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Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Titel: Das kastilische Erbe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Wasserfäden, die an der Scheibe herabrannen, starrte Isaura auf das Straßenschild: Paseo Juana I.
    Die dunkle Königin!
    Isaura riss die Wagentür auf, packte den Kater und rannte los. Über ihr erhoben sich die düsteren Mauern des Klosters. Der Klang der Glocken durchdrang das Rauschen des Windes und das Prasseln des Regens. Sie waren wie der Leuchtturm an der Zufahrt zum Hafen für ein Schiff auf stürmischer See, das sich nach Ruhe und Sicherheit sehnte.
    Isaura stürzte auf das Tor zu. Groß und mächtig wuchs es über ihr empor. Dahinter würde sie in Sicherheit sein! Nur noch wenige Schritte. Nun konnte ihr der Sturm nichts mehr anhaben. Weder der Gewittersturm mit seinem Regen noch der Sturm ihrer wirren Gedanken. Schwer atmend hielt sie inne und blieb stehen. Es war Mitternacht. Die schweren Flügel waren geschlossen. Natürlich. Was hatte sie erwartet?
    Da öffnete sich eine schmale Nebenpforte, und eine Gestalt in einer schwarzen Kutte trat in den Sturm hinaus. Ein Schleier verhüllte ihr Haupt. Isaura wollte schreien. Waren ihr die Schatten bis hierher gefolgt? Würde sie ihnen niemals entfliehen können?
    Da legten sich schmale Finger um ihr Handgelenk. Menschliche Finger, ganz ohne Zweifel. Sie waren zwar kalt, doch sicher nicht geisterhaft.
    »Isaura, kommen Sie rasch herein. Ich habe Sie erwartet«, sagte die Stimme von Schwester Maria Anna.
    Wie betäubt ließ sich Isaura durch die Pforte ziehen. Das ging über ihren Verstand. Wie hatte die junge Schwester wissen können, was sie gerade umtrieb? Wie sie um diese Zeit erwarten? Fragen über Fragen.
    Die Tür schwang hinter ihnen zu und verbannte den Gewittersturm nach draußen.

Kapitel 41
    Zamora, 1476
    Eine Woche ließ sich Isabel Zeit, um ihre Belange in Burgos zu regeln, um die Adelsmänner und die Bürgerschaft der reichen Handelsstadt auf sich einzuschwören. Natürlich gab es für das Belagerungsheer eine Siegesfeier, doch die Königin achtete darauf, die Besiegten nicht zu sehr zu demütigen. Sie untersagte Plünderungen und verkündete, jeden Übergriff auf Frauen der Stadt scharf zu bestrafen. Dennoch würde die Rebellion die Stadt etwas kosten! Die Truppe verlangte ihren Sold, und schließlich sollte die Kaufmannschaft der Stadt nicht so schnell vergessen, dass sie Untreue gegen ihre Königin teuer zu stehen kommen konnte.
    Dann brachen sie wieder auf und machten sich auf den Rückweg nach Tordesillas. Eine kleine Besatzungstruppe ließen sie zurück, um die Stadt an ihre Versprechen zu erinnern, der Rest sollte das Heer vor Toro verstärken.
    Ihre Rückreise gestaltete sich deutlich weniger anstrengend. Es war zwar immer noch kalt, doch es schneite nicht mehr, und die Wege wurden mit jedem Tag besser. Bald löste das Braun der Erde den festgetretenen Schnee ab. Außerdem legten sie nun jeden Tag kaum mehr als die Hälfte der Strecke zurück, die sie durch den Schneesturm geritten waren. Die meisten der Männer waren zu Fuß und trugen schwere Waffen und Marschgepäck mit sich, und so war der Februar bereits fast zur Hälfte verronnen, ehe Beatriz und Teresa die Rückkehrer mit Freudentränen in den Augen in ihre Arme schließen konnten. Isabel drückte sie beide kurz an sich, trat dann aber einen Schritt zurück.
    »Was gibt es hier Neues?«, wollte sie wissen.
    Beatriz seufzte. »Bist du schon wieder die Königin? Kannst du nicht wenigstens für ein paar Stunden nur Isabel die Freundin sein, die von einer abenteuerlichen Reise zurückkehrt und uns Zurückgebliebenen von ihren spannenden Erlebnissen berichtet?«
    Die Königin sah sie ernst an. »Glaube mir, liebste Freundin, ich wäre gern für eine Weile nur Isabel, doch du verkennst die Lage. Wir sind im Krieg, und Burgos war nur ein Stein von vielen, den wir mit unserem Blut verteidigen müssen, wenn nicht alles verloren gehen soll. Noch können wir nicht aufatmen, und je länger sich dieser Zustand ohne eine Entscheidung hinschleppt, desto größer ist die Gefahr, dass der Franzosenkönig doch noch eingreift. Das dürfen wir auf keinen Fall riskieren!«, sagte sie hart, doch dann wurde ihre Stimme weicher, und ihre Augen schimmerten, als wären sie feucht.
    »Wenn ich das Land in Sicherheit wüsste, dann wäre ich gern eure Freundin Isabel und die Mutter, die ihr Kind in den Armen hält, und die Gattin, die für ihren Mann da ist, damit er keinen Trost in fremden Betten suchen muss.«
    Beatriz schwieg ein wenig betreten, dann räusperte sie sich. »Ich bin sicher nicht die Richtige,

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