzkanzler ruinierte den Moment, indem er grinste und sagte: »Aber es besteht natürlich kein Anlass zu Sorge, denn wir behalten wie immer alles im Auge. Dazu sind Menschen da, nicht wahr? Wenn niemand das Multiversum beobachten würde, wäre es gar nicht vorhanden. Die Hunde, Katzen, Seeigel, Orang-Utans, Austern, Heuschrecken und so weiter leisten natürlich ihren Beitrag, aber die Hauptlast der psychischen Anstrengungen liegt bei uns – es sind unsere geistigen Muskeln, die das Existierende stützen. Wir beobachten und wissen , dass wir beobachten, und wir denken nicht nur über das Beobachtete nach, sondern auch über die Art und Weise unseres Denkens. Als Belohnung stoßen wir manchmal auf noch interessantere Dinge, über die es nachzudenken lohnt, insbesondere dann, wenn das Denken zu interessanten neuen Entdeckungen führt.«
    Marjorie setzte zu einer Erwiderung an, doch der Glanz in den Augen des Erzkanzlers veranlasste sie stattdessen, sich vorzubeugen und noch ein Stück Kuchen zu nehmen.
    »Natürlich ist uns klar, dass wir in Wirklichkeit sehr wenig wissen – im Vergleich mit den Dingen, von denen wir nichts wissen. Irgendwie ist das gut für uns, denn alles muss sich bemühen, und da wir wissen, wie unwissend wir sind, müssen wir uns mehr bemühen als alle anderen.« Ridcully holte tief Luft und sagte wie zum Abschluss: »Wir werden die Rundwelt auf keinen Fall Pfuschern überlassen.«
    »Pfuschern?«, brachte Marjorie hervor.
    »Ja, genau«, bestätigte der Erzkanzler. »Die ›Kirche der modernen Omnianer‹ ist zu einer sehr aggressiven und philosophisch habgierigen Organisation geworden – angeblich kennt nur sie die Wahrheit.« Marjorie beobachtete, wie Ridcullys Fingerknöchel weiß wurden. »Nicht einmal wir wissen über alles Wahre Bescheid, und wenn alles im Universum wahr würde … Ich nehme an, dann ginge es mit dem, äh, Unwahren wieder von vorn los. Die Omnianer glauben, alles zu wissen, aber von Vernunft wollen sie eindeutig nichts wissen, und ohne Vernunft gibt es gar nichts. Man sollte nicht auf Leute hören, die uns sagen, was wir denken sollen, und die manchmal auch von uns verlangen, überhaupt nicht zu denken. Die von Brutha, dem erleuchtetsten omnianischen Priester, verkündete strahlende Botschaft ist eindeutig: Alle Menschen sind Brüder – beziehungsweise Schwestern – und allein ihrem Gewissen und der goldenen Regel verpflichtet.«
    Plötzlich schien Ridcully kleiner geworden zu sein. Sein Gesicht war rot, und er schwitzte so sehr, dass Marjorie ihm stumm ein Glas Wasser reichte, das zu dampfen schien, als der Erzkanzler es an die Lippen setzte.
    Er dankte ihr, und sie sagte vorsichtig: »Ist Ihnen klar, dass es in meiner Heimat, die Sie Rundwelt nennen, Menschen gibt, die sich gegen die Erkenntnis sträuben, auf einer Kugel zu leben, obwohl die Kugelform längst bewiesen ist, unter anderem durch die Apollo-Landungen auf dem Mond? Sie halten die Landungen für einen Schwindel – trotz der Fußabdrücke auf der Mondoberfläche. Erst neulich hatten wir in meiner Bibliothek einen dieser recht nervösen Herren, die der Ansicht sind, dass die Mondmissionen in

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