Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch

Titel: Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Brown
Vom Netzwerk:
vergangen, und ich habe nichts weiter getan, als an ihn zu denken. Ein schöner Zeitvertreib.
28. März
    Furchtbarer Zoff heute. Jeff und ich. Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Die ganze Woche hat sich in mir eine schreckliche Wut aufgestaut und wahrscheinlich mußte ich sie irgendwie rauslassen. Es hat angefangen wie immer. Jeff ist ins Bad gekommen und wollte mich rausschmeißen. Er mußte rein, weil er eine Verabredung hat. Ich habe »nein« gesagt und mir weiter die Zähne geputzt. Er fragte: »Warum führst du dich so auf? Du brauchst heute sowieso nirgends mehr hin.« Ich habe gesagt, daß er sich aufführt, und dann habe ich ihm Rasierschaum ins Gesicht gespritzt.
Jeff ist STINKSAUER geworden. Als er mich hochheben wollte, habe ich ihn gegen die Wand geschubst. Er sprang auf und prügelte auf mich ein. Dabei hat er mich dauernd »Klugscheißer« genannt. Jedesmal, wenn Jeff mich geschlagen hat, habe ich ihn geschlagen. Indem ich mich gewehrt habe, haben seine Schläge plötzlich nicht mehr so weh getan. Manchmal habe ich ihn sogar zweimal hintereinander erwischt, und dann hatte ich einen Vorsprung, was die Schmerzen anging. Ich habe mich gefühlt wie auf Autopilot.
Anscheinend war Jeff gar nicht überrascht, daß ich mich gewehrt habe. Es hat ihn nur noch wütender gemacht. Seine Augen blitzten, und sein Atem ging ganz schwer. Dann lag ich plötzlich auf dem Boden und hatte Keine Ahnung, wie ich dahin gekommen war. Er saß auf meinen Rücken und hat versucht, mir den Kopf einzuklemmen. Ich stieß ihm den Ellenbogen in den Magen und hörte ihn aufstöhnen. Ich glaube, dann ist Oma reingekommen, denn jemand hat »Kinder!!! Schluß!!!« gekreischt. Ich konnte nichts sehen, weil er mein Gesicht in den Teppich gedrückt hat. Auf einmal ist Jeff hochgeschossen wie eine Rakete. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie Jeff, Oma, Mama und Papa auf mich runterschauten. Jeff hatte ein zugeschwollenes Auge und ganz rote Backen. Papa war stinksauer. »Was ist denn hier los, verdammt?« brüllte er.
»Ich habe nur gefragt, ob ich mal ins Bad kann«, sagte Jeff.
»Blödsinn«, habe ich widersprochen.
»Jetzt ist aber Schluß mit diesem Mist«, hat Papa geschimpft.
Jeff hat »okay« gesagt und ist aus der Wohnung gelaufen. Papa hat mir befohlen, in mein Zimmer zu gehen und auch während des Abendessens drinzubleiben. Oma und Mama haben mich beide haßerfüllt angeschaut. Im Bad habe ich mein Gesicht im Spiegel betrachtet. Es sieht nicht so schlimm aus wie Jeffs Visage. Meine Laune besserte sich sofort.
29. März
    War heute mit Oma in der Kirche. Papa wollte mich erst nicht gehen lassen, aber Oma meinte, der Einfluß des lieben Gottes könnte mir nicht schaden. Eigentlich hatte ich gar keine Lust. Aber die einzige Alternative wäre gewesen, den ganzen Tag in der Wohnung zu sitzen. Ich halte es immer weniger im Gottesdienst aus. Dauernd muß ich an Aarons Frage denken: »Warum glaubst du an Gott?« Die Antwort weiß ich immer noch nicht.
Anscheinend bedeutet Gott für jeden Menschen etwas anderes. Für einige ist er wie ein Lehrer, der beim nachsitzen Aufsicht führt. Sie haben Angst, ihn zu verärgern. Den ganzen Tag schleichen sie auf Zehenspitzen rum und trauen sich nicht, etwas Schlechtes zu sagen. Deshalb fangen sie schließlich an, Schlechtes zu denken. Für andere ist Gott wie ein Treibstoff. Jeden Sonntag tanken sie Gott, singen Kirchenlieder und beten wie wild, und das alles in der Hoffnung, daß sie jetzt genug Gott für die ganze Woche intus haben. Für wieder andere ist Gott wie eine Gefängnisstrafe. Sie sitzen von neun bis viertel nach zehn den Gottesdienst ab. Und wenn die Predigt vorbei ist, stehen sie auf und gehen. Sie haben Gott die wöchentlichen fünfundsiebzig Minuten gewidmet, und nun wollen sie wieder ihre Ruhe haben. Für viele ist Gott jemand, der Wunder tut und die Welt mit Gutem überschüttet wie mit Bonbons. Wenn jemand von seinem Krebs geheilt wird, sagt er: »Das war Gottes Werk.« Ein Baby kommt gesund auf die Welt, und alle nennen das »Gottes Werk«. Dreitausend Menschen verlieren bei einem Erdbeben ihr Leben; das ist dann »Gottes Wille«.
Ich weiß nicht, was Gott für mich ist. Alle diese Dinge? Oder keines davon?
Nach dem Gottesdienst haben wir Patsy besucht. Sie hat kein Wort mit uns geredet, sondern lag die ganze Zeit bewußtlos im Bett. Die Krankenschwester erzählte, daß Patsy am Freitag wieder versucht hat wegzulaufen. Deshalb mußten sie ihr Beruhigungsmittel geben. Dann habe ich

Weitere Kostenlose Bücher