Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
Vom Netzwerk:
ihr. Wir nahmen auf dem Sofa Platz, die Teetassen in der Hand.
53.
    »Gut. Zuerst habe ich mich auf die Bank konzentriert. Und ich habe eine schlechte Nachricht, Vigo.«
    Ich stellte die Tasse auf den Tisch, strich mir über die Stirn und war auf das Schlimmste gefasst.
    »Dein Bankkonto wurde aufgelöst.«
    »Wie bitte?«
    »Deine Eltern oder die Menschen, die sich als solche ausgeben, haben gestern dein Konto aufgelöst.«
    »Aber … wie ist das möglich?«
    »Sie haben die gesetzliche Vormundschaft. Offensichtlich wegen deiner psychiatrischen Probleme hatten sie das Recht, es zu tun. Dein Konto wurde gestern um halb elf aufgelöst.«
    »Gestern? Aber … Und mein Geld? Wie … wie komme ich jetzt zurecht?«
    »Ich weiß nicht. Es ist sicher sehr unangenehm … Hattest du kein Sparkonto?«
    »Nein. Nein. Ich habe es immer vorgezogen, Bargeld zu haben. Als ich bei mir zu Hause war, habe ich all mein Bargeld mitgenommen, aber das reicht nicht lange. Ach, die Halunken! Was soll ich nur tun?«
    Agnès verzog hilflos den Mund.
    »Vigo, ich kann dir vorerst über die Runden helfen. Solange du bei mir wohnst, brauchst du nicht viel, und dann musst du eben einen neuen Job finden. Auf jeden Fall musst du unbedingt irgendwann wieder arbeiten.«
    »Aber diese Geschichte ist der reine Wahnsinn!«, rief ich in Panik. »Ich habe gar nichts mehr. Nichts. Keinen Namen mehr, keine Identität mehr, keine Eltern mehr und kein Geld mehr. Agnès, es gibt mich nicht mehr!«
    Ich ließ verzweifelt meinen Kopf in den Nacken sinken.
    »Ich werde aber nicht auf deine Kosten leben«, murmelte ich und schloss die Augen. »Es ist mir schon peinlich genug, bei dir zu wohnen.«
    »Vigo, wir finden eine Lösung. Aber im Augenblick ist das nicht das Wichtigste.«
    Ich verharrte ein paar Sekunden unbeweglich und versuchte, mich zu beruhigen. Ich durfte mich nicht von der Panik unterkriegen lassen. Ich öffnete die Augen und wandte mich Agnès zu.
    »Auf jeden Fall bedeutet das, dass meine Eltern da sind, irgendwo …«
    »Die Leute, die behaupten, deine Eltern zu sein, ja. Es gibt sie und sie haben anscheinend beschlossen, dir alles wegzunehmen, was du zum Überleben brauchst. Was bestätigen könnte, dass sie zum Lager der Leute gehören, die dich suchen.«
    Ich stieß einen langen resignierten Seufzer aus.
    »De Telême, Doktor Guillaume, meine Eltern … die einzigen Menschen, denen ich vertraut habe.«
    »Wenn stimmt, was wir vermuten, Vigo, dann haben diese Menschen dein Leben mehr als zehn Jahre lang manipuliert. Sie haben immer gelogen. Und ich glaube, sie wissen jetzt, dass du ihrer Lüge auf die Schliche gekommen bist, und sie versuchen, dich wieder unter Kontrolle zu bringen, indem sie dir deine Existenz nehmen.«
    Ich schwieg erneut. Und Zorn erfasste mich. Es würde mir nicht genügen, die Wahrheit herauszufinden, diese Menschen würden alles büßen müssen, ihre Lügen, ihre Manipulationen.
    »Und wie steht es mit ihrem Konto?«, fuhr ich fort. »Hast du das Konto meiner Eltern herausfinden können?«
    »Ja. In deiner Bank gab es ein Konto auf den Namen von Marc und Yvonne Ravel. Aber es wurde zur gleichen Zeit aufgelöst wie deines. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Namen nicht echt sind. Übrigens hat mir die Passbehörde bestätigt, dass dein Ausweis gefälscht ist.«
    »Aber vielleicht könnte man Informationen über sie finden, wenn man dieses Konto unter die Lupe nimmt, oder? Herausfinden, wer sie wirklich sind.«
    »Dafür müsste man ein juristisches Verfahren einleiten, mit der Zustimmung des Staatsanwalts. Man kann mit dem Strafprozessrecht nicht einfach seine Spielchen treiben. Meine kleine persönliche Untersuchung hat den Rahmen der Legalität bereits weit überschritten. Ich musste das Gesetz umgehen und mehrere entgegenkommende Kollegen diskret um einen Gefallen bitten, und ich gestehe, dass mir das überhaupt nicht gefällt. Wenn meine Vorgesetzten herausfinden, was ich alles getan habe, werde ich bestimmt Ärger bekommen. Jetzt bist du an der Reihe, zu handeln. Ich finde, wir haben genug Beweise, um die Angelegenheit dem Staatsanwalt zu übergeben. Die Kriminalpolizei kann diesen Fall dann in aller Ruhe untersuchen.«
    »Nein, Agnès, nein. Du hast mir versprochen, dass du mir hilfst zu verstehen, bevor wir die Behörden einschalten. Wir haben jetzt den Beweis, dass ich nicht verrückt bin, dass ich die ganze Geschichte nicht erfunden habe. Wir wissen, dass sich etwas zusammenbraut. Ich habe mich

Weitere Kostenlose Bücher