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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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dieses gottverlassenen Dorfes, er, der in seinem Palast lebte, einen Sportwagen fuhr und einen grotesken Toilettenpapierhalter in Form einer goldenen Ente benutzte? Hatte er auch nur im Mindesten geahnt, wohin er seinen Geliebten zurückschickte? Warum hatte er ihn nicht nach Russland oder Pakistan in eine Privatklinik gebracht?
    Nachdem er eine Stunde neben dem Leichnam verbracht hatte, kehrte Osama zu seinen Kameraden zurück, müde und deprimiert, trotz seines Fundes. Gegen neun Uhr gingen sie schlafen. Osama schloss die Augen und beglückwünschte sich im Stillen für Rangins und Abdullahs Mut.
    ***
    Zufrieden verließ Joseph die Sporthalle der Firma. Das Training, das er gerade absolviert hatte, hatte ihn kaum angestrengt. Er war in Topform. Er freute sich, wieder in Bern zu sein und Afghanistan den Rücken gekehrt zu haben. Er duschte, zog sich an und spürte, wie das Adrenalin durch seine Blutbahnen jagte. Er genoss diesen Zustand nach intensivem Krafttraining, er war aufgekratzt, energiegeladen, hellwach.
    Mit großen Schritten steuerte er auf sein Büro zu, das gleich neben dem des Generals lag. Auf dem Schreibtisch lagen einige Dokumente, in die er sich sofort vertiefte. Plötzlich klopfte es an seiner Tür.
    Sein Besucher, Johannes Gobler, war der Leiter der Abteilung Innere Sicherheit – ein Mann, dem er voll und ganz vertraute. Gobler war ehemaliger Sicherheitsbeauftragter einer Züricher Privatbank, ein versierter Profi, dessen Diensteifer beinahe schon an Paranoia grenzte. In der Firma erfüllte er eine doppelte Funktion: Er bürgte für den störungsfreien Zustand ihrer Räume sowie sämtlicher Kommunikationswege, kontrollierte aber auch alle Teams im Hinblick auf eventuelle Abweichungen. Joseph warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Was ist los?«
    Gobler saß ihm mit reglosem Gesicht gegenüber. Er hatte eine kleine runde Metallbrille, einen schmalen grauen Schnurrbart, eine kerzengerade Haltung. Er stellte einen Laptop auf die Schreibtischplatte und drehte ihn zu Joseph um, damit er den Bildschirm sehen konnte.
    »Erinnern Sie sich an die Überwachungskameras, die ich letztes Jahr in den Büros habe installieren lassen?«
    »Natürlich«, brummte Joseph.
    »Sie sind an Bewegungsmelder gekoppelt. Ich habe Ihre Anweisungen befolgt, und daher sind sie in Ihrem Büro und in dem des Generals nur außerhalb der Arbeitszeiten, von zwanzig Uhr bis sieben Uhr und während der Mittagspause aktiviert. Sehen Sie sich doch bitte mal an, was Kamera Nummer 3 kürzlich aufgenommen hat.«
    Er drückte auf eine Taste. Ein Video begann über den Bildschirm zu flimmern. Das Büro des Generals. Uhrzeit und Datum standen in der rechten Ecke des Bildschirms. 13 Uhr 12. Die Sekunden rauschten vorbei. Plötzlich öffnete sich die Tür. Nick trat ein. Er blickte sich um und setzte sich dann auf den Platz des Generals. Sofort begann er auf der Tastatur von dessen Computer zu tippen. In der Bildschirmecke lief weiterhin die Zeit.
    »Wie ist er hereingekommen?«
    »An dem Morgen ließ der General das Sicherheitssystem an seiner Tür deaktivieren. Es nervte ihn seit geraumer Zeit.«
    »Wie dumm. Wie kann man nur ein derartiges Risiko eingehen?«
    »Ich habe eindringlich auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die wir dabei eingehen, aber er ist der Chef und ließ sich nicht überzeugen. Er versprach mir, sein Büro abzuschließen. Doch das hat er nicht getan.«
    »Absurd! Und das Passwort des Computers, wie kam Nick da ran? Nur der General weiß es.«
    »Der General hat wahrscheinlich meine Anweisungen bezüglichder Einstellungen nicht beachtet«, bemerkte Johannes. »Wahrscheinlich hat er seine Sitzung gar nicht beendet. Sie wissen ja, dass er kein großes Verständnis für EDV-Dinge hat.«
    »Verdammter Mist!«, platzte Joseph heraus. »Weiß man, was Nick da getrieben hat?«
    »Nein. Ich habe keinen Zugriff auf die Datenbewegungen des Computers im Büro des Generals.«
    Das Video lief weiter. Es zeigte Nick, wie er auf den Bildschirm starrte. Nach zehn Minuten stand er auf. Die Kamera fing sein unbewegliches Gesicht ein, dann verschwand er. Johannes Gobler drückte auf die Stopptaste.
    »Zehn Minuten, da hatte er genügend Zeit, um die gesamten Mails durchzulesen. Oder eingehend alle möglichen Dateien zu durchforsten. Ich dachte, das könnte Sie interessieren. Soll ich Nick rufen?«
    »Sind Sie verrückt? Lassen Sie mich erst mit dem General sprechen.«
    Sein eisiger Tonfall verbarg die Wut, die in ihm kochte. Gobler nickte

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