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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Wahrscheinlich verließ er sich darauf, daß Rik van
de Bovenkamp das alles in seinem schlichten Geiste nicht
zu übersehen vermochte und recht daran tat, sich der
Führung des Mannes anzuvertrauen, den er jetzt –
während der eitle Heiler die Fresken betrachtete, die Jesus
beim Einzug in Jerusalem zeigten – im Chorraum hinter
dem Altar noch einmal flüsternd ansprach, um ihm die
zuvor gestellte Frage des Niklas anzuvertrauen.
    »›Ein Tempel des Jupiter, der stolz ins Meer
hinausragt‹? – Damit kann nur die imposante Ruine im
Süden Siziliens gemeint sein –.«, der Chevalier hatte die
Sachlage sofort erfaßt, »ein Ort, den die Fischer ›Selinunt‹
nennen!«
    Er zog Rik in die unverschlossene Sakristei der Kirche,
wo er Pergament und Schreibwerkzeug fand. »Ich gebe
dem ›Heiler‹ die Antwort schriftlich –.«, erklärte er Rik,
während er das Schlüsselwort niederschrieb, »– mit dem
Zusatz: ›Dort erwartet den Freund der verdiente Lohn!‹«
    Der Chevalier rollte das Blatt und schob es Rik unter das
Lederkoller. Ȇbergebt es dem Niklas und haltet weiter
die Augen offen – nun mehr denn je!«
    Damit war Rik verabschiedet.
Der Heiler hatte die Kirche schon verlassen,
wahrscheinlich wartete er draußen in dem vor der Sonne
schützenden Gefährt, das sie gemeinsam benutzten. Rik
    trat hinaus auf den Vorplatz, da stand die Kutsche. Er ging
auf sie zu, öffnete den Schlag und steckte seine Nase in
das Innere des Gehäuses. An den Schlag, den er erhielt,
konnte er sich nicht mehr erinnern, nur die schmerzende
Beule am Hinterkopf erklärte ihm in etwa, was mit ihm
geschehen war, als er im Graben der Landstraße
aufwachte, die von Palermo aus in den Süden der Insel
führte.
    Der Felskegel von Linosa mit seiner Templerburg lag, von
dort aus gesehen, vom südlichen Sizilien nicht sonderlich
weit entfernt inmitten des Meeres, doch wesentlich näher
war es zur Küste von Iffriqia, vor allem zum
uneinnehmbar befestigten Mahdia.
    Im Hafen von Linosa traf Pol de Morency auf den
zurückgelassenen Timdal. Ihrer beider einziges Sehnen
gipfelte darin, Melusine aus den Händen der Sarazenen zu
befreien. Pol war bereits von den gutherzigen Ärzten als
maurischer Herr ausgestattet worden – der Mohr verfügte
immer noch über die prall gefüllte Reisekasse. Was lag
also näher, als die Rollen weiterzuspielen und als ›Herr
und Diener‹ in Mahdia aufzutreten? Nur ein Schiff mußte
noch gefunden werden, denn die Templer in das Spiel
einzubeziehen, war nach den Erfahrungen des Mohren
nicht nur sinnlos, sondern auch selbstmörderisch. Sie
ließen also nichts über ihre wahren Absichten verlauten
und warteten geduldig auf ihre Chance.
    Elgaine reagierte im ersten Moment recht ungehalten, als
der blessierte Rik im Königspalast auftauchte und nach
dem Chevalier fragte. Der allerdings hielt sich dort nicht
länger auf, sondern geleitete den Seneschall des
Königreichs mit einem starken Truppenaufgebot in den
Süden der Insel. Auch Teile der Flotte waren ausgelaufen,
um den Ort vom Meer aus abzuriegeln, wenn die Falle am
Tempel von Selinunt zuschnappen sollte. In letzter Minute
war dem Chevalier das Kommando über die Schiffe
anvertraut worden, war er doch der einzige, der die beiden
gesuchten Übeltäter von Angesicht zu Angesicht kannte.
Armand de Treizeguet legte dem Seneschall nachdrücklich
ans Herz, den Deutschen Niklas schonend zu behandeln,
der mit seiner Kutsche sicher – naiv und eitel wie er war –
mitten ins Geschehen rollen würde. Dann ging der
Chevalier an Bord des schnellsten Seglers, denn die
beiden Herren aus Marseille, ihm wohlbekannt als der
›Eiserne Hugo‹ und ›Guillem das Schwein‹, sollten ihrer
gerechten Strafe nicht entkommen. In seinem Eifer achtete
er des Umstandes nicht, daß ›Guglielmus Porcus‹, einst
angesehener, obgleich in Unehren entlassener Admiral der
sizilianischen Flotte, immer noch äußerst beliebt bei den
Mannschaften war.
    Rik und Elgaine schwören sich gegenseitig, den
verdammten Ring nicht zu besitzen, berichten sich dann,
was sie wissen – oder was sie meinen, daß der andere
wissen muß – und geloben, zukünftig einander zu
vertrauen, denn ihr gemeinsamer Entschluß steht fest:
Flucht aus Palermo, so schnell wie möglich, denn die
Geschichten, in die sie verwickelt sind, drohen ihnen über
den Kopf zu wachsen. Von dem Befreiungsschlag, den der
Chevalier gerade vorbereitet, ahnen sie nichts. Auch

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