Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
unter dem Tisch besser unterhalten als mit Kimby. Und dabei haben wir kein Wort gesprochen. Die meiste Zeit haben wir einander nicht mal angeschaut.
Dann kam die alte Sängerin zu uns und sagte, wir sollen endlich mit unserem Gespräch anfangen. Kimby hatte die Idee, es in einem Restaurant spielen zu lassen. Sie und Aaron sind die Gäste, und ich bin der Kellner. Als wir es aufgeführt haben, hat Kimby ziemlich übertrieben die arrogante Zicke gespielt und dauernd das Essen zurückgehen lassen. Ich habe alle zum Lachen gebracht, indem ich angewidert dreinblickte und tat, als würde ich Kimby in den Rücken schießen. Sie hat nichts gemerkt.
20:16
Eben war Oma da und hat ein ernstes Gespräch mit mir geführt. Sie findet daß Aaron einen schlechten Einfluß auf mich »hatte«. Warum ich denn gar nicht mehr mit meiner alten Clique aus Tranten Township zusammen sei? Das seien doch »so nette Jungs«. Ich hörte mir an, wie sie sich groß darüber ausließ, daß Les Numer jeden Sonntag in die Kirche geht und immer zwischen seinen Eltern sitzt. Manchmal gibt er sogar den Kollektenteller herum. Ich hätte ihr gerne erzählt, was Les so tut, wenn er nicht in der Kirche ist, aber das habe ich mir lieber verkniffen.
Oma weiß nichts vom »Rufer«. Mama hat Papa und Jeff das Versprechen abgenommen, ihr kein Wort zu verraten. Oma glaubt, daß ich in Geschichte so schlecht geworden bin, weil ich zuviel »mit diesem Silver« rumhänge. Mama weiß, daß Oma die Krise kriegen würde, wenn sie den »Rufer« liest. Vielleicht hätte ich ein paar Exemplare aufheben sollen, um sie Oma zu zeigen. Ab und zu eine gute Krise hat noch niemandem geschadet.
27. März
Heute nachmittag im Bus ist etwas echt Komisches zwischen Les Numer und Kuprekski passiert. Wahrscheinlich glaubt Les, daß es besser ist, sich mit Kuprekski zusammenzutun, weil er ihn nicht mehr verprügeln kann. Also hat er sich im Bus das Heft von einem Kleinen gegriffen und «He, Kuprekski!« gebrüllt.
Als Kuprekski sich umgedreht hat, hat Les ihm das Heft zugeworfen. Zuerst dachte ich, er schmeißt ihm das Heft an den Kopf, aber es ist auf Kuprekskis Schoß gelandet. Kuprekski ist mit dem Heft auf dem Schoß sitzengeblieben. Er war total perplex. Dann lächelte er. Anscheinend hat er sich wirklich gefreut, daß Les ihn endlich beachtet, ohne ihn fertigzumachen oder zu verarschen. Er warf das Heft zu Les zurück, und der Kleine jammerte rum.
Ziemlich bald ist das Heft zwischen Les und Kuprekski hin und her über den Mittelgang geflogen. Inzwischen hat der Kleine geheult. Als der Bus an Les' Haltestelle war, stand er auf, um auszusteigen. Er gab Kuprekski das Heft, und dann haben die beiden die Handflächen zusammengeklatscht Es war echt seltsam. Als der Bus vor Kuprekskis Hütte hielt, hat er dem Kleinen das Heft an den Hinterkopf geknallt, blöd gelacht und ist ausgestiegen. Noch nie habe ich Kuprekski so zufrieden gesehen. Es war zum Fürchten.
Les und Kuprekski sind jeder für sich schon schlimm genug. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, was passiert, wenn sie sich verbünden. Wenn mich Oma wieder fragt, warum ich nichts mehr mit ihnen unternehme, sage ich ihr die Wahrheit. Es gibt bessere Freunde.
21:17
Freitag abend, und ich muß zu Hause sitzen. Mama und Papa sind beim BINGO. Papa hat die AA-Sitzung wieder ausfallen lassen. Er mußte Mama versprechen, daß er nächste Woche bestimmt hingeht. Jeff ist mit Marsha bei der Silberhochzeit ihrer Eltern. Seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet. Mein Gott. Wie schaffen sie es noch, einander zu ertragen? Ich kann mir nicht vorstellen, fünfundzwanzig Jahre lang mit jemandem zusammenzuleben, nicht mit Aaron. Mit niemandem. Oma ist mit ein paar Leuten von der Kirche nach Augusta gefahren, um Timmy Will predigen zu hören. Er veranstaltet eine landesweite Kampagne, um Geld zu sammeln, damit ein paar hungernde Menschen aus Äthiopien nach Amerika kommen können, Oma sagt, daß sie sich eigentlich komisch dabei fühlt, «Farbigen« zu helfen. Aber wenn Reverend Timmy sagt, daß es okay ist, liegt bestimmt Gottes Segen darauf.
Ich frage mich, was Aaron heute macht.
Ständig muß ich an ihn denken. Wie sich sein Grübchen unter meinen Lippen anfühlt. An den Geruch seiner Haare. Seine Arme. Daran, wie er die Augen zusammenkneift, wenn er angestrengt überlegt. Oder wenn er sauer ist Es sieht lustig aus. Inzwischen macht mich alles an ihm an. Sogar die Sachen, die ich früher komisch gefunden habe. Jetzt ist schon eine Stunde
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