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Das juengste Gericht

Das juengste Gericht

Titel: Das juengste Gericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Scheu
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zurückschob.
    »Lisa-Marie will jetzt spielen.«
    Ellen Krawinckel schaute angewidert. Beuchert setzte einen teilnahmslosen Blick auf. Nur Phillip Krawinckel strahlte.
    »Natürlich, gerne, Lisa-Marie. Welches Spiel gefällt dir am besten?«
    Mit aufgesetztem Lächeln schaute Lisa-Marie in die Runde. Dann hielt sie sich die Hände vor die Augen. »Ich sehe etwas, was du nicht siehst, das hat die Farbe Schwarz. Und so weiter.« Phillip Krawinckel faltete die Hände und legte sie auf den Tisch.
    »Gut. Dazu haben wir jetzt alle Lust. Willst du anfangen?«
    Lisa-Marie hörte nicht zu. Sie warf ihren Kopf mehrfach von rechts nach links. Anschließend fixierte sie mit langsamen Bewegungen der Reihe nach sämtliche Anwesenden. »Ich weiß etwas, was Ihr nicht wisst, das heißt ...«
    Mit gespieltem Interesse sahen alle im Raum auf Lisa-Marie. Sie setzte plötzlich ein spitzbübisches Grinsen auf. »Sunita, Sunita.«
    In diesem Augenblick hätte eine fallende Stecknadel Lärm verursacht. Ellen Krawinckel errötete und suchte die Augen von Kellermann, der von einer Sekunde auf die andere zu Stein erstarrt schien. Beuchert öffnete den Mund, verharrte einen Augenblick in dieser Haltung und hielt sich dann die Hand davor. Phillip Krawinckels Gesicht war erkaltet und kreideweiß. Er fasste sich am schnellsten: »Herr Kellermann, seien Sie so gut und helfen mir, meine Schwester auf ihr Zimmer zu bringen. Es war wohl alles ein wenig zu aufregend für sie. Sie sollte jetzt etwas schlafen. Dann sehen wir weiter.«
    Lisa-Marie wehrte sich nicht, behielt allerdings ihr hintergründiges Lächeln bei. Mit zitternder Hand hängte sich Phillip bei ihr ein. Kellermann nahm sie auf der anderen Seite am Arm.
    Als sie gegangen war, starrte Beuchert mit entseelter Miene auf Ellen Krawinckel und erhob sich. »Ich sollte jetzt lieber wieder gehen.«
    Kurz nachdem Beuchert das Haus verlassen hatte, kehrte Phillip Krawinckel zurück. Er sah seine Frau an. »Ist Wolfgang weg? Gut so! Was war das eben mit Lisa-Marie?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob wir das so ernst nehmen sollten. Wahrscheinlich hat sie gestern irgendwann mitbekommen, dass Sunita etwas zugestoßen ist. Nun kann ihr kranker Kopf diese Neuigkeit nicht vernünftig verarbeiten. Das dürfte alles sein.«
    Phillip Krawinckel zeigte Zweifel. »Sei es, wie es sei. Es hat keinen Zweck, in sie zu dringen. Das habe ich schon so oft in anderen Angelegenheiten erfolglos versucht. Ich frage mich nur manchmal, ob sie tatsächlich bei dem Vorfall vor ein paar Jahren den Verstand verloren hat oder ob sie vor sich selbst und der Realität flüchtet und sich versteckt hält.«
    »Wer weiß das schon. Wir sollten es vergessen.«
    »Das werde ich nicht können. Ich habe dir erzählt, was damals mit ihr passiert ist.«
    Kurz nachdem Phillip Krawinckel den Raum verlassen hatte, kam Kellermann zurück und stellte sich in den Türrahmen. Ellen Krawinckel stand auf und ging zu ihm. »Was hältst du von der Geschichte?«
    Kellermann machte ein bitteres Gesicht. »Dieses missratene Geschöpf ist vielleicht gar nicht so einfältig, wie wir alle annehmen. Sie kann sogar jemand gefährlich werden.«

11. Kapitel
    »Da unten rechts um die Ecke an der Konstablerwache ist ein McDonald’s. Da gehen wir jetzt hin, Günter. Ich habe einen Bärenhunger«, sagte Schreiner und hielt sich die Hand an den Bauch.
    »Gute Idee, Bernd, obwohl sie von dir ist. Ich kann langsam auch etwas vertragen. Die Pralinen von Schultz sind nicht übel. Von so etwas werde ich allerdings nicht satt.«
    Die beiden Kriminalbeamten hatten nach wenigen Minuten die Schnellgaststätte erreicht. Sie mussten nicht lange in der Schlange anstehen, da zu dieser Zeit der Ansturm der jungen Leute aus den umliegenden Schulen vorüber war. Versehen mit dick belegten Hamburgern, Pommes frites und Coca Cola suchten sie einen Tisch in einer Nische auf. Ohne viele Worte aßen sie ihre Menüs.
    Die Wangen von Köhler hatten sich beim Essen noch stärker rot gefärbt. Er hielt seinen Pappbecher in der Hand und saugte mehrmals kurz am Strohhalm. »Hast du gehört, dass Kollege Golz am ersten Oktober in die A 12 befördert worden ist? Das war gar nicht so einfach. Es gab nur wenige Beförderungen in der Wertigkeit.«
    »Es ist immerhin erfreulich, dass es überhaupt welche gegeben hat. Wie ich gehört habe, wollte das Ministerium in Wiesbaden zuerst überhaupt keine Beförderungen ausbringen. Aus Haushaltsgründen, um zu sparen. Dann hat unsere Gewerkschaft,

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