Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
Familie vorbeikamen, hat Kimby mir ins Ohr geflüstert: »Der Typ ist dumm wie Bohnenstroh, aber er hat eine geile Brust.« Ich habe nichts darauf geantwortet, obwohl ich dasselbe dachte. Ich überlegte gerade, warum Kimby das ausgerechnet zu mir sagt, als sie sich schon verabschiedet hat und in die Einfahrt zu ihrem Haus ein bog.
18:26
Jeff und Marsha sitzen in der Küche und füllen einen Aufnahmeantrag fürs Snyder-College in Ellis aus. Marsha tauchte heute nachmittag mit dem Antragsformular auf und hat Jeff erzählt, daß man sich bis zum 1. März bewerben muß. Wenn er angenommen werden will, muß er jetzt den Arsch hochkriegen. Jeff hat den Kopf geschüttelt und eine Weile rumgedruckst und irgendwas von Sportstipendien gequatscht. Marsha hat ganz ruhig zugehört. Dann hat sie ihm gegen den Arm geboxt und gesagt: »Wach auf.« Sie meinte, wenn bis jetzt noch keine Talentscouts an Jeff herangetreten sind, werden sie jetzt wohl kaum plötzlich alle aus den Büschen kriechen, weil die Basketball-Saison schon fast vorbei ist. Ich bin so froh, daß sich endlich jemand traut, Jeff die Wahrheit zu sagen. Und noch mehr freut es mich, daß er zuhört.
Also hat Jeff den Aufnahmeantrag genommen und angefangen, ihn auszufüllen. Er wird sich ganz normal bewerben. Als ich reinkam, haben sie gerade von Hauptfächern geredet und davon, was Jeff studieren will. Jeff muß einen Aufsatz über seine Berufswünsche schreiben. Er versuchte, Marsha zu überreden, daß sie für ihn den Aufsatz schreibt, aber sie weigerte sich. Sie sagt, er muß sich allmählich selbst Gedanken darüber machen. Schließlich kann er nicht seinen Basketball durchs Leben dribbeln und glauben, daß er alles geschenkt kriegt.
17. Februar
Als ich heute ins Klassenzimmer kam, war Aaron echt mieser Laune. Er trägt weiter seinen Ohrring, und Duff hat ihn wieder zum nachsitzen verdonnert. Er sagt, er weiß nicht, was er tun soll. Ich habe gesagt, er könnte es ja mal ohne den Ohrring probieren, und da ist er sauer geworden. Er sagt, das würde heißen, daß Duff gewonnen hat. Ich fragte ihn, wen das interessiert, und er meinte: »Dich interessiert es natürlich nicht, Ben. Du bist ja viel zu sehr damit beschäftigt, Rosen an die Lehrer zu verteilen.«
Er hatte eindeutig eine Wut auf mich. Anscheinend fühlt er sich von mir im Stich gelassen. Ich habe ihn gefragt, was er von mir erwartet, und er antwortete: »Bezieh Stellung. Sei nicht wie alle anderen.« Ich sagte, daß ich das für eine Sache tun würde, die mein Engagement auch wert ist. Aber hier gibt es nichts, wozu man Stellung beziehen kann. Wofür soll man hier kämpfen? Für besseres Essen in der Cafeteria? Kimby saß heute beim Essen an unserem Tisch. Ralph hat sich anscheinend sehr darüber gefreut, aber Lesly paßte es offenbar gar nicht. Auch Aaron war nicht begeistert. Jedesmal, wenn Kimby etwas gesagt hat, zuckte er zusammen, als hätte er Schmerzen. Ich habe ihn ausgelacht, und Kimby verstand die Welt nicht mehr. »Was ist denn so lustig?« hat sie dauernd gefragt und mich komisch angeschaut, wenn ich lachte. Aaron hat auch nicht gelacht.
Mag war heute nicht in der Schule. Schade, daß sie nicht hier ist. Ich würde alles dafür geben, daß sie mich wieder so ansieht wie früher.
18. Februar
ich heute in die Schule kam, war im Eingang ein Typ mit einer großen Videokamera, auf der seitlich »Channel 4 News« stand. Eine Reporterin hatte sich mit ihrem Mikrophon vor dem Schulwappen aufgebaut und redete von Bürgerrechten an der Chappaqua Highschool. Jemand sagte, daß sie extra, aus Portland gekommen sind. Als ich der Reporterin beim Reden zusah, tauchte plötzlich Aaron mit seinem Ohrring auf. Sie hat ihn gefragt, welche Probleme er wegen seinem Ohrring hat, und er erzählte, daß er ständig nachsitzen muß. Als ich genauer hingeschaut habe, fiel mir auf, daß der Kameramann auch einen Ohrring trug.
In diesem Moment kam Duff aus seinem Büro gestürmt und brüllte uns an, wir sollten alle in unsere Klassenzimmer gehen. Wir standen da wie versteinert. Aaron achtete nicht auf ihn, sondern sprach weiter mit der Reporterin, nachdem Aaron fertig war, hielt die Reporterin Duff das Mikrophon hin und nahm ihn ins Kreuzverhör. Duff forderte sie auf, in sein Büro zu kommen, was sie auch tat. Aaron und der Kameramann sind ihr gefolgt. Bevor Duff die Tür zumachte, hat er uns böse angesehen und gebrüllt: »IM DIE KLASSENZIMMER! ABER DALLI!« Es war komisch. Den restlichen Tag habe ich Aaron nicht
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