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Das Kabinett der Wunder

Titel: Das Kabinett der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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Okno gehen wollen. Es soll so schön sein. Ich bin aus Morado, aber ich schätze, du hast noch nie von dem Ort gehört.«
    »Natürlich hab ich das.« Von Okno aus war es nicht weit bis nach Morado. Allerdings hatte Petra von Morado immer als einem Städtchen sprechen hören, in dem man niemals länger als die Zeit bleiben wollte, die man brauchte, um es zu durchqueren. Doch das zu sagen, dachte sie, wäre wohl ziemlich unhöflich.
    Mein Bein wird müde.

    Ein kleines Stück von Petras Haube stand dort ab, wo Astrophil es mit einem seiner Zinnbeine hochstemmte.
    Ich kann mich nicht bewegen. Er stocherte auf Petras Kopf herum.
    »Autsch!«
    »Was?« Susana sah Petra verwundert an.
    »Nichts.«
    Unter deiner Haube zu stecken, ist langweilig. Lass mich raus. Wenn du nicht mehr länger in der Küche arbeitest, musst du auch nicht weiter diesen lächerlichen Kopfputz tragen.
    Petra wies die Spinne an, auf die Seite ihres Kopfs zu krabbeln, die Susana abgewandt war, setzte die Haube ab und schüttelte ihr verschwitztes Haar. Glücklich bezog Astrophil wieder seinen Platz an Petras Ohr.
    Sie stiegen eine Treppe hoch. Wenn Susana Meisterin Hilds Brief vorwies, winkten die Wachen sie durch. Petra bemerkte, dass die Luft frischer geworden war, und sie kamen sogar an einem Fenster mit Blick auf einen wolkigen Himmel vorbei. Jetzt waren sie über dem Kellergeschoss. »Bin ich befördert worden?«, fragte Petra fröhlich.
    Susana blickte sie entschuldigend an. »Es tut mit leid, aber es wird dir da nicht besonders gefallen, wo du hingehst.«
    »Wohin gehe ich?«
    »In die Färberei.«
    »Das weiß ich. Aber was ist die Färberei?«
    »Sie ist im Denkerflügel.«
    »Flügel? Besuchen wir einen Vogel?« Vielleicht wollte Meisterin Hild sie an eine riesige Gans mit philosophischem Geist und Fettleber verfüttern.

    »Der Denkerflügel ist ein Bereich im ersten Stock. Da gibt es eine Reihe von Labors, wo die Magier des Prinzen … Versuche machen.« Susana ging nun noch langsamer. »Und dort in der Färberei stellt man alle Farben her, die hier in der Burg gebraucht werden für Stoffe, Haare, Holz und sogar Steine. Die Frau, die sie leitet, hat eine Haut, aus der Säure sickert, und wenn sie dich berührt …« Susana schauderte. »Sie ist schrecklich launisch und sucht ständig neue Helferinnen, weil sie wirklich jede, die sie bekommen hat, innerhalb von wenigen Stunden feuert. Sie und Meisterin Hild hassen sich wie die Pest.Wir sollen sogar ins Essen der alten Hexe spucken. Ich vermute, Meisterin Hild hofft, dass du entweder von der Säure verbrannt wirst, die Färbereihexe zum Wahnsinn treibst oder schneller gefeuert wirst, als du mit der Wimper zucken kannst. Oder alles zusammen.«
    Sie bogen um eine Ecke. Der Korridor hatte viele Türen, die sich durch die Diele entlangzogen wie zwei Reihen Dominosteine. Dann erreichten sie eine Tür, die vollkommen unauffällig ausgesehen hätte, wären da nicht zwei Türgriffe gewesen, einer aus gewöhnlichem Eisen und der andere in leuchtendem Rot angemalt.
    »Siehst du?«, sagte Susana und zeigte auf den roten Griff. »Sie muss ihren eigenen Spezialgriff haben. Der eiserne würde unter ihren Fingern zerfallen.« Sie klopfte an die Tür. Nichts war zu hören. Sie klopfte noch einmal, und beide hörten ein: »Hau ab!« Susana wirkte, als würde sie herzlich bereuen, Petra freiwillig begleitet zu haben. Petra allerdings war eher neugierig als ängstlich. Sie umfasste den eisernen Griff und stieß die Tür auf.

    Der Raum wirkte wie der Mond zur Monatsmitte. Er hatte eine kuppelförmige Decke und war in zwei Hälften geteilt, die eine strahlend hell und die andere dunkel wie eine Höhle. Ein Samtvorhang trennte die beiden Hälften fast völlig voneinander. Er war nicht ganz zugezogen, und als Petra wegen des hellen Sonnenlichts, das durch die Deckenfenster fiel, blinzelte, meinte sie, im Schatten hinter dem Vorhang ein paar Bewegungen wahrzunehmen.
    Susana schnappte nach Luft, als sich ein grauer Hut blitzschnell durch die Öffnung im Vorhang schob. Zwei dicke runde Gläser füllten fast das ganze schmale bleiche Gesicht der alten Frau aus. »Was ist?«, schrie sie.
    »Meisterin …«
    »Ich bin sehr beschäftigt! Das ist ein kritischer Moment. Wenn mein Lavendel purpurn wird, musst du dafür bezahlen!«
    »Ja, aber … Eure neue Helferin ist da«, erklärte Susanna.
    »Ah, ausgezeichnet.Vergiss den Lavendel. Ich kann nachher immer noch neuen machen.« Sie trat einen Schritt hinter dem Vorhang

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