Das Kind der Stürme
»Wir werden dich rasch zurückbringen. Ich werde dich wecken.«
»Nein, du verstehst nicht …«
»Doch, Fainne.«
»Aber …« Die Decke fühlte sich so gut an! Ich legte den Kopf hin und schloss die Augen, noch während ich protestierend vor mich hin murmelte.
»Still jetzt«, sagte Darragh. »Ich halte Wache. Ruh dich aus.«
Schlaf rollte über mich hinweg wie eine große Woge, plötzlich und unaufhaltsam. Ein- oder zweimal wurde ich halb wach von der Winterkälte, die durch Decke und Umhang und Kleid drang, um mit ihren eisigen Fingern bis in meinen Kopf zu reichen; mir war bewusst, dass ich zitterte und schauderte, trotz der immer noch glühenden Kohlen und meiner Anstrengung, mich so fest wie möglich zusammenzurollen. Und dann plötzlich war mir warm, wunderbar warm, ich war in Sicherheit, und es ging mir gut, und irgendwo im Hinterkopf schien die Sonne auf das glitzernde Wasser der Bucht, und es war Sommer. Noch später regte ich mich wieder, denn ich wusste, dass die Zeit verging, aber ich wollte noch nicht ganz aufwachen, damit diese wunderschöne Vision nicht verloren ging. Ein Arm war um mich geschlungen, drückte den Umhang an mich, und dieselbe alte Decke bedeckte uns beide. Darragh lag hinter mir und hatte sich fest an mich gedrückt, seine lebendige Wärme war ein Teil von mir, und ich spürte seinen gleichmäßigen, friedlichen Atem in meinem Haar. Ich rührte mich nicht. Ich gestattete mir nicht, vollkommen wach zu werden. Ich dachte, wenn jetzt alles zu Ende ginge, würde mir das nichts ausmachen. Sollte es doch zu Ende gehen, damit ich nie wieder aufwachen würde. Dann schlief ich wieder ein.
»Löckchen.« Ich zog die Decke um mich und kniff die Augen fest zu.
»Fainne. Wach auf, mein Schatz.«
Ich zog die Decke übers Gesicht.
»Fainne. Jetzt komm schon.«
Ich blinzelte und streckte mich und ächzte. Mit einiger Anstrengung gelang es mir, mich aufrecht hinzusetzen. Es war immer noch dunkel. Auf der anderen Seite des Feuers war Darragh mit etwas beschäftigt, und ich konnte sehen, dass Aoife ihre Satteltaschen und die gefaltete zweite Decke auf dem Rücken trug. Die graue Stute stand ruhig neben ihr. Die Helligkeit verschwand aus meinem Kopf, als wäre sie nie gewesen.
Ich versuchte auf die Beine zu kommen. Es war nicht leicht. Der Ritt hatte mir mehr geschadet, als ich dachte.
»Darragh.«
»Mhm?«
»Ich habe das ernst gemeint. Geh zurück zu O'Flaherty. Ich reite allein nach Glencarnagh.«
»Mhm.«
»Hör auf damit!« Meine Stimme war so schwach und jämmerlich wie die eines weinenden Kindes. Was war mit mir los? »Du kannst nicht mitkommen. Ich muss allein reiten.«
»Dann zeig mal, wie du laufen kannst.«
»Das ist ungerecht!« Ich machte einen Schritt, und stechende Schmerzen zuckten durch meinen Rücken.
»Ich kann laufen. Ich werde laufen.«
»Setz dich, Fainne. Wenn du unbedingt zurück willst, werden Aoife und ich dich hinbringen. Das habe ich dir doch schon gesagt.«
»Warum hörst du mir einfach nicht zu?«, protestierte ich und sank ungeschickt zu Boden, denn meine Beine wollten mich nicht mehr tragen. »Du kannst nicht mitkommen. Du darfst nicht mit mir zusammen gesehen werden. Nicht in Glencarnagh. Und auch nicht anderswo.«
»Es bringt dich wohl in Verlegenheit, wenn man dich in Gesellschaft eines Mannes vom fahrenden Volk sieht?« Er hatte mir den Rücken zugedreht und kümmerte sich um die Stute.
»Selbstverständlich nicht.«
»Du wärst tatsächlich so dumm und würdest versuchen zu reiten. Und ich würde dich gehen lassen, weil ich genug davon habe, mich mit dir zu streiten. Aber du kannst diese Stute nicht nach Glencarnagh reiten. Sie ist alt, und sie hat heute schon einen langen Weg hinter sich gebracht. Sie kann dich nicht mehr zurücktragen, nicht im Dunkeln und nicht so schnell. Ich bringe dich hin. Mach dir keine Gedanken, ich werde dich nicht in Verlegenheit bringen, indem ich mich von dem hohen Herrn sehen lasse. Ich will doch deine Aussichten auf eine gute Partie nicht verderben!«
Ich schwieg. Was hätte es schon genutzt, etwas zu sagen? Ich würde tun, was ich tun musste, und jeden Augenblick davon würde ich der Göttin danken, dass Darragh weit weg im Westen war und mich nicht sehen konnte. Jeden Tag würde ich dafür danken, dass ich diese Gelegenheit gehabt hatte, ihn wegzuschicken, damit Großmutter ihn nicht sehen konnte. Ich brauchte allerdings wirklich seine Hilfe, um nach Glencarnagh zurückzukehren, und würde sie dieses eine
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