Das Komplott (German Edition)
interessieren.
Der Standardversand mit einer garantierten Laufzeit von drei Tagen kostet dreihundertzehn Dollar, die ich mit einer Prepaid-Kreditkarte bezahle. Als ich aus der Tür gehe und das Gold zurücklasse, atme ich tief durch und hoffe das Beste. Mithilfe des Navigationssystems in meinem Mietwagen finde ich eine UPS-Station und wiederhole das Ganze. Dann fahre ich wieder zum Palmetto Trust, wo es eine Stunde dauert, bis ich an mein Schließfach komme. Ich deponiere den Rest des Geldes und die verbliebenen vier Minibarren dort.
Es dauert eine Weile, bis ich auf dem weitläufigen Gelände des internationalen Flughafens von Miami den DHL -Versandschalter aufgespürt habe, aber schließlich finde ich ihn und gebe weitere Pakete auf. Dann verabschiede ich mich bei Avis von meinem Impala und nehme ein Taxi zum Bereich für die allgemeine Luftfahrt, der weit vom Hauptterminal entfernt liegt. Dort verfährt sich mein Fahrer zwischen den privaten Flugzeughangars, Charterfirmen und Flugschulen, die ganze Häuserblocks füllen, während wir vergeblich nach einer Firma namens Maritime Aviation suchen. Die sollte sich dringend ein größeres Schild anschaffen, weil das jetzige schon von der nächsten Straße aus kaum zu sehen ist, und fast hätte ich den Angestellten im Büro deswegen heruntergeputzt, als ich sie endlich gefunden habe. Ich beiße mir auf die Zunge und versuche, mich nicht aufzuregen.
Es gibt keinen Scanner, weder für mich noch für mein Gepäck, und ich vermute, dass private Flughafenterminals nicht über die entsprechenden Geräte verfügen. Da ich damit rechne, bei meiner Ankunft in Antigua irgendwann überprüft zu werden, gehe ich auf Nummer sicher. Ich habe rund dreißigtausend Dollar in bar bei mir, von denen der Großteil in meinem Gepäck versteckt ist, und wenn sie das durchsuchen und Ärger machen, stelle ich mich einfach dumm und zahle die Strafe. Ich war in Versuchung, ein oder zwei Goldbarren einzuschmuggeln, um zu sehen, ob es funktioniert, aber das Risiko ist so groß, dass es sich nicht lohnt.
Um halb zwei fordern mich die Piloten zum Einsteigen auf, und wir kriechen in einen Learjet 35, eine kleine Maschine, ungefähr halb so groß wie die Challenger, die Nathan und ich bei unserem Flug nach Jamaika genießen durften. Der Learjet 35 kann vielleicht sechs Passagiere aufnehmen, aber ausgewachsene Männer würden mit den Schultern aneinanderstoßen. Statt einer Toilette befindet sich unter einem Sitz für den Notfall ein Nachttopf. Gelinde gesagt, ist alles sehr beengt, aber das interessiert mich nicht. Die Maschine ist viel billiger als ein großes Flugzeug und genauso schnell. Ich bin der einzige Passagier, und ich habe es eilig.
An Bord gegangen ist Max Baldwin mit ordnungsgemäßen Papieren. Malcolm Bannister wurde endgültig aus dem Verkehr gezogen. Ich bin mir sicher, dass der Zoll irgendwann jemanden beim FBI benachrichtigt, der meine Reise nach einigem Kopfzerbrechen seinem Chef melden wird. Es wird allgemeine Verwunderung herrschen, während sich alle fragen, was Baldwin treibt, was er mit den Privatmaschinen will und warum er so viel Geld auf den Kopf haut. Viele Fragen, aber im Grunde wollen alle nur wissen, was dahintersteckt.
Das werden sie allerdings nicht herausfinden – außer, ich sage es ihnen.
Als wir vom Terminal wegrollen, überfliege ich schnell noch einmal die E-Mail an Mumphrey und Westlake und klicke dann auf »Senden«.
Heute ist der 28. Juli. Vor vier Monaten wurde ich aus Frostburg weggebracht, vor zwei Monaten mit einem neuen Gesicht und einem neuen Namen aus dem Krankenhaus in Fort Carson entlassen. Während ich versuche, die vergangenen Wochen Revue passieren zu lassen und richtig einzuordnen, döse ich immer wieder ein. Als wir unsere Reisehöhe von dreizehntausend Metern erreichen, schlafe ich endgültig.
Zwei Stunden später werde ich von Turbulenzen geweckt und sehe aus dem Fenster. Wir streifen den oberen Rand eines Sommergewitters, und der kleine Jet wird ordentlich durchgeschüttelt. Einer der Piloten dreht sich um und hebt den Daumen – alles in Ordnung. Der wird’s schon wissen. Wenige Minuten später ist der Himmel wieder ruhig, der Sturm liegt hinter uns, und ich blicke auf die wunderschönen Wasser der Karibik. Dem Display an der Trennwand vor mir entnehme ich, dass wir gleich St. Croix überfliegen, das zu den amerikanischen Jungferninseln gehört.
Hier unten gibt es viele Trauminseln und eine unglaubliche Vielfalt. Im Gefängnis hatte
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