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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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sie auf den Straßen von Sun Gate vor dem Armenhaus erwischt, dann wäre das alles nicht passiert.
    Nickleby zündete seine Nuschelrauchpreife an, und der süße Geruch breitete sich im Raum aus. Dann nahm er ein Gewehr aus dem Stapel, den der Kommodore aufgetürmt hatte, und hielt es Molly so hin, als würde er ihr bei einer Dinnerparty ein Stück Käse anbieten.
    »Ich habe noch nie eine Büchse benutzt«, sagte Molly.
    »Mädchen«, rief Kommodore Black, der am Fenster Position bezogen hatte. »In zehn Minuten wirst du auf einen kreuzverdammt neuen Erfahrungsschatz zurückbücken können.«
    Oliver fiel auf, dass weniger Leute über den großen Platz von Rattle zogen. Der Tag verging allmählich, und noch immer hatte sich der Mann, auf den sie warteten, nicht gezeigt. Rattle war das letzte kleine Dorf vor Shadowclock, ein von Bauern bewohnter Marktflecken, wo die Viehtreiber ihr Geflügel und ihre Schweine verkaufen konnten, ohne den Zoll der Stadtstraße zahlen zu müssen. Auch ihre Begleiter vom Wandervolk hatten die großen Straßen der Krone gemieden und sich an diesem Morgen südlich über die Hügel des Tieflands davongemacht. Eine Abgabe an die Straßenbehörde zu zahlen, das gefiel den Nomaden ebenso wenig, als hätten sie ihre bunt bemalten Wohnwagen für eines der reetgedeckten Häuser von Rattle eintauschen müssen.
    Die Kupferzeiger der großen Uhr am Marktplatz spiegelten die letzten Funken des Sonnenuntergangs auf ihrem gehämmerten Metall.
    »Ist es wahrscheinlich, dass unser Kontaktmann darauf reagiert, herbeigerufen worden zu sein?«, fragte Dampfhieb.
    Harry nickte. »Wenn er weiß, was gut für ihn ist, dann wird er kommen.«
    »Bist du sicher, dass er die Nachricht erhalten hat?«, fragte Oliver.
    »Ich habe noch immer ein wenig Vertrauen in die menschliche Natur, alter Knabe«, sagte Harry. »Und noch ein bisschen mehr in die Kaufkraft des jackalianischen Schillings, den ich dem Händler für die Überlieferung der Botschaft: gab.«
    Lichter flammten in den Fenstern von Rattle auf, und vom Gasthof hinter ihnen drang der Geruch von Schlitzhaiöl, als die Bediensteten der Kutschstation ihre eigenen Laternen entzündeten. Nun endlich kam ein Wagen in Sicht, der in gemessenem Tempo und mit knirschenden Achsen heranzuckelte; Harry ging ihm entgegen. Die Zügel führte der wohl älteste Mann, den Oliver je gesehen hatte – sein Gesicht war vom Alter zerfurcht und zum Teil von einem gegabelten Bart bedeckt. Seine Weste hatte einen hohen Kragen aus grauem Stoff, der das Unendlichkeitssymbol und den Fisch der zirklistischen Glaubensgemeinschaft zeigte. Der Mann nickte dem berüchtigten Stave zu.
    »Harold.«
    »Hochwürden.«
    Der Prediger warf Oliver und dem Dampfritter einen langen Blick zu. »Ich dachte, du würdest allein arbeiten.«
    »Der Junge gehört beinahe zur Familie, Hochwürden. Und mein metallener Freund … nun, man könnte sagen, dass er gewissermaßen einen Gefallen darstellt.«
    Der Prediger brummte etwas und betrachtete Dampfhieb. »Diese Satteltaschen waren doch garantiert seine Idee.«
    »Keine Frage, stimmt genau.« Der Dampfmann nickte.
    »Hab mal einen Fuchs gesehen, der einen Hut trug«, sagte der Reverend. »Er war immer noch ein Fuchs. Du kannst neben uns hermarschieren, mein gefährlicher Freund. Es sei denn, du hättest Lust, auch einmal meinen Wagen zu ziehen. Harold, Junge, steigt hinten auf.«
    Der angespannte Klepper – beinahe so zahnlos wie der Prediger – zog das Gefährt in einem gemächlichen Kreis über den Dorfplatz und trottete dann die Sträßchen des Fleckens entlang.
    »Hast du daran geglaubt, ich würde kommen, Harold?«
    »Sobald du die Nachricht bekamst«, antwortete der Wolfschnapper.
    »Verdammt vermessen von dir. Aber du hast immer schon alles auf eine Karte gesetzt.«
    »Ich glaube, ich befinde mich auf sicherem Boden«, sagte Harry. »Vielmehr auf geheiligtem Boden. Wir müssen nach Shadowclock, und ich habe dieses Mal keine Passierscheine für die Stadt. Außerdem brauchen wir ein Versteck, während ich ein paar Geschäfte erledige.«
    »Hat der Wolkenrat sein Händchen für das Fälschen von Papieren verloren, Harold, oder arbeitest du gerade auf eigene Rechnung?«
    Harry rieb sich die Nase. »Kümmere du dich nur darum, wie du uns an den Torwachen vorbeischleusen kannst, Hochwürden. Die Rechnung kannst du getrost mir überlassen.«
    Zu Olivers Überraschung lenkte der Zirklistenprediger den Wagen nun von der Hauptstraße in ein Wäldchen. Als

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